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WAS MACHT EIGENTLICH...

1989 Pit Weyrich moderiert die Fern­seh­show „Kaum zu glauben“. An seiner Seite: Mike Krüger und Karl Dall (rechts)
Foto: picture alliance / United Archives

Pit Weyrich?

Seine Karriere startete er 1969 beim SR als Kameramann, wurde dann bei ARD, ZDF und RTL Regisseur, Produzent und Moderator. Er führte Regie bei Kult-Sendungen, moderierte die Show „Kaum zu glauben“ und Galas. Der 76-Jährige macht jetzt Internet-Radio.

Mit Weyrich verdankt seine Karriere eigentlich seinem Vater, einem Musikproduzenten, der mit dem Regisseur Truck Branss befreundet war. Als der hoffnungsvolle HSV-Nachwuchskicker und talentierte Hobbyfotograf Pit eines Tages vom Training nach Hause kam und die älteren Herren im Wohnzimmer vorfand, lockte ihn Branss mit einer Kameramann-Ausbildung zum SR nach Saarbrücken. Dort konnte Weyrich bei dem relativ kleinen Sender in elf Jahren viel lernen. Zudem sei im Saarland „das Essen geil“ gewesen, erinnert sich der Fernsehmacher noch heute.

Von Saarbrücken aus ging sein Weg kontinuierlich nach oben und machte ihn zu einem gefragten TV-Regisseur und -Moderator. Er hat in den vergangenen 55 Jahren mit vielen Showgrößen wie Heinz Rühmann oder „Jopi“ Heesters zusammengearbeitet und Leuten wie Udo Lindenberg, Peter Maffay, Chris de Burgh oder Thomas Gottschalk den Weg zu ihrem Ruhm geebnet, indem er sie ins richtige Licht gesetzt hat. Aus diesem halben Jahrhundert Showgeschäft sind Weyrich noch heute zahlreiche Anekdoten präsent, die er immer wieder gern bei Partys zum Besten gegeben hat. „Schreib das doch mal auf“, drängten ihn seine Freunde zu einem Buch, das er „eigentlich gar nicht schreiben wollte“. Dann habe er aber gemerkt, dass ihm das Schreiben Spaß macht.

„Ich war immer emphatisch“

Seine unterhaltsamen Geschichten wurden dann 2023 unter dem Titel „Heißt da unten jemand Weyrich?“ veröffentlicht. Eine Besonderheit seines Buches sind QR-Codes, die man abscannen kann, um dann für ergänzende Informationen auf entsprechenden Internet-Seiten zu landen. Der Buchtitel spielt auf eine Szene an, die Weyrich mit dem legendären Rainer Werner Fassbinder erlebt hat. Dieser habe bei einer gemeinsamen Arbeit ein für Weyrich bestimmtes Telefonat angenommen und dann von oben seinem Team zugerufen: „Heißt da unten jemand Weyrich?“ Dass Fassbinder selbst nach zweiwöchiger Zusammenarbeit nicht den Namen seines Kameramannes kannte, empfindet Weyrich heute noch als respektlos: Ein solcher Umgang sei heute nicht mehr möglich. Als junger Fernsehmacher habe er damals gleich gedacht: „So möchte ich auf keinen Fall werden.“ Das sagte Pit 2023 in einem SR-Interview. Er selbst habe dann im Beruf oft zu hören bekommen, dass er strenger sein müsse, um sich in der Showbranche durchsetzen zu können. „Das habe ich nicht gebraucht. Ich war immer empathisch gewesen“, und damit sei er über ein halbes Jahrhundert lang gut gefahren.

Pit Weyrich bei der Premiere des Theaterstücks "Diese Nacht - oder nie!" 2019 in München
Pit Weyrich bei der Premiere des Theaterstücks "Diese Nacht - oder nie!" 2019 in München - Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Von seiner ausgleichenden Art profitierten Stars wie ABBA, Boney M., James Last, Gilbert Bécaud, Roland Kaiser, Gitte Henning oder Peter Alexander, für die er Shows, Konzertübertragungen oder Musikvideos verantwortete. Heute habe sich im Fernsehen einiges geändert. Dennoch glaubt Weyrich nicht, dass nach Gottschalks „Wetten, dass?“-Abschied die große TV-Show am Samstagabend keine Zukunft mehr hat: „Die Leute wollen weiterhin unterhalten werden. Es wird auch ohne Gottschalk weitergehen.“ Auch am Samstagabend.

Seine gedruckten Lebenserinnerungen beendet Weyrich mit dem Satz: „Wie schön ist es, gebraucht zu werden!“ Dieses Gefühl der Wertschätzung habe er zum Glück über all die Jahre hinweg oft erlebt und dadurch bis heute immer gut zu tun gehabt. Ans Aufhören denkt Weyrich auch mit 76 Jahren noch nicht: „Ich bin zwar im Rentenalter und auf dem Papier auch Rentner, aber ich kann keine Ruhe geben“, bekannte er kürzlich gegenüber „Bild“. 

„Wir sprühen vor Leidenschaft“

Nach wie vor führt er Regie beim sonntäglichen „ZDF-Fernsehgarten“ und hat auch sonst noch Pläne. So hat er im November 2023 mit Stefan Fuchs den Internet-Sender „RadioMatchbox“ gegründet, der täglich werbe- und verkehrsmeldungsfrei „bunt gemischte Sendungen mit Infos, kleinen Geschichten und Musik aus vielen Jahrzehnten und allen Genres moderiertes Radio bietet. Weyrich ist als einer von 16 Moderatoren etwa dreimal pro Woche ein bis zwei Stunden selbst am Mikrofon und präsentiert seine Sendungen „Classic & Pop“, „Comedy Box“, „Cappuccino“ oder „Viva L’Italia“. Dass er jetzt auch Radio macht, sieht Weyrich als gute Ergänzung zu seiner übrigen Tätigkeit. Er betritt dafür auch kein Neuland, denn bis kurz zuvor sammelte er als Moderator bereits sieben Jahre lang bei Frank Laufenbergs „Popstop.eu“ Erfahrungen im Internet-Radio.

Privat ist Weyrich seit zehn Jahren mit Schauspielerin, Sängerin und Moderatorin Isabell Varell verheiratet, nachdem das Paar bereits seit 2008 liiert war: „Wir sprühen immer vor Leidenschaft – beim Essen, in der Liebe und beim Musikhören“, beschreiben sie ihre Beziehung. Sie haben zwei Wohnungen, um sich auch mal aus dem Weg gehen zu können und Ruhe für ihre Arbeit zu haben. Varells Quirligkeit und seine Ruhe ergänzten sich perfekt, betont Weyrich, der sein Lebensmotto gut durch den Titel des 1982er Volker-Lechtenbrinks-Songs „Leben so wie ich es mag“ beschrieben sieht: „Ich mache, was ich gerne mache!“ 

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