Kürzlich ist mit großen Erwartungen die teuerste Serie aller Zeiten auf Amazon Prime Video gestartet. „Die Ringe der Macht“ basiert auf den Werken von J.R.R. Tolkien. Wird sie den Hoffnungen und Erwartungen der Fans gerecht?
Als vor fünf Jahren bekannt wurde, dass sich Amazon nach zähen Verhandlungen die Fernsehrechte an J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ gesichert hat und in infolgedessen eine Serie epischen Ausmaßes ankündigte, mischten sich zwischen Begeisterung und riesengroße Erwartungen auch berechtigte Zweifel, ob es Amazon gelingen würde, Tolkiens Welt im passenden Ton und mit der nötigen Qualität darzustellen. Peter Jacksons legendäre Filmtrilogie Anfang der Nullerjahre hatte die Messlatte sehr hoch gelegt. Überhaupt war die Frage, welche Geschichte und von welcher Zeit diese neue Serie erzählen würde, die mit mutmaßlich einer Milliarde Dollar Produktionskosten die teuerste Serie aller Zeiten werden würde.
Nach jahrelangen Gerüchten im Internet und in den sozialen Medien ließ Amazon dann endlich die Katze aus dem Sack: Die Geschichte von „Die Ringe der Macht“‚ so der Titel der neuen Serie, sollte im Zweiten Zeitalter, Tausende Jahre vor den Ereignissen von „Der Herr der Ringe“ spielen. Dazu muss man wissen, dass Amazon nicht die Rechte am Gesamtwerk von J.R.R. Tolkien erworben hat, sondern lediglich an den Anhängen aus dem Buch „Der Herr der Ringe“. Das heißt im Klartext, dass man keine vorhandenen Geschichten von Tolkien nacherzählen durfte.
Mehrere Erzählstränge
Und so musste eine neue Geschichte her, eine Geschichte, die sich an Tolkiens Aufzeichnungen in den Anhängen orientiert und nicht etwa Geschichten aus dem Silmarillion aufgreift. Das machte die Sache gewiss nicht leichter, aber mit den noch relativ unbekannten Patrick McKay und J.D. Payne fand man zwei aufstrebende Showrunner, von Starregisseur J.J. Abrams hochgelobt, die sich mit Mut und Leidenschaft des Mammutprojekts annahmen. Anfang September 2022 war es dann endlich soweit. Die erste Folge von „Die Ringe der Macht“ wurde auf Prime Video ausgestrahlt. Es folgten sieben weitere, sodass die erste Staffel acht Folgen umfasste, von denen jede ungefähr 60 Minuten dauerte.
Die Rezeption war, wie zu erwarten, zwiegespalten. Da meldeten sich auf der einen Seite die hartgesottenen Tolkien-Fans zu Wort, die das Erbe ihres Fantasy-Meisters verraten und verkauft sahen. Das kann man durchaus verstehen, wenn man jedes geschriebene Wort auf die Goldwaage legt. Muss man jedoch nicht. Verfilmungen können sich nicht in jede Welt versetzen, die sich ein Fan über die Jahre in seinem Kopf errichtet hat. Müssen sie auch nicht. Andererseits gab es auch viele Menschen, welche die neue Serie mit offenen Armen begrüßten und ohne große Erwartungen einfach eine gut gemachte Fantasy-Serie schauen wollten. Und „Die Ringe der Macht“ ist definitiv gut gemachte, spannende und interessant erzählte Unterhaltung.
Neuer Ansatz für Tolkiens Welt
Um was geht es überhaupt? Wie bereits erwähnt, steht das Zweite Zeitalter im Fokus der Handlung. In einem Rückblick wird gezeigt, wie der damalige dunkle Herrscher Morgoth gegen Ende des Ersten Zeitalters fällt. Die Elbenkriegerin Galadriel hält den darauffolgenden Frieden für trügerisch. Sie ist überzeugt davon, dass Sauron, die rechte Hand von Morgoth, den Krieg überlebt hat und neue dunkle Pläne schmiedet. Und so begibt sie sich auf die Suche nach dem neu erwachten Bösen.
In einem anderen Erzählstrang fällt ein Fremder mit einem Kometen zur Erde und wird von Elanor Brandyfuß, genannt Nori, gefunden. Nori gehört zu den Harfüßen, einem Nomadenvolk, das in Tolkiens Werken als Vorfahren der Hobbits beschrieben wird.
Gerade die Geschichte, wie sich Nori dem verwirrten Fremden, der über magische Kräfte verfügt, annähert und mit ihm Freundschaft schließt, wird berührend gezeigt. Eine weitere bekannte Figur aus den „Der Herr der Ringe“-Filmen ist der hier noch sehr junge Halbelb Elrond, der die Waldelben von Lindon vor dem Untergang bewahren muss.
Die erste Staffel von „Die Ringe der Macht“ ist ein wunderbarer neuer Ansatz, wie man die mannigfaltige Welt von J.R.R. Tolkien beschreiben kann. Es werden noch mindestens vier weitere Staffeln folgen, sodass einer fantastischen Ära nichts mehr im Wege steht.