Saarlouis muss mehr aus seinen Potenzialen machen, sagt Marc Speicher. Er will den Chefsessel im Rathaus der Kreisstadt für die CDU erobern. Der 40-jährige Landtagsabgeordnete ist unter anderem Miglied im Bundesvorstand der CDU sowie Landesvorsitzender der CDA (CDU Arbeitnehmerschaft).
Herr Speicher, es scheint ein offenes Rennen in Saarlouis zu sein, manche schreiben dem Wahlausgang auch symbolische Bedeutung für das Land zu. Wie sehen Sie das im Wahlkampfendspurt?
Es ist auf jeden Fall ein offenes Rennen. Saarlouis braucht den Wechsel! Das spüren ganz viele. Und sagen ganz viele. Es ist Zeit für einen neuen Aufbruch und Zeit für den Wechsel im Saarlouiser Rathaus. Deshalb geht es zuvorderst um die Sache. Saarlouis muss wieder ordentlich geführt werden und braucht eine klare Strategie. Es geht darum, dass Bürger, Beschäftigte, Betriebe und Besucher wieder wissen, wo Saarlouis hinwill. Es geht um mehr Zusammen, aber vor allem auch wieder um klare Führung in Saarlouis. Das ist das A und O: Saarlouis weiterzuentwickeln nach Jahren, in denen man zu wenig aus unseren Potenzialen gemacht hat. Insofern geht es nicht um Symbolik, sondern darum, dass man Saarlouis wieder besser macht!
Besser machen heißt?
Es geht los mit der Herangehensweise: Mehr Dynamik, mehr Schnelligkeit, mehr Agilität. Ein Rathaus mit offener Tür und offenem Ohr. Ein Servicecenter, längere Öffnungszeiten, damit sich Bürger nicht freinehmen müssen, um ins Rathaus zu gehen. Bessere Digitalisierungsangebote für Serviceleistungen, aber auch weiter die Möglichkeit persönlich oder telefonisch Angelegenheiten zu klären. Nicht immer kann die Antwort „Ja“ lauten, aber nicht zuständig gibt es mit mir als OB nicht! Ich werde ein OB sein, der sich kümmert. Und ich werde ein OB sein, der auch hart durchgreift, wenn es darauf ankommt. Beispiel: Viele fühlen sich in Saarlouis nicht mehr sicher und stören sich an teilweise als rechtsfrei empfundenen Bereichen. Die Stadtpolizei muss daher gestärkt werden, sie muss Recht durchsetzen, und sie muss mehr in die Stadtteile. Es braucht ferner eine Ordnungspartnerschaft mit den Polizeien von Land und Bund. Außerdem eine Citywache der Stadtpolizei am Hauptbahnhof. Es kann einfach nicht sein, dass die Leute, die wenige Minuten über die Zeit des Parktickets stehen ein Knöllchen haben und an anderen Orten der Stadt herrscht das Gefühl, es ist „Wilder Westen“. Wir haben Topmitarbeiter. Aber es braucht auch wieder eine ordentliche Führung. Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit ist das Topthema: Für Bürger, Betriebe und Besucher.
Außerdem geht es um Arbeitsplätze. In Saarlouis läuft der Großteil des saarländischen Strukturwandels. Ford-Nachfolge, Lisdorfer Berg, grüner Stahl, da die Hütte ja teilweise in Saarlouis liegt. Und praktisch vor den Toren der Stadt Wolfspeed. Wir brauchen die von Bürgern abgestimmte Erweiterung des Lisdorfer Berges als ökologisches Industrie- und Gewerbegebiet, die Nachfolgenutzung auf dem bisher reinen Ford-Gelände, mehr Aufenthaltsqualität in der City, damit wir Einkaufsstadt bleiben. Unter anderem mit einem Citymanager und einer Fachgeschäftestrategie für mehr inhabergeführte Geschäfte in Saarlouis. Außerdem will ich, dass Saarlouis mehr tut für Natur-, Umwelt- und Artenschutz. Saarlouis soll Vorbild und Modellstadt der Biodiversität werden. Außerdem soll Saarlouis zur Stadt der modernen Mobilität von morgen werden. Dazu zählt unter anderem die dringend notwendige Umsetzung des Radwegekonzeptes.
Was alle Kommunen derzeit beschäftigt, sind ausreichende und gute Schul- und Kitaplätze. Wie kriegt Saarlouis das hin?
Als junger Papa sage ich klar: Wir müssen die familienfreundlichste Stadt des Saarlandes werden. Mit mir als OB gibt es für Neugeborene nicht zuerst einen Brief mit der Steuer-ID, sondern ein Willkommenspaket. Unter anderem mit einem Gutschein für das Kind im Saarlouiser Einzelhandel, Ansprechpartner der Eltern und so weiter. Derzeit ist es so, dass Eltern für ein neugeborenes Kind als Erstes vom Staat eine Steuer-ID bekommen. Außerdem Familienbeiräte, die das, was wir in der Stadt beschließen, auf Familiengerechtigkeit prüfen, Mehrgenerationenprojekte fördern, Orte der Begegnung zwischen den Generationen zum Beispiel in Dorfgemeinschaftshäusern zu fördern, Mehrgenerationenspielplätze et cetera. Weiterer Ausbau der Kinderbetreuung, mehr Transparenz bei der Platzvergabe für bessere Planbarkeit, Modernisierung der Grundschulen. Oder: Versuchen Sie als junge Mama oder junger Papa mal, wenn Sie in der Stadt unterwegs sind, Orte zum Wickeln oder Stillen zu finden. Da muss vieles besser werden! Kinder sind Zukunft. Und ich werde das zu einem meiner zentralen Punkte machen!
