Rheuma gehört zu der großen Gruppe der Autoimmunerkrankungen, bei der sich das körpereigene Abwehrsystem fälschlicherweise gegen die Innenhaut der eigenen Gelenke richtet. Das führt zu einem breit gefächerten Beschwerdebild. Linderung versprechen umfangreiche Therapien.
Wer von Rheuma im Allgemeinen spricht, der meint damit in der Regel die rheumatoide Arthritis. Diese ist am weitesten verbreitet, aber sie ist nicht die einzige Ausprägung dieser Erkrankungsform. Mittlerweile sind mehr als 200 Arten unter Medizinern bekannt, was eine genaue Diagnose kompliziert macht. Man weiß, dass es sich um eine Autoimmunreaktion handelt, bei der sich das Immunsystem gegen sich selbst richtet und die Gelenke angreift. Genauer deren Innenhaut. Je häufiger das passiert und je mehr Gelenke betroffen sind, desto schwerer ist der Verlauf einzuschätzen und desto größer ist das Leid der Betroffenen.
Wichtig ist zunächst zu differenzieren, was rheumatoide Arthritis eben nicht ist, nämlich Arthrose. Beide Krankheiten ähneln sich hinsichtlich ihrer Ausprägung und des Beschwerdebildes. Jedoch sind bei einer Arthrose andere Gelenke betroffen und diese verursachen insbesondere bei Bewegung Schmerzen, nicht in Ruhe, wie das bei Rheuma der Fall ist. Außerdem äußert sich Arthrose eher durch einen Anlaufschmerz, der von kurzer Dauer ist, dafür aber immer wieder auftreten kann. Bei Rheuma ist der Schmerz dauerhafter Natur. Grundsätzlich wird Arthrose nicht durch Entzündungen verursacht, sondern durch den zum Teil altersbedingten Abbau des Gelenkknorpels. Der ist irreversibel, ähnlich der Schäden, die rheumatiode Arthritis verursacht.
Moderne Medizin kennt über 200 verschiedene Erkrankungen
Die Gruppe der am häufigsten betroffenen Patienten ist 50 Jahre und älter. Es gibt aber auch schon Kinder und Jugendliche, die erkranken. Schuld am Ausbruch ist zum einen eine familiäre Veranlagung. Rheuma liegt also auch in den Genen verankert. Andere Theorien geben Bakterien oder Viren die Schuld. Diese können sich durch eine Infektion im Körper ausbreiten und dann Krankheitsschübe auslösen. Die genaue Ursache bleibt im Dunkeln. Sicher ist, in Deutschland leiden laut der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ungefähr 2,2 bis drei Prozent der Erwachsenen unter Rheuma, das sind etwa 1,5 bis 2,2 Millionen Menschen. Davon ist nur jeder Dritte ein Mann. Meist trifft es Frauen, und die erkranken im Durchschnitt auch schon zehn Jahre früher und häufig schlimmer. Zu den Betroffenen zählen auch Kinder und Jugendliche. Etwa 15.000 von ihnen gibt es. Vorbeugen, zum Beispiel durch eine Impfung, lässt sich nicht. Niemand weiß bis heute, was genau passiert, wann es passiert und wem es passiert. Fakt ist, jede Ausprägung tritt mit einem individuellen Erscheinungsbild auf.
Hilfe versprechen unterschiedliche Therapien. Tabletten sollen die Schmerzen hemmen und die Entzündungen abklingen lassen. Dazu kommt Physiotherapie, Ergotherapie, Thermotherapie und Elektrotherapie. Was dem Einzelnen guttut, das muss jeder in Absprache mit dem behandelnden Arzt für sich selbst herausfinden. Inzwischen ist das Behandlungsfeld der Rheumatologie groß und gut aufgestellt. Trotzdem kann es dauern, bis eine gesicherte Diagnose gestellt ist. Das liegt in erster Linie an den vielen Erscheinungsbildern dieser Erkrankung und daran, dass sich Rheuma in den Anfangsstadien oft nicht eindeutig zeigt. Typische Beschwerden sind Gelenkschmerzen, dazu kommen Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Appetitlosigkeit, leichtes Fieber und bei schweren Verläufen auch Rheumaknoten. Das sind kleine Knötchen unter der Haut, die sich warm oder kalt anfühlen können. Je nach Ausprägung können eine Vielzahl von Gelenken von einer Entzündung betroffen sein. Dazu zählen Finger, Zehen, Sprunggelenk, Knie, Hüfte, Schultern, Ellenbogen und Handgelenke. Oft treten die Beschwerden beidseitig auf. Akute Schmerzen und Probleme bei unterschiedlichen Bewegungen deuten auf einen Schub hin. Der Krankheitsverlauf ist häufig wellenförmig. Starke Schübe können sich mit schwachen Symptomen ablösen. Bei milden Verlaufsformen können Patienten auch Wochen und Monate ohne Beschwerden sein, ehe sich erneut Symptome zeigen. Manche leiden dauerhaft unter Entzündungen. Der erste Weg von Neu-Betroffenen führt zum Hausarzt. Der fragt zunächst die Symptome ab wie Morgensteifheit, Erschöpfung und Schmerzen in den Gelenken. Außerdem führt er eine körperliche Untersuchung durch. Dabei tastet er die Gelenke systematisch ab und sucht nach Schwellungen und Schmerzbereichen. Er prüft außerdem die Beweglichkeit und guckt nach Rheumaknoten. Im Fokus steht die Frage, welche Gelenke entzündet sind und seit wann. Zusätzlich wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Dabei lassen sich Entzündungsreaktionen und bestimmte Antikörper nachweisen. Außerdem kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz wie Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen. Hier zeigen sich Veränderungen in den Gelenken zuverlässig. Je länger die Beschwerden bestehen, desto leichter lässt sich eine Diagnose stellen, weil dann schon Schäden nachweisbar sind. Das bedeutet aber auch, dass der Verlauf hier zu dauerhaften Problemen geführt hat, die sich nicht mehr aufhalten lassen. Rheuma gilt als nicht heilbar. Es ist außerdem in seiner Verlaufsform und Geschwindigkeit je nach Person sehr unterschiedlich. Meist sind zunächst Fingergrund- und Fingermittel- sowie Zehengrundgelenke betroffen. Theoretisch kann es dabei jedes Gelenk treffen, selbst solche, die nahe dem Rumpf liegen wie das Schlüsselbein oder die Schulter. Nicht immer bemerken Betroffene zuerst die Schmerzen und Schwellungen. Mitunter fühlen sie sich zunächst einfach müde und erschöpft.
