Der höchstgelegene Bundesstaat der USA punktet mit atemberaubender Landschaft vor der Kulisse der Rocky Mountains. Wer wenig Zeit hat, schafft in einer Woche mehrere Städte, jede Menge Sehenswürdigkeiten und einen Pferderitt.
Denvers Spitzname ist „Mile High City“ (meilenhohe Stadt), denn die offizielle Höhe der einstigen Goldgräbermetropole liegt genau eine Meile (1.609 Meter) über dem Meeresspiegel. Die Stadt am östlichen Fuß der Rocky Mountains ist idealer Ausgangspunkt für einen Roadtrip durch den gebirgigsten Staat der USA. Dieser startet allerdings nicht vor einem Streifzug durch den RiNo Art District. RiNo steht für „River North“ – in diesem Viertel befinden sich die angesagtesten Brauereien und Bars, einige der besten Restaurants sowie die hippsten Kunstgalerien Denvers. Berühmt ist der Distrikt für seine farbenfrohen Wandmalereien und Graffiti auf mehr als 200 Gebäuden. In Kombination als geführte „Food & Street Art Tour“ ist der Spaziergang noch mal so schön – man erfährt die Geschichten hinter den Kunstwerken und kehrt zwischendrin zu Häppchen in trendigen Restaurants ein.
Hippe Kunstgalerien und Graffiti
Nächstes Ziel ist die Stadt mit dem vielsagenden Namen Loveland, eine Autostunde nördlich von Denver. Ihren Beinamen „Sweetheart City“ verdankt sie nicht etwa ihrem Namen, sondern dem Valentinstag. Genauer gesagt der Tatsache, dass seit über 70 Jahren jedes Jahr Anfang Februar mehr als Hunderttausend vorfrankierte Valentinsgrußkarten aus dem ganzen Land in Loveland eintrudeln, wo Freiwillige sie mit einem Spruch bestempeln und pünktlich zum Valentinstag an die vorgesehenen Empfänger weiterleiten. „Valentine Re-Mailing“ heißt das Ganze. Zugegeben, wer hätte zu diesem romantischen Tag nicht gern eine Karte, die den Poststempel „Loveland“ trägt? Benannt wurde die 1877 gegründete Stadt nach William A. H. Loveland, dem damaligen Präsidenten der Colorado Central Railroad. Bekannt ist die „Sweetheart City“ auch als Colorados Kapitale der Outdoor-Skulpturen. Größter Skulpturenpark ist der weitläufige Benson Sculpture Garden mit über 180 Werken bekannter Künstler – eine Open-Air-Galerie mitten im Grünen.
Wildwest-Romantik auf dem Rücken eines Pferdes gehört in Colorado dazu, deshalb ist ein Abstecher zur Sylvan Day Guest Ranch in Loveland ein Muss. Nach vorheriger Online-Anmeldung, versteht sich. Die 1.300 Hektar große Ranch liegt westlich der Stadt im Hügelvorland der Rocky Mountains. Wer möchte, schnappt sich nach dem Einchecken auf der Ranch passende Cowboystiefel und einen Cowboyhut und los geht’s. Die gesattelten Pferde warten schon. Vorab gibt es noch eine kurze Einweisung für diejenigen, die noch nie geritten sind. Das Aufsteigen geht dank Hilfe der Ranch-Mitarbeiterin, die den Ausflug begleitet, wie geschmiert. Über Wiesen geht es in weniger als einer Stunde hinauf zum Eagle Ridge. Unterwegs bieten sich grandiose Blicke auf die Hügel und die rote Felsenlandschaft ringsum.
Steile Felswände und enge Schluchten
Der weitere Verlauf des Roadtrips führt auf der Interstate 25 zurück Richtung Denver, denn südwestlich der Rocky-Mountains-Kapitale wartet in Morrison ein weiteres Highlight: Red Rocks – ein monumentales Amphitheater, das zwischen zwei über 90 Meter hohen roten Monolithen angelegt wurde. Mit Beleuchtung am Abend bieten sie bei Konzerten eine atemberaubende Kulisse. In den vergangenen Jahrzehnten ist hier das „Who’s who“ des Pop und Rock aufgetreten: Jimi Hendrix, die Beatles, Jethro Tull, Bruce Springsteen, Bob Dylan, Depeche Mode, U2, die Scorpions und Hunderte andere. Im unterirdischen Besucherzentrum sind an den Wänden sämtliche Namen und Auftrittsdaten verzeichnet.
