Mit Abenteuerstreifen wurde er bekannt, bevor er 1983 mit „Die Dornenvögel“ seinen größten Erfolg feiern konnte. Er spielte immer auch klassisches Theater und Musicals und hatte auch als Sänger Erfolge. Der 88-Jährige war 2021 in dem Kriegsdrama „Echoes of the Past“ zu sehen.
Den Schauspieler Richard Chamberlain kennen viele Film- und Fernsehfans seit über einem halben Jahrhundert. Dass er aber zuerst Maler und Sänger war und 1963 mit „All I Have to Do Is Dream“ einen veritablen Hit hatte und im gleichen Jahr das Original des späteren Carpenters-Hits „They Long to Be Close to You“ sang, wissen wohl die wenigsten. Dabei hatte Chamberlain 1958 nach seinem zweijährigen Militäreinsatz in Ostasien nicht nur Schauspiel-; sondern auch Gesangsunterricht genommen, der ihn später zum gefragten Musical-Darsteller werden ließ. Nach etlichen Broadway-Auftritten als Henry Higgins in „My Fair Lady“ oder in „The Sound of Music“ stand er zuletzt 2007 als König Arthur in „Monty Python’s Spamalot“ und 2012 als Dr. Sloper in „The Heiress“ auf der Musicalbühne, oft bei internationalen Tourneen.
Spirituell sehr interessiert
Vor die Kamera trat Chamberlain erstmals 1960/61 in den Filmen „The Secret of the Purple Reef“ und „Massaker im Morgengrauen“ sowie als Gast in einigen TV-Serien. Richtig bekannt wurde er aber 1961 durch seine Hauptrolle in 191 Folgen der TV-Serie „Stationsarzt Dr. Kildare“, deren Titelsong ihn auch in die Charts brachte. Immer wieder übernahm er Rollen in Historien- und Abenteuerfilmen wie „Die drei Musketiere“ (1974, samt zwei Fortsetzungen), „Der Graf von Monte Cristo“ (1975), „Der Mann mit der eisernen Maske“ (1977), „Quatermain I und II“ (1985/87) und „Casanova“ (1987). Spätestens als Pater Ralph de Bricassart wurde er dann 1983 im TV-Mehrteiler „Die Dornenvögel“ zum internationalen Frauenschwarm. 1988 spielte Chamberlain als Erster den Jason Bourne im Thriller „Agent ohne Namen“. Zu seinen letzten Rollen gehören Auftritte 2017 in „The Black Ghiandola“, 2018 im Horrorstreifen „Nightmare Cinema“ und 2019 im Mystery-Drama „Finding Julia“. Zwischendrin war Chamberlain als Gaststar in TV-Serien wie „Brothers and Sisters“ (2014) und „Twin Peaks“ (2017) zu sehen. Jetzt kehrt der 88-Jährige in dem Zweiter-Weltkriegs-Film „Echoes of the Past“ in einer kleinen Rolle vor die Kamera zurück: Das 2021 gedrehte Drama beschäftigt sich mit den Spätfolgen des sogenannten Massakers von Kalavryta der deutschen Wehrmacht 1943 in Griechenland.
Chamberlain verweist darauf, dass er schon in seiner „ungeliebten“ Schulzeit von einer Schauspielkarriere geträumt hat. Wegen seiner Schüchternheit habe er damals aber lieber ein Kunststudium aufgenommen. Als er jedoch überraschend in einem Studententheaterstück eingesetzt wurde, begeisterte er das Publikum: „Also ließ ich die Kunst sausen und beschloss, Schauspieler zu werden“, verriet er dem Magazin „Palm Springs Live“. „Und Schauspielen bedeutet für mich, das zu tun, was ich am meisten liebe – jemand anderes zu sein.“
Seine erfolgreichen Filme haben in Chamberlains Leben einige Veränderungen bewirkt. Durch „Shogun“ habe er seine bis heute anhaltende Liebe zu Japan und der japanischen Kultur entdeckt. Da er sehr an spirituellen Dingen interessiert sei, beeindrucke ihn seitdem auch der Buddhismus: „Ich nutze Meditation nicht regelmäßig, aber ich meditiere hin und wieder und finde es wertvoll für mich.“
In einem Interview 1991 erstmals und dann 2003 in seiner Autobiografie „Shattered Love“ hat Chamberlain offen über seine Homosexualität gesprochen, trotz etlicher Bedenken wegen möglicher Karrierefolgen. Er habe nämlich erkannt, dass er sich all die Jahre zuvor belogen hatte und er nach dem Outing nun endlich er selbst sein und „den wundervollen Frieden“ genießen könne. Dass Chamberlain sich mit 88 Jahren immer noch sein gutes Aussehen und seine altersgemäße Fitness bewahrt hat, führt er auf regelmäßiges Training, vernünftiges Essen und täglich acht Stunden Schlaf zurück. Zudem habe er irgendwann einmal beschlossen, wie Peter Pan einfach nicht alt zu werden: „Ich bin immer noch ein sehr altes Kind und finde es toll“, sagte er 2020 dem Magazin „HI Luxury“.
Im Umweltschutz schon lange aktiv
Schon seit Jahrzehnten engagiert sich Chamberlain für den Umweltschutz. So hat er sich in Kalifornien erfolgreich für die Aufnahme des Flusses Tuolumne ins „Nationale Wild- und Landschaftsschutzsystem“ eingesetzt, hat auf Hawaii gegen die Wilderei und für die bessere Vereinbarkeit von Natur und Tourismus gekämpft und stellte sich schon mehrfach als Sprecher für Umwelt-Dokumentationen zur Verfügung.
Auch die Unterstützung von gefährdeten obdachlosen Jugendlichen ist ihm eine Herzensangelegenheit. Auf Hawaii, wo Chamberlain seit Anfang der 80er-Jahre rund 30 Jahre mit seinem Partner und Manager Martin Rabbett in einem Strandhaus gelebt hat, erhielt er 2012 den Lebenswerkpreis für sein künstlerisches Schaffen und sein Engagement. Erst 2010 ist der Schauspieler nach Los Angeles zurückgekehrt, wo er schon länger eine Wohnung besitzt.
In seiner Freizeit widmet er sich der Malerei, bastelt Mobiles und schreibt Haiku-Gedichte, die er zuletzt auch in einem kleinen Buch veröffentlicht hat. Außerdem liest er regelmäßig seine Lieblingszeitungen, den „New Yorker“ und „Vanity Fair“, und trifft sich besonders gerne mit seinen „vielen guten Freunden“.