Finanziell geht es der Stadt Saarlouis ganz ordentlich. Das ist natürlich kein Selbstläufer. Wie soll das dauerhaft so bleiben?
Sparsamkeit habe ich von Kindestagen an zu Hause gelernt. Später auch als Bankkaufmann, Wirtschaftsjurist, im Beruf. Daheim habe ich gelernt, dass sparsam sein notwendig ist. Und so muss man auch mit Steuergeld umgehen! Es geht um einen effizienten Mitteleinsatz, wirtschaftliches Handeln. Gleichzeitig müssen wir gezielt und zukunftsorientiert investieren für ein gutes und schönes Saarlouis von morgen. Und außerdem sage ich klar: Wir müssen den Weg konsequent weitergehen, durch kluges Handeln für Arbeitsplätze und Wirtschaft, die Einnahmenseite durch neue Ansiedlungen, Unterstützung bei Betriebsübergängen, schnellerer Genehmigungsprozesse zu verbreitern. Deshalb auch die Strategie, möglichst inhabergeführte Unternehmen für den Röderberg zu gewinnen. Was mir außerdem wichtig ist: Es darf durch die Grundsteuerreform nicht zu einer Mehrbelastung für Bürger und Betriebe kommen.
Außerdem will ich eine Luxemburg-Strategie für Saarlouis. Vor wenigen Wochen war ich dazu zu Gesprächen bei der Luxemburger Regierung. Ich habe mit dem dortigen Minister in einem mehrstündigen persönlichen Austausch unter anderem über die Anbindung Luxemburgs nach Süddeutschland gesprochen, wodurch Saarlouis wieder Fernverkehrshalt werden kann. Dadurch kann aus dem größtenteils leer stehenden Hauptbahnhof Saarlouis ein echter Ort der Zukunft werden. Als Fernverkehrshalt, unter anderem mit Anbindung an Luxemburg. Hinzu kommt eine Citywache der Stadtpolizei für die Stadtteile Fraulautern, Roden und Steinrausch, ein Café auf der Dachterrasse sowie Raum für gut angebundene Co-Working-Spaces. Alles im Fördergebiet eines Städtebauförderprogramms. Das bringt Fördermittel nach Saarlouis und sichert uns mittel- und langfristig mehr Einnahmen. Da geht einiges!
Was ist aus Ihrer Sicht das drängendste Thema für die Stadt?
Zentrales Thema ist der Ostring. Seit Jahren gibt es Baurecht für die Ortsumgehung Fraulautern. Wenn die nicht vorhanden ist, muss die Brücke, die jetzt den Ort praktisch zerteilt, neu gebaut werden. Das würde die Zerteilung des Ortes auf Jahrzehnte zementieren. Es geht eigentlich nur darum, Zeit zu gewinnen. Eine längere Nutzung der Brücke ist möglich, bis die Umgehung steht. Das hat ein Gutachten gezeigt, das wir als CDU gemeinsamen mit den Bürgern in Fraulautern beim Land durchgesetzt haben. Leider hat die SPD Saarlouis diesen gemeinsamen Weg für Fraulautern verlassen. Die SPD Saarlouis und ihr OB-Kandidat haben der Klageprüfung gegen das Land im Stadtrat als einzige Fraktion nicht zugestimmt. Ich lade die Kolleginnen und Kollegen erneut ein, in die gemeinsame Phalanx für den Ostring zurückzukehren. Klar ist: Ostringbau vor Brückenbau. Das ist möglich. Die saarländische Landesregierung will nur nicht! Es braucht jetzt die schnelle Teilrealisierung der Ortsumgehung. Dafür kämpfe ich zusammen mit der CDU, der Bürgerinitiative und den Bürgern und Betrieben von Fraulautern und ganz Saarlouis. Das ist existenziell für unsere Stadt! Außerdem brauchen wir weiter Parkplätze auf dem Großen Markt. Darüber hinaus mehr Parkplätze durch Neubau eines Parkhauses auf dem Zeughausplatz, Sanierung des Parkhauses in der Lisdorfer Straße vor allem für Dauerparker und Leute, die in der Innenstadt arbeiten. Neben dem Erhalt der Parkplätze auf dem Großen Markt geht es um mehr Aufenthaltsqualität, eine Entsiegelung und Neugestaltung der Oberfläche, mehr Grün, Erhalt der Buden, Erhalt der historischen Platanen und insgesamt ein Herausstellen des wertvollen historischen Charakters des Platzes. Wir müssen unser Saarlouis-Gefühl wieder stärken. Wir sind Einkaufs-, Handels- und Ausgehstadt – und müssen es bleiben! In Saarlouis gehen wir gerne scheesen. Und damit das so bleibt, müssen wir klug handeln.