Der Drei-Dörfer-Weg verbindet drei typische Dörfer im Biosphärenreservat Bliesgau. Neben schön restaurierten Bauernhäusern und Sehenswürdigkeiten wie die mehr als 1.000 Jahre alte Stephanuskirche in Böckweiler erlebt man eine herrliche Landschaft.
Altheim gehört zu den ältesten Siedlungsorten im Bliesgau. Die Entstehung des Ortes fällt wahrscheinlich ins 6. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung von „Altheym“ datiert aus dem Jahr 1275, als Pfarrer Folmar aus Altheim testamentarisch seinen Besitz dem Kloster Hornbach vermachte. Viele Jahre später fiel der Ort an das Herzogtum Lothringen. Im Tauschvertrag von 1781 fiel Altheim an die Grafen von der Leyen in Blieskastel. Während der Französischen Revolution wurde der Ort Lothringen zugeschlagen, ab 1816 gehörte er zum Königreich Bayern und später zum Saargebiet.
Vom Startpunkt am Wanderparkplatz am Ortsende von Altheim überqueren wir mittels Brücke die Bickenalb. Der etwa 17 Kilometer lange Bach entspringt in Frankreich und mündet später in den Hornbach. Die Wegtrasse verläuft zunächst entlang der Hornbacher Straße auf dem Bürgersteig. Nachdem wir die Mittelbacher Straße erreicht haben, folgen wir der Straße nach rechts. Wenig später geht es nach links in die Niedhammerstraße. Nach wenigen Metern steigen wir über einen Wiesenweg steil nach oben. Vorbei am Friedhof und einigen Wohnhäusern gelangt man auf die Anhöhe oberhalb von Altheim.
Die Landschaft ist geprägt von Streuobstwiesen und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Rund um Altheim finden sich in den Wiesen viele Orchideenarten. Im Frühjahr blühen auf dem Kalkofer Berg an der Landstraße nach Hornbach unzählige Küchenschellen.
Pilgern entlang der Sterne Europas
Der Feldweg Richtung Böckweiler zieht sich wie ein weißes Band durch die Landschaft. Über uns zieht der Milan seine Kreise, Falken stehen mit schnellem Flügelschlag in der Luft und immer wieder steigen Lerchen aus den Wiesen, um ein kurzes Konzert zu veranstalten. Ich kann mich kaum sattsehen an den Landschaftsbildern und lasse sie intensiv auf mich wirken. Über die Fritz-Schuck-Straße nähern wir uns in Böckweiler dem Schmuckstück des Ortes: der mehr als 1.000 Jahre alten romanischen Stephanuskirche. Die Kirche wird zum ersten Mal in einer Urkunde von Abt Luidolf am 30. November 1149 als Prioratskirche des Benediktinerklosters Hornbach erwähnt. An ihrer Stelle befand sich mit großer Wahrscheinlichkeit ein heidnisches Heiligtum. Der Ursprung der heutigen Kirche geht auf eine karolingische Basilika mit zugehörigem Kloster zurück. Die genaue zeitliche Einordnung ist wegen geringer Funde und Ausgrabungsergebnissen schwierig.
Über die Hochwaldstraße verlassen wir Böckweiler. Der Weg steigt für eine längere Phase nach oben. Die Wegstrecke liegt zum größten Teil auf der Trasse des Jakobsweges. Im Mittelalter orientierten sich die Jakobspilger in Richtung Santiago de Compostela an der feinen Sternenspur in der Milchstraße, die in der Nacht am Firmament Richtung Spanien weist. Das europäische Modellprojekt „Sternenweg/Chemin des étoiles“ nimmt symbolisch Bezug auf diesen kosmischen Wegweiser unserer Vorfahren und versteht sich in der Gegenwart als Beitrag zur behutsamen Inwertsetzung der Wege der Jakobspilger in Teilen des Saarlandes, von Rheinland-Pfalz sowie Lothringens und des Elsass. Eine europäische Zukunftsvision durchdringt das Projekt: Pilgern entlang der Sterne Europas für Toleranz, Humanität, Freiheit, Demokratie, freundschaftliche Begegnung der Kulturen und den Frieden. Im Aufstieg auf die Höhe hinter Böckweiler treffen wir für ein kurzes Wegstück auf die Beschilderung des Saarland-Rundwanderweges. Die Aussicht auf der Höhe ist grandios. Unter uns im Tal liegt Pinningen, weiter rechts Medelsheim. Vor dem gegenüberliegenden Höhenrücken befinden sich die Dörfer Utweiler und Riesweiler. Dahinter verläuft die Grenze zwischen dem Saarland und Lothringen. Im Frühling ist der grüne Flächenteppich unterbrochen vom leuchtenden Gelb der Rapsfelder. Bevor wir den Abstieg ins Tal auf uns nehmen, wartet eine Bank für eine Rast. Dort lesen wir auf einem Schild, das den Sternenweg markiert: „Zeit zum Aufbruch, Innehalten, Entdecken, Neue Wege gehen, Frieden stiften, Schöpfung bewahren“
Hommage an den Heiligen Pirminius
Steil führt der Weg nach unten ins nahe gelegene Pinningen, dem jüngsten Ort im Bliesgau. 1478 wurde der Pinninger Hof in einer Urkunde als Gut des Klosters Hornbach genannt. Die Gemarkung gehörte zu Zweibrücken-Bitsch, später zu Lothringen. 1699 siedelten Bewohner vom benachbarten Seyweiler am Platz des Hofes und gründeten den Ort Pinningen. 1726 wurde der Name von Amts wegen in Neualtheim geändert. In der Bevölkerung war Pinningen weiterhin gebräuchlich. Im Rahmen der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Neualtheim am 1. Januar 1974 der Stadt Blieskastel als Stadtteil zugeordnet. Im August 2006 betrieb der Ortsbeirat von Neualtheim eine Rückbenennung in den alten Ortsnamen Pinningen. Die Mehrheit der Einwohner wie auch die Stadt Blieskastel unterstützten das Vorhaben. Am 1. Juli 2007 wurde Neualtheim offiziell wieder in Pinningen umbenannt.
Nach der Durchquerung des Ortes wechseln wir am Ortsende die Straßenseite. Die Hinweisschilder zeigen, dass wir nach rechts über einen Wiesenweg sacht bergauf wandern dürfen. Oben angekommen überqueren wir eine Teerstraße. Bis nach Altheim geht es über einen schmalen Pfad nach unten. Etwas versteckt befindet sich hinter der Dorfkirche der Pirminusgarten. Die Gartenanlage im ehemaligen Pfarrgarten der katholischen Kirche St. Andreas in Altheim gilt als Hommage an das Lebenswerk des Heiligen Pirminius, Gründer des Klosters Hornbach. Neun quadratische Beete stehen stellvertretend für die Klostergründungen des Heiligen, ein Rosenbogen symbolisiert das „Paradiesische“ in dessen Leben. Wenige Minuten später sind wir am Ausgangspunkt der Wanderung angelangt.