Der 1. FC Saarbrücken hat es geschafft, die Nicht-Darbietung aus dem Verl-Spiel noch einmal zu unterbieten. Die Kaderplanung rückt in den Fokus. Nun kommt das schwere Auswärtsspiel in Aachen.
Die Ansprüche sind ziemlich gering geworden beim 1. FC Saarbrücken. 15 passable Minuten reichten aus, damit der eine oder andere einen „besseren Auftritt als gegen Verl“ gesehen hatte. Ob der unglücklich agierende Innenverteidiger Robin Bormuth oder der wieder einmal nicht zu null spielende Torwart Phillip Menzel, der sogar von einem „kleinen Tief“ sprach, sie alle brachten die Wahrheit nicht auf den Punkt. Der Aufstiegsaspirant aus dem Saarland präsentierte sich am Samstag in Ingolstadt über weite Strecken wie ein Abstiegskandidat. Und auch wenn „die Saison noch jung“ sei, wie Menzel erklärte: Nach zwölf Spieltagen beträgt der Abstand auf die „rote Zone“ noch ganze sechs Punkte. Wer geglaubt hatte, das Team würde die Lehren aus der bitteren Niederlage gegen zugegeben sehr starke Verler ziehen, sah sich getäuscht.
Dass der FCS im Audi-Sportpark nach 50 Minuten nicht bereits mit vier oder fünf Toren im Hintertreffen lag, hatte viel damit zu tun, dass der Gastgeber aus Ingolstadt keineswegs überragend war. Doch einfachste Mittel reichten, um den FCS vor unüberwindbare Probleme zu stellen. Das 1:0 der „Schanzer“ durch Dennis Kaygin war beispielhaft für einen trägen, pomadigen und lustlosen Auftritt des FCS. Florian Pick verweigerte die Rückwärtsbewegung, die beiden Sechser Elijah Krahn und Abdoulaye Kamara schauten zu, die Innenverteidiger rückten zu spät raus. Kaygin nagelte den Ball unbedrängt unter die Latte. Ansonsten durfte sich Torwart Menzel einige Male auszeichnen, während der FCI reihenweise Abschlusschancen leichtfertig vergab.
Nach 45 Minuten ging es mit 1:0 für den FCI in die Kabine, und wohl niemand hatte daran gedacht, dass es zehn Minuten nach dem Wechsel 1:1 stehen könnte. Denn zunächst musste Menzel retten, die Systemumstellung von Vierer- auf Dreierkette zahlte sich nicht aus. Der Ausgleich fiel aus abseitsverdächtiger Position und aus heiterem Himmel. Pick flankte auf den Kopf von Kai Brünker, beide profitierten von einer schwachen Ingolstädter Hintermannschaft. Danach folgten 15 Minuten, die ansatzweise wie Fußball aussahen. Die keinesfalls vor Selbstvertrauen strotzenden Gastgeber wackelten, der FCS kam eher mit Wucht, denn mit Plan zu zwei, drei aussichtsreichen Situationen. Einmal forderten die Blau-Schwarzen dann auch noch Elfmeter. Als die Kräfte schwanden, wechselte FCI-Trainerin Sabrina Wittmann kräftig durch, brachte frischen Wind und mit Yann Sturm den Siegtorschützen.
Sontheimers Ausfall nicht kompensiert
Und ihr Pendant auf der Gegenseite? Minutenlang beriet sich Schwartz mit seinen Co-Trainern, doch zu weiteren Wechseln entschloss er sich nicht. In der Pause hatte er Kaan Caliskaner und Philip Fahrner gebracht, drei Wechsel wären noch drin gewesen. Dass Brünker und Pick am Ende müde wirkten und das Anlauflaufverhalten nachließ, hätte dem Trainerteam auffallen können. Die Abstände auf dem Feld wurden größer, am Ende verteidigten Sven Sonnenberg und Co. zu offensiv, weil die Gastgeber ungehindert aufbauen konnten. Wie schon gegen Verl wechselte Schwartz erst, als der Gegner getroffen hatte. Dass Pick noch fast den Ausgleich erzielt hätte, ist nur ein schwacher Trost. Am Ende steht eine absolut verdiente Niederlage. „Wir schaffen es nicht, konstant zu spielen“, bilanzierte Schwartz. Der 58-Jährige gilt als erfahrener Haudegen. Seine Teams spielten in aller Regel nie den schönsten Fußball, waren aber griffig, giftig, unbequem und ließen ihr Herz auf dem Platz. Der FCS – so drastisch muss man es derzeit sagen – spielt weder schön noch unbequem. Und so rückt die Kaderzusammenstellung in den Blickpunkt. Dass der bisher stabilste Manndecker Lasse Wilhelm als Rechtsverteidiger geopfert wurde, spricht Bände. Das hatte schon unter Rüdiger Ziehl nicht funktioniert. Im Abwehrzentrum fehlt ein schneller Aufbauspieler. Es stimmt weder in der Innenverteidigung, noch in der Außenverteidigung. Und schon gar nicht im Mittelfeld-Zentrum. Der Ausfall von Patrick Sontheimer, ohnehin einer der wenigen Führungsspieler, wurde bis heute nicht kompensiert. Es gibt zahlreiche gute Kicker für die Achter-Position, aber einen Taktgeber und Abräumer bietet der Kader nicht. Dazu stellt sich die Frage der Mentalität. In den sozialen Medien wird wieder einmal ein Trainerwechsel gefordert. Es ist wie bei Schwartz’ Vorgängern Ziehl und Uwe Koschinat. Die Kritik zielt stets auf eine Person. Die Spieler sind fein raus. Dass die permanente Unruhe im Verein nicht leistungsfördernd ist, steht außer Frage. Dass sich Spieler Gedanken machen, wie es in der nächsten Saison weitergehen könnte, ist legitim.
Die derzeitige Spielzeit ist allerdings – vorsichtig formuliert – prominent ausfinanziert. Rennen, kämpfen und Vorbild sein kann man übrigens auch, wenn man nicht weiß, wo man am 1. Juli 2026 spielt. Am Sonntag geht es nach Aachen. Die Zeit der Alibis läuft ab. Denn dass sich diese derart fragile Truppe in unteren Tabellen-Regionen zurechtfinden muss, mag man sich kaum ausmalen.