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WAS MACHT EIGENTLICH...

In der Rolle des Bertrand Daumale spielte er in „La Cavale des Fous“ an der Seite von Florence Pernel
Foto: picture alliance / COLLECTION CHRISTOPHEL

Pierre Richard?

Seine Rollen als Tollpatsch in Komödien wie „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ oder „Zwei irre Spaß­vögel“ machten ihn bekannt. Zu­letzt spielte er mit in „Jeanne du Barry“ und dreht nun als 90-Jähriger „Der Mann, der den Bär sah, der den Mann sah“ – seinen wohl letzten Film.

Der spektakuläre Erfolg der Spionage-Komödie „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ und einigen daran angelehnten Nachfolgern hat Pierre Richard weltberühmt gemacht und war für ihn Fluch und Segen zugleich: „Vielleicht hat mich diese Erfolgsspirale mit den Komödien davon abgehalten, über die Art von Kino nachzudenken, die wirklich zu mir passt“, zitiert ihn „Web.de“ anlässlich seines 90. Geburtstages im August 2024. Seine Rollen als Tollpatsch haben ihn nämlich zu sehr festgelegt auf Komödien, von denen er sich erst viel später zu emanzipieren versuchte. Auch die Mitwirkung in den 80er-Jahre-Filmen (unter anderem „Zwei irre Spaßvögel“) von Gerard Depardieu – als liebenswerter Trottel an der Seite eines Raubeins – festigte sein bisheriges Image. „Also ein Tollpatsch bin ich eigentlich nicht, aber oft abgelenkt“, sagt er und zieht Parallelen zwischen sich und seinen Filmfiguren. „Vielleicht ist das eine Konstante in meiner Persönlichkeit, dass ich mich nicht anpassen kann und immer ein bisschen außen vor bleibe.“

Fan-Besuch auf seinem Weingut

Der 90-Jährige dreht mit „Der Mann, der den Bär sah, der den Mann sah“ seinen wohl letzten Film
Der 90-Jährige dreht mit „Der Mann, der den Bär sah, der den Mann sah“ seinen wohl letzten Film - Foto: picture alliance / abaca

Besonders beliebt waren Richards Filme in Deutschland, von wo aus ihr Siegeszug in alle Welt startete. Selbst in seinem Heimatland Frankreich wurde er erst zum Star, als ihm im Nachbarland die Herzen des Publikums schon zugeflogen waren. Gerade das deutsche Publikum ist Richard bis heute sehr gewogen. Selbst auf seinem Weingut „Château Bel Evéque“ im südfranzösischen Gruissan kommen immer wieder deutsche Fans vorbei und freuen sich, ihn dort zu treffen. „Ich habe immer eine sehr enge Verbindung zu den Menschen in Deutschland gehabt“, betont er in der „Frankfurter Rundschau“. Deshalb ist der „leidenschaftliche Opa“ Richard glücklich über die Feststellung, dass seine sechs Enkel keinerlei Ressentiments gegenüber Deutschland wegen der Kriegsvergangenheit haben. 

Der „große Blonde“, der heute längst schlohweißes Haar hat, konnte sein künstlerisches Talent in der Familie weitervererben. Seine beiden Söhne sind Musiker: Olivier ist Saxophonist des Duos Blues Trottoir und Christophe ist Kon­trabassist. Beide haben zusammen die Filmmusik des Films „Droit dans le mur“ komponiert, bei dem Pierre Richard 1997 für Hauptrolle, Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnete. Und Richards Enkel Arthur Defays arbeitet als Model.

Obwohl Richard in den vergangenen drei Jahrzehnten über 50 Filme gedreht hat, sind nur relativ wenige in deutschen Kinos gelandet. Ausnahmen waren da nur die deutsch-französische Rentnerkomödie „Und wenn wir alle zusammenziehen?“, in der er 2011 an der Seite von Jane Fonda, Geraldine Chaplin und Daniel Brühl glänzte, oder die Beziehungskomödie „Monsieur geht online“ aus dem Jahr 2017. Auch in „Die Sch’tis in Paris“ konnte er 2018 sein komödiantisches Talent wieder mal in der Rolle als kauziger Alter ausleben. Dass Richard im französischen Kino immer noch eine große Nummer ist, beweisen nicht nur zwei bedeutende Filmpreise für sein Lebenswerk: 2006 erhielt er den Ehren-César“ und 2015 den Magritte-Ehrenpreis. Auch konnte er im Mai 2023 bei den Filmfestspielen in Cannes zusammen mit Johnny Depp den Eröffnungsfilm „Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs“ präsentieren, für die beiden Stars gemeinsam vor der Kamera standen. Zu Richards letzten Filmarbeiten zählen auch noch „Der Geschmack der kleinen Dinge“ (2022), „Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ (2023) und die Sozialkomödie „Fêlés“ (2024). 

Krankheiten machen ihm Angst

Das Alter ist für Richard kein großes Problem, auch wenn er sich gelegentlich schon mal scherzhaft als der „Große Blonde mit dem orthopädischen Schuh“ bezeichnet. „Es gibt nichts Schönes am Älterwerden!“, gesteht er der FR, aber er sei trotzdem weiterhin ein positiv eingestellter Mensch. „Was mir Angst macht, sind Krankheiten, nicht unbedingt der Tod“, der allerdings bei einem 90-Jährigen „im Kopf wesentlich präsenter ist als noch vor 20 Jahren“. Andererseits grübele er aber auch nicht die ganze Zeit über die Last des Älterwerdens nach. Vielleicht hilft ihm aber ja auch seine Feststellung, „dass Schauspieler viel besser altern als beispielsweise Politiker, weil sie wahrscheinlich mehr Spaß an ihrer Arbeit haben“. Spaß hat Richard offensichtlich auch am Synchronisieren von Animationsfilmen. Zuletzt sprach er 2022 den Marcelino in der französischen Version des spanischen Originals „Os Demonios do Meu Avo“. Außerdem verlieh er im gleichen Jahr dem Zeus seine Stimme in „Pattie et la colère de Poseidon“.

Anscheinend hat der fleißige Richard inzwischen aber doch mal einen Gedanken an den Ruhestand verschwendet. Als er jetzt seinen neuesten Film „Der Mann, der den Bär sah, der den Mann sah“ ankündigte, sprach er bei „Radar Armenia“ nämlich von einem für ihn großen Event, weil er gerade „seinen letzten Film“ gedreht habe. Ende 2025 soll er in die Kinos kommen. 

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