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WAS MACHT EIGENTLICH...

1980: Zu dieser Zeit war die internationale Karriere des Pianisten in vollem Gange
Foto: picture alliance / dpa

Richard Clayderman?

Sein Erstling „Ballade pour Adeline“ verkaufte sich 22 Millionen Mal und gehört bis heute zu den bekanntesten Piano-Stücken. Zu seinen über 2.800 weltweiten Konzerten kommen ständig neue hinzu. Im Jahr 2022 erschien das bisher letzte Album des 71-Jährigen.

Noch heute übt Richard Clayderman am Piano täglich mindestens zwei Stunden. Wenn er neue Platten vorbereitet oder sein Repertoire erweitern will, werden daraus auch gerne mal vier bis sechs Stunden: „Das gehört zur täglichen Routine, an der ich aber immer viel Spaß habe“, erklärt der Pianist im Magazin des US-Herstellers „Korg“, dessen Pianos er schon seit 25 Jahren gerne benutzt.

Sein erster Hit, das für die Tochter seines Produzenten komponierte Stück „Ballade pour Adeline“ ist bei Konzerten bis heute einer der beliebtesten Songs: „Ich bin wirklich glücklich, direkt mit meinem allerersten Lied so erfolgreich gewesen zu sein.“ Clayderman nennt „Adeline“ eine „kleine, leicht zu spielende Melodie“, die trotzdem zum populärsten Stück der Klaviermusik geworden ist. Der Romantik-Pianist hat nur wenig Probleme damit, dass manche Musik-Puristen und „elitäre Medien“ seiner Heimat ihm „ihre Abneigung zeigen“, ihn als Verkörperung von Kitsch und Sentimentalität bezeichnen und „nur Bach und Mozart gelten lassen“. Deshalb tritt Clayderman heute in Frankreich kaum noch und in seinem Wohnort Paris eigentlich gar nicht mehr auf. 

Ein musikalischer Normalo

Über mangelnde Nachfrage braucht er sich aber trotzdem nicht zu beklagen. Er tourt inzwischen schon über vier Jahrzehnte um die Welt, ist kaum mal ein paar Wochen am Stück zu Hause. Nur während der Corona-Pandemie sei er erstmals seit Jahrzehnten länger als drei Monate im gleichen Land gewesen und habe Paris sogar über ein Jahr lang nicht mehr verlassen. Diese schwierige Zeit hat Clayderman aber genutzt, um verstärkt zu Hause zu üben, Videos für seine Fans zu produzieren, viel Fernsehen zu schauen, CDs zu hören und all das zu tun, wozu er „sonst eigentlich nie kommt“. 

Zudem habe er die Chance ergriffen, auf seinem Cross-Trainer die physische Kondition zu verbessern. Auch hat er sich eine Katze angeschafft, die daheim beim Klavierspielen immer an seiner Seite ist und manchmal sogar auf dem Piano rumlümmelt.

Richard Claydermann gab bisher über 2.800 Konzerte auf fünf Kontinenten
Richard Claydermann gab bisher über 2.800 Konzerte auf fünf Kontinenten - Foto: picture alliance/dpa/HPIC

Seinem von der damaligen US-­Präsidenten-Gattin Nancy Reagan verliehenen Titel „Prinz der Romantik“ wird Clayderman bis heute gerecht. Er ist am Piano kein Virtuose wie Liberace, sondern er bietet laut Musikkritikern „klangliche Schonkost“ oder „klimpertechnische Askese“. Er ist ein musikalischer „Normalo“, der aber beim Publikum bestens ankommt, weil es genau weiß, was es von ihm bekommt. Es gibt treue Fans, die ihm weltweit zu Konzerten nachreisen, oder eine Deutsche, die ihm seit Jahren immer die Wettervorhersage für seine kommenden Auftrittsorte mitteilt. 

Ende 2024 gab der Franzose auch wieder einige Konzerte in Asien, wo er besonders viele Fans hat. So spielt er seit den neunziger Jahren jedes Jahr monatelang in China vor ausverkauften Häusern: „Ich weiß nicht, wie ich meinen Erfolg in Asien erklären kann“, sagte er im Vorjahr der „Märkischen Allgemeinen“. Da in China viele Kinder mit Klavierunterricht aufwachsen, lernen sie die Clayderman-Stücke schon früh kennen. Heute stehen bei seinen Konzerten in China manchmal 100 Klaviere auf der Bühne, auf dem die Kinder dann mit ihrem Star ein bekanntes Lied intonieren dürfen. „Ich bekomme bis heute Nachrichten von Kindern, die wegen meiner Musik angefangen haben, Klavier zu lernen. Das berührt mich.“ In Deutschland war Clayderman zuletzt im Oktober 2023 für vier Konzerte zu Gast und hat sein „sehr loyales“ deutsches Publikum begeistert, auch wenn er heute nicht mehr seinen berühmten roten Anzug trägt, sondern eher klassische Garderobe in gedeckten Farben. Seine Frisur hat er aber entgegen dem Rat seiner Frau weitgehend beibehalten. 

Er arbeitet gern im Garten

Im Laufe der Jahre hat Clayderman vor Auftritten eine Routine entwickelt. Schon Stunden vor dem Konzert geht er in die Veranstaltungshalle, um sich mit Umkleideraum und Bühne vertraut zu machen und „das Piano zu entdecken“. Da es sich dabei oft um ein fremdes Instrument handelt, übe er immer noch ein wenig und sei auch beim Soundcheck dabei. 2022 ist Claydermans 35. Album erschienen: Es heißt „Forever Love“ und enthält neben Klassikern auch Stücke wie den Evergreen „Moon River“, Coldplays „Viva la Vida“ oder Ed-Sheeran-Kompositionen. In Interviews hat sich der Franzose überraschend als Jazz-Fan geoutet, der die Pianisten Michael Petrucciani, Herbie Hancock und Chick Corea oder den Gitarristen Pat Metheny liebt: „Ich mag Jazz sehr, doch bin ich nicht in der Lage, ein Jazz-Album zu produzieren“, gibt er bei der dpa zu. 

Privat lebt der introvertierte Clayderman zurückgezogen und schottet auch seine Familie weitgehend von der Öffentlichkeit ab. Verraten hat er aber, dass er sich zu Hause seine feinen Pianistenhände auch mal schmutzig macht: „Ich arbeite gern im Garten und verrichte auch die eine oder andere Handwerksarbeit“, zitiert ihn die „Frankfurter Rundschau“. 

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