Waren Kryptowährungen in Trumps erster Amtszeit dem US-Präsidenten noch ein Gräuel, verdient er nun ungeniert daran mit. Die gesetzliche Aufwertung digitaler Währungen befeuert ihre Rolle als neue Zahlungsmittel.
Wenn Donald Trump wieder Privatmann und nicht Präsident der Vereinigten Staaten ist, wird sich sein Vermögen deutlich vergrößert haben: Sein Medienunternehmen Trump Media (TMTG) verkündete kürzlich, Bitcoins in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar gekauft zu haben. TMTG will sogar eigene Kryptowährungen auf den Markt bringen. Offiziell hat Trump keine Kontrolle über seine Unternehmen, sie werden derzeit von seinen Söhnen Donald Jr. und Eric geführt.
Drei Tage vor Antritt seines Amtes gab Trump die Ausgabe einer eigenen Memecoin, $TRUMP, bekannt. Der Handel mit einer solchen Kryptowährung, der man wegen ihres meist lustigen Images und bei erfolgreichem Marketing der ausgebenden Person oder Institution einen bestimmten Marktwert zuschreibt, war ein voller Erfolg. Anfangs. Der Preis schnellte um 300 Prozent in die Höhe, verlor jedoch bis Mai 80 Prozent seines Wertes. Ein zwischenzeitliches Hoch erfuhr die Memecoin dann wieder, als Trump im Mai ankündigte, mit 220 ausgewählten Investoren ein Dinner zu veranstalten, die mehr als zwei Millionen Dollar investiert haben. Namen wurden nicht veröffentlicht, die Presse musste draußen bleiben – schließlich sei dies ein Dinner während der privaten Zeit des Präsidenten, hieß es. Um Gesetze zu umgehen, fand das Dinner auf Trumps Privatanwesen in Florida statt und nicht im Weißen Haus.
Einfluss beim US-Präsidenten kaufen
Käufer hatten bis dahin wegen des Wertverfalls laut einer „New York Times“-Analyse etwa zwei Milliarden US-Dollar verloren, während TMTG rund 350 Millionen US-Dollar an Verkaufs- und Handelsgebühren eingenommen hatte. Anwälte und Ethikexperten kritisierten dieses Geschäft massiv, öffnete es doch ausländischen Interessenten Tür und Tor, sich mithilfe einiger Mausklicks Einfluss beim amtierenden US-Präsidenten zu kaufen. Jonathan Katz, Anti-Korruptionsexperte des renommierten Brookings Institute, bezeichnete Trump deshalb bereits als korruptesten Präsidenten der Geschichte.
Tatsache: Moralische Leitlinien kennt Trump nicht. Seine Selbstbereicherung verkauft er als geschäftlichen Erfolg für ganz Amerika. So geschehen bei dem teuren Luxusflugzeug, das die Regierung von Katar ihm zum Geschenk machte. Der Umbau zur Präsidentenmaschine kostet geschätzt 400 Millionen US-Dollar an Steuergeldern, Trump soll es nach seiner Amtszeit aber behalten dürfen. Er bezeichnete es öffentlich als „dumm“, ein solches Geschenk abzulehnen.
Während sich die Trump-Familie völlig ungeniert und gedeckt durch die Republikaner und zum Teil den Supreme Court in der Verquickung von Amt und Geschäft bereichert, löst der Patriarch weiter Wahlkampfversprechen ein. Eines davon: Digitalwährungen in den USA voranzutreiben. So unterzeichnete er kürzlich ein Gesetz, das die rechtliche Basis für Geschäfte mit sogenannten Stablecoins schafft. So werden digitale Einheiten genannt, die zum Beispiel an klassische Währungen gekoppelt sind.
Das von Trump in Kraft gesetzte „Genius“-Gesetz regelt genau genommen das Geschäft mit an Dollar gekoppelten Stablecoins. Unternehmen, die sie ausgeben, müssen demnach entsprechende Dollar-Beträge zur Absicherung in kurzfristigen US-Staatsanleihen oder ähnlichen Finanzprodukten vorhalten. Diese Maßnahme werde den Status des US-Dollar als „Reservewährung der Welt“ festigen, sagte Trump. Der Dollar-Kurs war in den vergangenen Monaten unter anderem im Vergleich zum Euro abgerutscht, nachdem Trumps Importzoll-Ankündigungen die Anleger zum Teil zum Rückzug aus US-Werten veranlassten. Das Gesetz war zuvor mit deutlicher Mehrheit vom Kongress verabschiedet worden – jedoch nicht ohne Widerstand. Trump persönlich musste eingreifen, um einige Abgeordnete seiner Republikanischen Partei vom Widerstand gegen das Vorhaben abzubringen.
Stablecoins sind dank ihrer Bindung an nationale Währungen stabiler als reines Digitalgeld wie Bitcoin. Dadurch eignen sie sich besser für reguläre Transaktionen. Die finanzstärksten Stablecoins zählen derzeit Tether und USD Coin mit einer Marktkapitalisierung von zusammen 227 Milliarden US-Dollar. Mehrere US-amerikanische Banken haben seither angekündigt, sich auf den Markteintritt bei Stablecoins vorzubereiten, unter anderem JP Morgan Chase. Auch die EU arbeitet an digitalem Geld, sie will einen digitalen Euro einführen. Der Ansatz ist jedoch ein anderer: während der amerikanische Stablecoin private Kryptowährungen mit hinterlegten US-Staatsanleihen absichert, soll der digitale Euro das Bargeld ersetzen – er wird von der Europäischen Zentralbank ausgegeben, nicht von einem Privatunternehmen.
Die US-Regierung fuhr zuvor jahrelang einen restriktiven Kurs gegenüber Digitalwährungen und warnte vor Schäden für Anleger und einer Destabilisierung des Finanzsystems. Trump selbst bezeichnete sie als Katastrophe und wollte nichts mit ihnen zu tun haben – bis er die Kryptoinvestoren des Silicon Valley als lukrative Einnahmequelle während seines Wahlkampfes gegen die Demokratin Kamala Harris entdeckte. Trump steht ihnen seither aufgeschlossener gegenüber und versprach entsprechende Regeländerungen. Bereits im März hatte er ein anderes Wahlkampf-Versprechen eingelöst und die Bildung einer US-Reserve für Digitalwährungen angeordnet. Seine Familie investiert seither ebenfalls in eigene und fremde Kryptowährungen. Und das schlägt sich letztlich auch auf Trumps Konto nieder. Laut „Forbes“-Magazin wird sein Vermögen derzeit auf 5,1 Milliarden US-Dollar beziffert. Doppelt so viel wie noch vor einem Jahr.