Mit einem ungefährdeten 2:0-Erfolg gegen Erzgebirge Aue haben sich die Wogen beim 1. FC Saarbrücken geglättet. In Wiesbaden soll nun nachgelegt werden.
Zu einem perfekten Tag fehlte Patrick Sontheimer nur noch ein Treffer. Doch kurz vor dem Ende wollte er den Ball querlegen, statt selbst zu vollenden. „Da habe ich die Situation falsch eingeschätzt. Es wäre natürlich die Krönung gewesen“, sagte der Mittelfeldspieler des 1. FC Saarbrücken nach dem 2:0-Erfolg gegen Erzgebirge Aue. Kurz vor der Partie hatte der Verein die Vertragsverlängerung mit dem 26-Jährigen bekannt gegeben. Ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, aber „Sonti“ wollte früh Klarheit. Einige Zweitligisten hatten ihn beobachtet, richtig konkret war das Interesse von 1860 München. „Meine Frau und ich fühlen uns hier sehr wohl. Es passt alles und ich genieße eine hohe Wertschätzung. Daher habe ich mich entschlossen, hierzubleiben“, sagte Sontheimer.
Vor rund 11.000 Zuschauern erzielten Kasim Rabihic und Florian Krüger kurz vor und kurz nach der Pause die Treffer für solide Blau-Schwarzen. „Wir waren konzentriert und hätten sicher ein paar Tore mehr schießen können. Jetzt gilt es, dranzubleiben. Wir fahren am Freitag mit 3000 Fans nach Wiesbaden. Wer da nicht heiß ist, dem ist nicht mehr zu helfen“, sagte Sontheimer.
Überraschend hat Coach Rüdiger Ziehl auf eine Dreierkette umgestellt. Doch statt Kapitän Manuel Zeitz lief Bjarne Thoelke im Zentrum auf. Neben ihm verteidigten Lasse Wilhelm und Joel Bichsel. „Tempo und Körpergröße haben den Ausschlag gegeben“, erklärte Ziehl. Thoelke lieferte ein Jahr nach seinem letzten Startelfeinsatz eine überzeugende Partie ab. Doch der Trainer bremst die Erwartungen: „Wir kennen alle seine Historie, angesichts dessen müssen wir abwarten, wie er das Spiel verkraftet. Ob er für Wiesbaden eine Option ist, kann man nicht vorhersagen.“ Ohnehin wird der gesperrte Sven Sonnenberg zurückkehren. Bichsel ist sowieso gesetzt und Wilhelm steht in der Gunst des Trainers sehr weit oben. „Es tut gut, dass wir zu null gespielt haben. Wir sollten von Spiel zu Spiel denken. Die anderen werden auch noch Federn lassen“, sagte Bichsel, der kurz Schluss am Rande eines Platzverweises wandelte. Nach einem Check am eingewechselten Zeitz ging der Schweizer rustikal dazwischen: „Da muss man mal ein Zeichen setzen. Er geht den Kapitän an, das geht so nicht“, sagte der Verteidiger. Obwohl Zeitz nur wenige Minuten spielte, war er doch ein Thema. Ersatz-Kapitän Phillip Menzel eilte gar aus dem Tor, um dem Rückkehrer die Kapitänsbinde überzustreifen.
Bei den Fans steht „Zeitzer“ ohnehin hoch im Kurs. Ziehl war bereits vor der Partie bemüht, Druck aus der Diskussion zu nehmen: „In der Viererkette fühlt er sich nicht so wohl. Bis zu seiner Verletzung hat er in der Dreierkette immer gespielt. Natürlich ist es ungewöhnlich, wenn man den Kapitän nicht auf der Platte hat, aber es ist den Umständen geschuldet.“ Ziehl ist sich bewusst, dass der prominent besetzte Kader immer wieder Härtefälle provoziert. Gegen Aue durfte Tim Civeja ran, da Sebastian Vasiliadis geschont wurde. Schon vor Wochen sagte der Trainer: „Civeja oder Elijah Krahn haben allen Grund, sauer auf mich zu sein. Sie trainieren gut, sind absolute Profis, aber am Ende spielt meistens nur einer. Für mich als Trainer ist das Luxus, für die Spieler ist es schwer.“
Personell ist der FCS bereits jetzt gut aufgestellt. Kai Brünker und Sontheimer haben verlängert, bei Rabihic greift eine Option, weil er die erforderliche Anzahl an Spielen erreicht hat. Ansonsten gibt es nicht mehr viele offene Fragen – unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Mit dem derzeit verletzten Richard Neudecker stehen die Verantwortlichen in Kontakt. Der Bayer hat im Aufstiegsfall ohnehin einen Vertrag und auch im Fall eines weiteren Drittligajahres soll die Zusammenarbeit fortgesetzt werden. Bei den Leihgeschäften Stefan Feiertag und Florian Krüger hat der Verein das Heft des Handelns nicht in der Hand, und bei Simon Stehle geht die Tendenz zu einem Wechsel ins Ausland. „Wir sind aber in Kontakt. Er hat keine leichte Phase, aber er hat auch schon bewiesen, dass er treffen kann. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt“, sagte Ziehl.
Sicher scheint zu sein, dass die Zusammenarbeit bei Julian Günther-Schmidt, Boné Uaferro und Dominik Becker enden wird. Offensivmann Günther-Schmidt schafft es kaum noch in den Kader. Regionalligist FC Homburg ist interessiert, „JGS“ strebt aber einen Wechsel in der 3. Liga an. Möglicherweise sogar zum gestrigen Gegner Aue. Uaferro könnte es zum Berliner Regionalligisten Altglienicke ziehen. „Er war einfach sehr oft verletzt, er hat große Verdienste, das steht außer Frage“, sagte Ziehl, der Sven Sonnenberg als Abwehrchef auserkoren hat. Zudem sind mit Bichsel und Wilhelm zwei junge Verteidiger gebunden. Hinzu kommt Kapitän Zeitz. Bei Thoelke will sich Ziehl alle Optionen offenhalten. Und es sicher auch von der Ligazugehörigkeit abhängig machen. Noch sind sechs Spiele zu absolvieren. Will der FCS aufsteigen, wird er vier gewinnen müssen. Am Freitag geht es nach Wiesbaden.
FORUM-Einzelkritik:
Phillip Menzel: Überhaupt nicht gefordert. Note 3
Calogero Rizzuto: Großes Laufpensum, ungenaue Flanken. Note 3
Philip Fahrner: Sehr viel unterwegs. Formkurve geht nach oben. Note 2-
Joel Bichsel: Umsichtig und souverän. Note 2
Bjarne Thoelke: Ein perfekter Auftritt. Note 1
Lasse Wilhelm: Gutes Tempo und gute Spieleröffnung. Note 2
Patrick Sontheimer: Gut im Spiel, muss ein Tor machen. Note 2-
Tim Civeja: Sein Pass zum 1:0 war eine Augenweide. Defensiv immer noch ausbaufähig. Note 2-
Kasim Rabihic: Die pure Spielfreude. Note 2
Kai Brünker: Im fehlt noch die Spielpraxis. Note 3
Florian Krüger: Aufsteigende Form. Belohnte sich mit einem Tor. Note 2
Elijah Krahn: Kam für Rabihic und fügte sich gut ein. Note 3
Stefan Feiertag: Wirkte etwas verkrampft nach seiner Einwechslung. Note 3