Ridley Scotts Meisterwerk „Gladiator“ setzte Anfang des Millenniums hohe Maßstäbe für das oft belächelte „Sandalenfilm“-Genre. Das Monumentalepos wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet, darunter mit dem als „Bester Film“. Jetzt erzählt der Kult-Regisseur in
„Gladiator II“ den Kampf um Rom noch einmal neu.
Die Skepsis bei den Fans von „Gladiator“ war riesengroß. Würde es dem britischen Filmemacher Ridley Scott – immerhin schon 86 Jahre alt – gelingen, das antike Rom als Schauplatz für eine weitere Gladiatoren-Saga zu neuem Leben zu erwecken? Mit Personen, deren schicksalhafte Verstrickungen einem zu Herzen gehen? Und mit spektakulären Action-Szenen, die man nicht so schnell vergisst?
„Gladiator II“ (gerade im Kino angelaufen) erzählt von Ereignissen, die 16 Jahre nach dem Tod des legendären Gladiators Maximus (Russell Crowe) und des römischen Kaisers Commodus (Joaquin Phoenix) stattfinden. In der nordafrikanischen Provinz Numidien lässt der Bauer Hanno (Paul Mescal) Weizenkörner durch seine Hand rieseln. Das erinnert nicht zufällig an die symbolträchtige Szene im ersten „Gladiator“, in der Maximus seine Hand sanft über ein sprießendes Weizenfeld gleiten lässt. Hanno verfüttert die Körner allerdings an seine Hühner. Ob das ein schlechtes Omen ist? Denn schon sieht man römische Kriegsschiffe am Horizont – mit Kurs auf Numidien.
Kriegsschiffe am Horizont
Nach einer gewaltigen Seeschlacht, unter der Führung des Feldherrn Marcus Acacius (Pedro Pascal), wird die Provinz nach Römer-Art „befriedet“. Hanno wird als Kriegsgefangener ins Römische Reich gebracht. Dort gerät er in die Hände des zwielichtigen Waffen- und Sklavenhändlers Macrinus (Denzel Washington). Macrinus bildet Hanno zum Gladiator aus und geht mit ihm nach Rom. Durch Geschicklichkeit und Mut wird Hanno schnell zum neuen Publikumsliebling im Kolosseum. Doch damit gibt sich Macrinus nicht zufrieden – und heckt einen teuflischen Plan aus: Mithilfe von Hanno will er die degenerierten Cäsaren-Zwillingsbrüder Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) stürzen, um selbst die Macht in Rom zu ergreifen.
Diesen Plan verfolgen – allerdings auf ihre Art – auch Marcus Acacius und seine Frau Lucilla (wie im ersten Teil: Connie Nielsen), vormals Commodus’ Schwester und Tochter des großen Kaisers Marcus Aurelius. Sie ertragen es nicht mehr, wie Geta und Caracalla das römische Imperium durch ihre ruchlose Herrschaft in den Untergang treiben. Ein Komplott wird geschmiedet – die Lage spitzt sich dramatisch zu. (Spoiler-Alarm!) Und plötzlich erkennt Lucilla in Hanno ihren verloren geglaubten Sohn Lucius …
Kämpfe mit hohem Schauwert
Ridley Scott variiert in „Gladiator II“ einzelne Erzählstränge des Originals und gibt ihnen einen neuen Spin. Und er weiß natürlich genau, was er seinen Fans bieten muss – nämlich spektakuläre Glanznummern inner- und außerhalb des Kolosseums. Zum Beispiel Hannos bestialischen Kampf gegen zähnefletschende Paviane. Auch die blutrünstigen, ultrabrutalen Gladiatoren-Kämpfe im Kolosseum lassen nichts zu wünschen übrig. Weitere Höhepunkte sind der Auftritt eines mordlüsternen Gladiators auf einem Riesennashorn. Oder wie die Arena für eine Seeschlacht – inklusive gefräßiger Haie – geflutet wird. Ein weiterer imposanter Schauwert ist das Kolosseum selbst. Es wurde für die Dreharbeiten in Marokko tatsächlich nachgebaut. „80 Prozent aller Bauten sind echt – nur 20 Prozent des Films sind Blue Screen und digital nachbearbeitet“, erklärt der stolze Regisseur. Hardcore-„Gladiator“-Fans werden freilich Russell Crowe vermissen. Frei nach dem Highlander-Motto: „Es kann nur einen geben!“
Aber Paul Mescal und Pedro Pascal machen ihre Sache durchaus sehr gut. Die eigentliche Sensation des Films ist Denzel Washington: Wie er mit schlangenhafter Geschmeidigkeit seine Intrigen spinnt, ist ganz großes Kino. Kann Ridley Scott den Zauber des ersten „Gladiator“ noch einmal entfachen? Darauf muss jeder selbst die Antwort finden. Am besten im Kino. Und das Popcorn nicht vergessen!