Zwar lassen sich diese und andere Symptome durch die unterschiedlichen Therapien lindern, aber nicht beseitigen. Umso wichtiger ist eine frühe und gesicherte Diagnose, um mit Rheuma ein halbwegs normales Leben zu führen und die Zerstörungen der Gelenke zumindest aufzuhalten und einzuschränken, so weit dies eben möglich ist. Alternative Heilmethoden können ihren Teil dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern. Eine aktuelle Studie versucht durch Befragungen die Schwere des Erkrankungsbildes näher zu klassifizieren. Demnach berichten 50 Prozent der Rheumaerkrankten zehn Jahre nach der Diagnose von leichten Einschränkungen in ihrem Alltag. 40 Prozent geben an, mittelschwere Einschränkungen zu haben und zehn Prozent berichten von erheblichen Einschränkungen. Sie können dann häufig ihren Alltag nicht allein bewältigen, brauchen Hilfe bei täglichen Erledigungen, dem Essen, Anziehen und vielem mehr. Neben dauerhaften Gelenkschäden kann sich rheumatoide Arthritis im fortgeschrittenen Stadium auch auf andere Bereiche des Körpers auswirken, insbesondere auf Organe und Blutgefäße. Patienten haben deshalb eine Neigung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko, daran zu erkranken, hängt aber nicht allein von der Grunderkrankung ab, sondern auch von anderen Faktoren wie der Frage, ob jemand raucht, zu hohe Cholesterinwerte hat oder zum Beispiel an Diabetes leidet. Sogar die Speichel- und Tränendrüsen können beeinträchtigt sein. Das zeigt sich dann, wenn weniger Tränenflüssigkeit produziert wird und auch weniger Speichel, was die Lebensqualität einschränkt. Dank frühem Einsatz sogenannter krankheitsmodifizierender Medikamente, kombiniert mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen kommt es heute kaum zu schwerwiegenden Langzeitfolgen. Spezielle Tablettentherapien helfen dabei, Entzündungen zu hemmen und somit das Fortschreiten der schadhaften Prozesse zu verzögern. Damit lassen sich Gelenkfunktionen verbessern und für eine lange Zeit bestmöglich erhalten. Außerdem lindern Schmerzmittel die Beschwerden und helfen dabei, Schwellungen zu vermeiden. Ergänzend dazu ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung ohne viele tierische Lebensmittel anzuraten und regelmäßige Bewegung. Schonende Sportarten wie Schwimmen, Gymnastik, Yoga oder Walking sind ideal, um den Körper in Schwung zu halten, ohne die Gelenke zu stark zu belasten. Mitunter kann es zudem ratsam sein, die mentale Gesundheit im Auge zu behalten. Regelmäßige Schmerzen und Einschränkungen können für Betroffene nicht nur physisch, sondern auch psychisch sehr anstrengend sein. Depressionen und Angststörungen sind deshalb nicht selten eine Begleiterscheinung bei Rheuma. Tabletten und Gesprächstherapien können helfen, mental fit zu bleiben und sich besser mit dem Thema auseinanderzusetzen. Entsprechende Hilfsangebote bekommen Betroffene direkt über ihre Krankenkasse oder den behandelnden Arzt.
Bei einem langen Verlauf kann es ratsam sein, eine Rehabilitation in Anspruch zu nehmen. Sie hilft einem dabei, den Alltag wieder leichter in den Griff zu bekommen und einer langfristigen Pflegebedürftigkeit vorzubeugen. Die Reha wird von den Krankenkassen übernommen und kann sowohl in einer Klinik als auch ambulant durchgeführt werden. In letzterem Fall sind die Patienten den Tag über in einer Einrichtung und können den Abend zu Hause verbringen. Ganz gleich, für welche Maßnahme sie sich entscheiden, so besteht diese immer aus breit gefächerten Anwendungsbereichen. Von Ergo- über Physiotherapie bis hin zu Gesprächskreisen und Sport ist alles mit dabei. Der Therapieplan wird jeweils individuell abgestimmt. Aufgrund all dieser Hilfen und fortlaufender Forschung ist es heute möglich, mit der Autoimmunerkrankung rheumatoide Arthritis ein erfülltes Leben zu führen. Frühzeitig erkannt und behandelt schränkt es die Lebenserwartung kaum noch ein, auch wenn eine Heilung nach wie vor ausgeschlossen ist.