Mit dem Fernsehmehrteiler „Die Dornenvögel“ spielte sie sich 1983 weltweit in die Herzen des Publikums. Seit 2000 ist sie vor allem als Drehbuchautorin und Regisseurin tätig. In der Kino-Dokumentation „Rachel’s Farm“ gibt die 65-Jährige Einblick in ihr Leben.
Als Rachel Ward in „Die Dornenvögel“ als Farmerstochter dem Priester Ralph de Bricassart den Kopf verdrehte, wusste die aus einer englischen Adelsfamilie stammende Darstellerin noch nicht, dass sie selbst später mal überwiegend auf einer Farm leben sollte. Mit ihrem Ehemann Bryan Brown – in der Erfolgsserie als Schafscherer Luke O’Neill ebenfalls dabei – lebt sie heute ziemlich zurückgezogen in Australien und unterstützt ihre Tochter, die sich dort als Farmerin selbstständig gemacht hat. Ward ist in der Schauspielbranche heute weitgehend hinter der Kamera tätig, produziert Filme und schreibt Drehbücher, gelegentlich fungiert sie auch als Co-Produzentin.
Eine Farm in Australien
Über ihre Tätigkeit auf dem australischen Landgut hat sie vor wenigen Monaten den Dokumentarfilm „Rachel’s Farm“ gedreht. Im Mittelpunkt der Doku, die im Juni auf dem australischen Filmfestival in Sydney Premiere feierte, stehen sehr persönliche Interviews mit Ward, ihrer Familie und Leuten die sie für ihren Wechsel vom Filmbusiness zum Farmerleben inspiriert haben. Die Schauspielerin zeigt in „Rachel’s Farm“, wie sie gegen Trockenheit und sintflutartige Regenfälle und gegen das katastrophale Buschfeuer 2019/20 ankämpfen musste. Diese schwerwiegenden Naturereignisse und die während dieser Zeit erlebte Geburt ihres ersten Enkelkindes Zan führten dazu, dass Ward sich seitdem stärker mit ihrer persönlichen Verantwortung für die Umwelt und den Erhalt der Lebensgrundlagen beschäftigt und sich in Australien ökologisch engagiert.
„Die Dornenvögel“ war damals für Ward ein Glücksfall, denn sie wurde unter 40 Bewerberinnen ausgewählt, obwohl man der jungen und darstellerisch noch unerfahrenen Kandidatin einen Schauspiellehrer zur Seite stellen musste. Heute glaubt Ward selbstkritisch, dass sie die Rolle zu „100 Prozent wegen des Aussehens und zu 40 Prozent wegen der Schauspielerei“ bekommen hat: „Ich hatte das Gefühl, dass es trotz mir ein Erfolg war“, bekannte sie im Vorjahr im Magazin „Closer“. Eine besondere Bedeutung bekam die Erfolgsserie für Ward natürlich auch dadurch, dass sie am Set den ihren Ehemann spielenden Kollegen Bryan Brown kennen und lieben lernte, mit dem sie inzwischen schon fast vier Jahrzehnte verheiratet ist: „Deshalb waren unsere Liebesszenen so glaubwürdig“, erzählte sie dem Portal Newsner. Mit Brown stand Ward danach noch einige weitere Male gemeinsam vor der Kamera.
Nach den „Dornenvögeln“ bekam Ward immer wieder Rollen in Filmen wie „Gegen jede Chance“ (1984) und „Mörderisches Dreieck“ (1992) oder TV-Serien wie „Monarch Cove“ (14 Folgen, 2006) und „Rain Shadow“, in der sie 2007 eine Hauptrolle übernahm. Für ihren Einsatz in „USS Charleston – Die letzte Hoffnung der Menschheit“ war sie 2001 auch für den Golden Globe als „Beste Hauptdarstellerin in einer Mini-Serie oder einem TV-Film“ nominiert. Ward, die 1979 im Fernsehfilm „Christmas Lilies of the Field“ erstmals vor der Kamera stand, spielte 2006 in der Mini-Serie „Blackbeard“ nochmals an der Seite von „Dornenvögel“-Kollege Richard Chamberlain, mit dem sie gelegentlich noch Kontakt hat. Zudem war sie bisher bereits 16-mal als Synchronsprecherin im Einsatz, etwa 2018 in dem Animationsfilm „Peter Hase“ oder 2022 in der TV-Serie „Darby and Joan“, in der ihr Mann die Hauptrolle spielt. Trotzdem konzentriert sich Ward seit der Jahrtausendwende immer stärker auf die Tätigkeit als Regisseurin und Drehbuchautorin. Ihre ersten Arbeiten waren 2000 der Kurzfilm „Blindman’s Bluff“ sowie 2001 „Das große Haus“. Für „Das große Haus“ gewann Ward sogar den australischen Kurzfilmpreis und im Folgejahr den australischen Kritikerpreis, den sie 2003 neben dem Atom-Award auch für „Marthas neuer Mantel“ erhielt.
Für ihre Verdienste um den australischen Film sowie ihr soziales Engagement für benachteiligte Jugendliche wurde Rachel Ward 2005 auch zum Mitglied des australischen Ordens ernannt. Ab den späten Nullerjahren war sie noch für weitere Filme als Regisseurin verantwortlich, darunter ihr erster abendfüllender Film „Schöne Kate“, der auf dem Sydney Film Festival 2009 Premiere feierte, sowie die Fernsehdokumentation „Knot at Home Project“ (2006) und der TV-Film „An Accidental Soldier“ (2013). Regie führte sie in je drei Folgen der Fernsehserien „My Place“ (2011), „The Straits“ (2012) und „Devil’s Playground“ (2014) und zuletzt 2022 in dem Kurzfilm „These Futures are not inevitable“. In der Komödie „Palm Beach“, in der sowohl ihr Mann Bryan als auch Tochter Matilda mitwirkten, hatte Ward 2019 das Drehbuch geliefert und Regie geführt.
Preise für Kurzfilme
2016 hatten Rachel und die als Regisseurin und Schauspielerin tätige Matilda Brown in „The Death and Life of Otto Bloom“ dieselbe Figur in unterschiedlichen Altersphasen gespielt: „Wir sehen uns so ähnlich, also ist es ein großer Bonus, dass wir körperliche Ähnlichkeiten und Verhaltensweisen teilen“, betont Ward, die mit ihrem Mann 2019 auch bei der Geburt von Matildas Sohn Zan dabei war.