Nach dem verpatzten Jahresauftakt in Wiesbaden ist die SV Elversberg mittlerweile wieder voll auf Kurs 2. Bundesliga. Nach dem Sieg am vergangenen Freitag kommt es nun zum Derby beim 1. FC Saarbrücken.
Dass die Mannschaft von Trainer Horst Steffen richtig gut unterwegs ist, zeigt schon der Blick auf die Tabelle. Nach 20 Spieltagen rangiert das Team aus Elversberg sieben Punkte vor dem Zweiten aus Wiesbaden, elf Zähler vor dem Lokalrivalen aus Saarbrücken.
Doch welche Dimensionen dieser seit Monaten anhaltende Erfolgslauf erreicht hat, wird beim Blick in die Vergangenheit klar: Noch nie hatte ein Drittligist nach 20 Spielen so viele Punkte geholt wie die SVE: 47. Der bisherige Rekord lag bei 46 Zählern. Das hatten der 1. FC Heidenheim (2013/14) und der 1. FC Magdeburg (2017/18) geschafft.
Beide Clubs stiegen letztlich als Meister in die 2. Bundesliga auf. Das Freitagsspiel in der vergangenen Woche gegen Mitaufsteiger Essen war ein Kraftakt, der in der zweiten Halbzeit jedoch positiv entschieden wurde – mit Klasse und Anstrengung. „Es war harte Arbeit“, musste Coach Horst Steffen bei „Magenta Sport“ zugeben. In der ersten Halbzeit hatte sein Team „ein, zwei brenzlige Situationen, da hatten wir alles reingeworfen, weil wir nicht richtig Zugriff hatten“.
Nach 22 Minuten hatten die Hausherren mächtig Glück. Erst trafen Isaiah Young und Lawrence Ennali den Pfosten, abschließend wurde Simon Engelmanns Schuss von Marcel Correira auf der Linie geklärt. „Wir hatten ein bisschen Mühe, den Gegner von unserem Tor fernzuhalten. Wenn wir in Rückstand geraten, wird das Ganze noch ein Stück weit schwieriger“, so Steffen. Doch die null stand auch zur Halbzeitpause und im zweiten Durchgang blühte der Ligaprimus immer mehr auf, nach 62 Minuten war es dann so weit, und die SVE ging in Führung. Nach mehreren Passstafetten landete der Ball bei Manuel Feil, der zur Führung traf. „Das war Tiki-Taka aus dem Saarland – ein sehr schönes Teamtor, das sieht schon echt gut aus“, war der 28-Jährige stolz. Das 2:0 durch Nick Woltemade (70.) legte der Mittelfeldspieler auch noch vor, steht damit nun bei 14 Torbeteiligungen. Vor rund einer Woche konnte der Verein stolz verkünden, bis 2026 mit dem gebürtigen Augsburger verlängert zu haben. „Der Trainer passt extrem gut zu mir, deshalb habe ich auch gesagt, dass ich den Vertrag so lange verlängere. Er hat dieselben Spielideen für mich wie ich“, so Feil. Als die Partie schon entschieden war, legte Israel Suero Fernandez in der Schlussminute das 3:0 nach und rundete den gelungenen Abend ab. „Es kann nicht besser losgehen, wir konnten vorlegen“, meinte Feil, der sicherlich beim Blick auf die Tabelle das Grinsen auch nicht mehr aus dem Gesicht bekommt. „Der Aufstieg war bisher nicht so das Thema gewesen. Aber wenn man so dasteht, dann ist es Quatsch zu sagen, man will Fünfter werden“, sagte er.
Manuel Feil verlängert
Eine der bisher nur drei Niederlagen kassierte der Aufsteiger am zweiten Spieltag zu Hause im Nachbarschaftsduell gegen den 1. FC Saarbrücken. Am Samstag steht das Rückspiel im Ludwigspark an. Und das wird vor einer stattlichen Kulisse stattfinden. Schon einmal waren für ein Spiel im neuen Ludwigsparkstadion sämtliche Tickets vergriffen. Das war am 6. November 2021 im Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern. Weil gegen die Roten Teufel aus Sicherheitsgründen jedoch 500 Plätze neben dem Gästeblock als Pufferzone freibleiben mussten, konnten „nur“ 15.544 Karten verkauft werden. Für das Duell gegen die SV Elversberg ist eine Pufferzone nicht nötig, sodass alle 16.003 Tickets abgesetzt werden können. Und die Chancen, dass es dazu kommen wird, stehen gut. Der Heimbereich ist mit rund 14.200 Zuschauern seit Mittwoch, nur zwei Tage nach dem Start des freien Vorverkaufs, bereits restlos ausverkauft. Und auch die SV Elversberg hat in der ersten Verkaufsphase bereits 1.300 der 1.800 Tickets für den Gästeblock abgesetzt. Noch nie haben so viele Fans die SVE zu einem Auswärtsspiel begleitet – die kurze Entfernung von lediglich 15 Kilometern zwischen beiden Stadien macht es möglich. Möglicherweise werden aber auch einige FCS-Fans im Gästeblock sein, im Internet kursieren bereits entsprechende Aufrufe, sich Karten für diesen Bereich zu kaufen. Bereits beim Hinspiel hatten sich Anhänger des 1. FC Saarbrücken mit Karten für Bereiche der Elversberg-Fans eingedeckt, sodass insgesamt 5.500 Blau-Schwarze im Stadion waren. Dabei war alles friedlich geblieben. Und sportlich? Die SV Elversberg könnte mit einem Sieg den Vorsprung auf den aktuellen Dritten aus Saarbrücken auf satte 14 Punkte hochschrauben. Horst Steffen wird dabei zum ersten Mal in Saarbrücken als Cheftrainer der SVE an der Seitenlinie stehen: „Dass ich nach viereinhalb Jahren mal in Saarbrücken gegen Saarbrücken spiele, da freue ich mich drauf. Es spielen zwei Spitzenmannschaften aus der 3. Liga gegeneinander, beide aus dem Saarland, das ist doch eine schöne Geschichte. Dementsprechend ist die Vorfreude riesengroß.“ Auch Robin Fellhauer, der selbst eine blau-schwarze Vergangenheit hat, reist mit Vorfreude in den Ludwigspark: „Ich habe selbst erst einmal in dem neuen Stadion gespielt, damals im Saarlandpokalfinale. An diesen Erfolg von damals wollen wir anknüpfen.“ Rückkehrer Luca Dürholtz, sieht es ähnlich wie sein Coach: „Ich glaube es ist für das ganze Saarland ein besonderes Spiel, dass es dann jetzt in der 3. Liga mit zwei Spitzenmannschaften ist, macht die Situation noch besonderer.“
Klar ist: Der Druck liegt ganz beim FCS. Nach der Niederlage in Verl und dem schlechten Auftakt zu Hause gegen Duisburg zählt in diesem emotional aufgeladenen Derby nichts anderes als ein Sieg. Die SVE hingegen hat die Poleposition inne – und wenn man den Statistiken vertraut, wird sie diese Position auch nicht mehr hergeben.