Auch 2023 kommen wieder interessante Liebhaberkarossen ins Oldie-Alter. Wird ein Auto 30 Jahre alt, kann es sich für das begehrte H-Kennzeichen bewerben. Unsere Top Seven – vom knuffigen Kleinwagen bis zum laufruhigen Zwölfzylinder.
Das das neue Jahr bringen wird, ist in vielen Punkten ungewiss, zu den Konstanten zählt aber: Auch 2023 wird es wieder viele Automodelle geben, die 30 Jahre alt werden und sich damit auch offiziell zum Oldtimer qualifizieren. Bevor die Nummernschilder mit dem „H“ angeschraubt werden dürfen, muss ein Gutachter einen Blick aufs geliebte Altmetall werfen. Er entscheidet, ob der Oldie im Sinne von Paragraf 23 der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) der „Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“ dient.
Sachverständigen-Organisationen wie die Dekra, der Tüv oder die GTÜ stellen das Gutachten aus – je nach Aufwand für 80 bis 200 Euro. Maßgeblich für das Alter von 30, ab dem ein Auto auch ohne H-Kennzeichen als Oldtimer gilt, ist dabei das Datum der einstigen Erstzulassung. Begehrt ist das Historienkennzeichen zum einen, weil es manchem Autoliebhaber als Ritterschlag fürs eigene Gefährt dient, denn es setzt einen weitgehenden Originalzustand voraus, allenfalls darf es mit Originalteilen restauriert worden sein. Aber auch beim Geld werden Begehrlichkeiten geweckt: Bei der Kfz-Steuer wird ein pauschaler Jahressatz von 191,73 Euro fällig, der nur bei Benzinern mit kleinem Hubraum kein Schnäppchen ist. Zudem dürfen Oldies mit H-Kennzeichen in Umweltzonen einfahren.
Unsere Top Seven mit Preisbeispielen vom Marktbeobachter Classic Data.

Opel Corsa B
Immerhin elf Jahre hielt sich der erste auf dem Markt, umso üppiger ausgestattet und mit spritzigen Motoren rückte zum Jahresbeginn 1993 der Corsa B nach. Zunächst als Schrägheck-Dreitürer, zum Sommer auch mit fünf Türen. Wesentlich rundlicher gezeichnet, fuhr der 3,72 Meter messende Kleinwagen deutlich modernisiert vor. Das Ausstattungsniveau sprengte das Klassenübliche – damals genügten dazu unter anderem ein Fünfgang-Getriebe oder gegen Aufpreis Servolenkung, elektrische Fensterheber mit Zentralverriegelung oder Diebstahlwarnanlage. Für den Fronttriebler gab es wieder die Sportversion GSi 16V mit 109 PS. Schwächste Maschine war der 1.5D mit 50 PS. Preisbeispiel: Corsa B 1.4 Si, Limousine fünftürig, 60 kW/ 82 PS, 1.389 ccm, Zustandsnote 2: 2.100 Euro, Zustandsnote 3: 1.000 Euro
Peugeot 306
Namentlich war der Kompaktwagen gegenüber dem Vorgänger 309 ein Downgrading, doch das neue Modell in der Kompaktklasse des französischen Herstellers mit dem Löwen im Emblem zeigte Zähne: Zumindest im Werbeslogan wurde er zum „Rivalen“ hochstilisiert. Er sollte es vor allem auf dem deutschen Markt mit dem Salonlöwen, dem Golf III, aufnehmen. An den Verkaufszahlen gemessen gelang das nicht. Gleichwohl war der 306, der Anfang ’93 als Schrägheck mit drei und fünf Türen zu den Händlern kam, vor allem aufgrund der Beliebtheit am Heimatmarkt ein Millionenseller. Unter der Haube gab es mit Ottomotoren zwischen 55 und 121 PS und Diesel-Motoren von 60 bis 92 PS übliche Kost. Im Folgejahr kamen Versionen als Cabriolet und Stufenheck. Preisbeispiel: Limousine fünftürig, 89 kW/121 PS, 1.998 ccm, Zustandsnote 2: 4.400 Euro, Zustandsnote 3: 2.700 Euro

Golf III Cabriolet
Erdbeerkörbchen – unter diesem Kosenamen ist die Frischluftversion des Wolfsburger Klassikers unter seinen Fans bekannt – dem markanten Überrollbügel sei dank. 14 Jahre nach der Erstauflage auf Basis des ersten Golfs kam pünktlich zum Sommer vor fast 30 Jahren die neue Generation des Kompakten mit dem Stoffverdeck zu den Kunden. Verwindungssteifer, sicherer und stärker motorisiert, neuerdings auch mit Selbstzünder unter der Fronthaube – eine Seltenheit bei Cabrios dieser Zeit. Neben verstärkten Türen zählten Airbags für Fahrer und Beifahrer zur Serienausstattung sowie ABS und höhenverstellbare Gurte. Und noch mehr Golf-News wurden 1993 geschrieben: Die Produktion des GTI 16V lief an, und später im Jahr ’93 debütierte der allererste Variant. Die Leistungsspanne beim Cabrio ging von 75 bis 115 PS. Preisbeispiel: 66 kW/90 PS, 1.781 ccm, Zustandsnote 2: 5.700 Euro, Zustandsnote 3: 3.200 Euro