Nächstes Ziel ist Vail, mit 2.450 Metern das höchstgelegene Skigebiet der USA und dreimaliger Austragungsort der alpinen Skiweltmeisterschaften. Über die Interstate 70 geht es in westlicher Richtung in das kleine Städtchen, das sich im Sommer und Herbst in eine beliebte Wanderregion verwandelt. Auf der eineinhalbstündigen Fahrt durch die Rocky Mountains windet sich die I-70 immer höher ins Gebirge und erreicht Höhen, die so manchen Alpengipfel übersteigen. Die Sicht auf steile Felswände, enge Schluchten und weite Täler ist spektakulär und steigert sich nach der Fahrt durch den fast drei Kilometer langen Eisenhower-Tunnel, der auf 3.400 Metern Höhe liegt. Danach geht es langsam bergab. Bei der Einfahrt in Vail ist die Faszination von Stadtgründer Pete Seibert für Bergorte in den europäischen Alpen unübersehbar. In dem Städtchen, das 1962 als Skiresort gegründet wurde, könnte man sich von der Architektur her genauso gut in einem Alpendorf befinden. Die Hotels heißen „The Vorläufer“, „Hotel-Gasthof Gramshammer“ und „Sonnenalp“. Letzteres, eines der „Leading Hotels of the World“, wird von der bayerischen Familie Fäßler geführt.
Mondänität im reichen Nobel-Skiort
Alpen-Charme sucht man im 163 Kilometer weiter südwestlich gelegenen Aspen vergeblich, Mondänität findet man dafür um so mehr. Der kleine Nobelskiort ist laut „Forbes“ die reichste Stadt der USA. Die Häuser im Chalet-Stil rufen einen Wow-Effekt nach dem anderen hervor. Je nach Größe und Lage liegt ihr Preis bei zehn bis 50 Millionen Dollar. Wer Rang, Name und die notwendigen Milliönchen hat und Outdoor-Aktivitäten zu jeder Jahreszeit frönt, besitzt hier einen Zweitwohnsitz. Der kleine Flughafen vor den Toren der Stadt ist übersät mit Privatjets. Eine „History Walking Tour“ durch Aspen führt zurück in die Zeit, als der Ort noch eine Bergbaustadt war – und vorbei an den Luxusboutiquen von Chanel, Dior, Gucci, Prada und Co.
Der längste Abschnitt des Roadtrips führt über den Colorado State Highway 82 und die Interstate 70 zum 236 Kilometer entfernten Naturschutzgebiet Colorado National Monument im Westen des Staates. Die kurvige Mountain Road und der noch um einiges kurvenreichere Rimrock Drive führen hinauf zu den Aussichtspunkten Cold Shivers Point und Red Canyon Overlook. Der Blick auf die Wildwestkulisse mit unzähligen bizarren Sandsteinformationen, die sich mehr als 600 Meter über dem Tal des Colorado River erheben, ist schlicht atemberaubend. Sie sind das Ergebnis von 225 Millionen Jahren Erosion durch Wind und Wasser. Am Aussichtspunkt Upper Ute Canyon Overlook liegt der sogenannte Echo Canyon – ruft man hinein, schallt es zurück. Man möchte gar nicht mehr aufhören, in verschiedenen Tonlagen in den Canyon zu rufen.
Zu Füßen des National Monument breitet sich die Stadt Grand Junction aus. Auf der Fahrt dorthin liegt das Weingut „Two Rivers Winery & Chateau“, wo eine vorab gebuchte Weinprobe wartet. Mit 24 Weingütern gilt die Gegend um Grand Junction als „Wine Country“ Colorados. Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Gewürztraminer, Merlot und Shiraz gehören zu den am häufigsten angebauten Rebsorten.
Der Reiz von Grand Junction liegt in den einzigartigen Naturlandschaften ringsum, die Stadt selbst punktet mit über 100 Skulpturen entlang der Main Street und mit ihrer lebendigen Restaurantszene. Beliebtestes Restaurant ist die „Bin 707 Foodbar“ – Inhaber Josh Niernberg setzt auf lokale Produkte und zaubert so wunderbare Gerichte auf die Teller, dass Gäste am Wochenende eigens aus Denver einfliegen, um in den Genuss seiner kulinarischen Kreationen zu kommen. Für andere bildet der Restaurantbesuch den perfekten Abschluss eines Roadtrips.