Porsche 911
Beim Elfer der Baureihe 993 horchen Kenner des Sportwagenklassikers auf: Es war die letzte Generation, bei der der Hersteller aus Zuffenhausen wie beim Ur-Modell von 1963 auf Luftkühlung setzte. Alles, was danach kam, bekam den Sechszylinder-Boxermotor, bei dem es bis heute geblieben ist, mit Wasser gekühlt. Etwas rundlicher als sein Vorgänger gestaltet und mit Doppelrohr-Auspuffanlage verfeinert, war der 993 einer der Stars auf der IAA. Neu und ein Versprechen für noch besseres Fahrverhalten war die neue Mehrlenker-Hinterachse. Allrad und Servolenkung sowie ein Sechsganghandschalter waren selbstverständlich, gegen Aufpreis gab’s Tiptronic-Automatik mit Schaltwippen. Der heckgetriebene Carrera kam auf 272 PS bei 3,6 Litern Hubraum. Damit beschleunigte er in 5,6 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis zu 270 km/h Topspeed. Das Cabrio, der Targa und auch die Topversion GT2 mit 430 PS wurden in den Folgejahren aufgelegt. Preisbeispiel: 911 Carrera, Coupé, 200 kW/272 PS, 3.600 ccm, Zustandsnote 2: 72.300 Euro, Zustandsnote 3: 47.700 Euro

Jaguar XJ 12
Fahrkultur und furioser Spritverbrauch – das war vor 30 Jahren noch eine Kombination, die funktionierte. Wer sich einen Jaguar leisten konnte, für den waren wohl auch die 15 Liter Super, die sich der Zwölfzylinder unter der langen Fronthaube des neuen Flaggschiffs aus der britischen Luxuskarossenschmiede auf 100 Kilometer gönnte, kein Problem. Zumindest finanziell. Noch heute sind die großen Motoren laufruhig und schnurren wie eine Großkatze, doch sind sie aus Umweltgründen vom Aussterben bedroht. Der XJ 12, der im Frühjahr auf dem Genfer Salon Premiere feierte, bezog aus sechs Litern Hubraum 331 PS. Das generierte Drehmoment von über 450 Nm leitete er typischerweise an die Hinterachse, die Kraft dosierte eine Vierstufen-Automatik. Das Zusammenführen von Sportlichkeit und Komfort meisterte die fast fünf Meter lange Karosse: Die Federung arbeitete sanft, die Beschleunigung war für diese Art Auto mit 7,4 Sekunden auf 100 Stundenkilometer ziemlich heftig. Maximale Reisegeschwindigkeit: 250 km/h. Preisbeispiel: XJ 12 6.0, Limousine, 229 kW/311 PS, 5.993 ccm, Zustandsnote 2: 13.600 Euro, Zustandsnote 3: 7.000 Euro

Renault Twingo I
So etwas „Niedliches“ – ein Attribut, das in der Autowelt ohnehin selten Anwendung findet – hatte man lange nicht gesehen: Vor allem seine Kulleraugen-Schweinwerfer, denen alsbald manche Fahrer künstliche Wimpern verpassen würden, verzückten schon die Messebesucher, die der Premiere auf dem Pariser Autosalon 1992 beiwohnten. Auf den Markt kam der 3,43 Meter lange Autozwerg mit dem relativ langen Radstand, der ihn zum vollwertigen Viersitzer machte, im Folgejahr. Mit stylishen wie funktionalen Lösungen an Bord: Digitaldisplay, einem Tachometer in der Mitte des Armaturenbrettes sowie die zu einer Art Liegefläche umklappbaren Sitze. Nur 730 Kilo brachte der Twingo auf die Waage. Da war es auch kein Beinbruch, dass der einzig verfügbare Motor, ein Vierzylinder-Benziner, nur 55 PS brachte; für 150 Sachen genügte es trotzdem. Die Liste der Extras war kurz: Häkchen machen konnte man bei der Klimaanlage und dem Rolldach, das ab Herbst ’93 verfügbar war und dem Mini aus Frankreich einen Touch von Cabrio verlieh. Twingo, Dreitürer, 40 kW/54 PS, 1.239 ccm, Zustandsnote 2: 2.300 Euro, Zustandsnote 3: 1.200 Euro

Mercedes C-Klasse
Nach „Baby-Benz“ sah hier gar nichts mehr aus. Kein automobiles Kindchenschema, nichts wirklich Kleines, sondern eher Merkmale einer ausgewachsenen Limousine wies die neue C-Klasse auf, die 1993, rund 4,50 Meter lang, den 190er mit dem frühkindlichen Spitznamen ablöste. Das „C“ im Namen war neu und stand für „compact“. Zunächst kam das Stufenheck (W 202) in den Handel, erst 1996 folgte der Kombi T-Modell (S 202). Das neue Auto war stabiler konstruiert als der Vorgänger und auch elektronischer. ABS, Servolenkung und Zentralverriegelung gehörten zum Standard. Den Fahrkomfort verbesserte eine neue Doppelquerlenker-Vorderachse, den Spritverbrauch senkten Dieselmotoren mit neuer Vierventiltechnik. In Sachen Sicherheit sorgten auch Fahrerairbag und Seitenaufprallschutz für Pluspunkte. Zum Start waren Vierzylinder-Ottomotoren mit 122 bis 150 PS zu haben, später im Jahr folgte der C 36 AMG mit Reihensechszylinder und 280 PS. C 180, Limousine, 90 kW/122 PS, 1.799 ccm, Zustandsnote 2: 4.600 Euro, Zustandsnote 3: 2.500 Euro