Die HG Saarlouis will ganz vorne angreifen. Das hat der Handball-Drittligist mit der Verpflichtung von Markus Baur als Sportdirektor und Jörg Lützelberger als neuen Trainer mehr als deutlich gemacht. Der neue Trainer im Interview über den Verlauf der Vorbereitung und die Ziele der Saison.
Herr Lützelberger, haben Sie sich in Ihrer neuen Heimat eingelebt?
Ich bin sehr gut angekommen in Saarlouis. Auch, wenn noch nicht so viel Zeit war, um neue Leute über das Vereinsleben hinaus kennenzulernen. Ich war natürlich sehr oft mit den Jungs in der Halle. Allerdings habe ich schon die eine oder andere Radtour unternommen, auch mal aus Saarlouis heraus, und habe die Natur und Landschaften in der Großregion erkundet.
Welche Eindrücke haben Sie von Ihrem Team gewonnen?
Wir haben super Typen und viele interessante Persönlichkeiten im Team und eine große Bereitschaft, Dinge zu verändern und meine Vorstellungen umzusetzen. Hinzu kommen viel Talent und Umsetzungs-Qualität, die schon in den ersten Wochen deutlich geworden sind. Das hat sehr viel Spaß gemacht, und ich bin sehr positiv gestimmt und freue mich auf das, was da noch kommt.
Sind Sie mit der Saisonvorbereitung zufrieden?
Ja. Wir hatten sehr gute Trainingswochen und uns von Spiel zu Spiel gesteigert und kriegen immer mehr von den Zielstellungen, die ich vorgegeben habe, auch umgesetzt. Aber leider sind wir nicht vollzählig, weil sich Marko Jelicic vor dem Vorbereitungsbeginn am Fuß verletzt hat und noch einige Wochen brauchen wird, bis er überhaupt zum ersten Mal ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Wladislaw Kurotschkin ist zwar am Ende seiner Kreuzbandriss-Reha angekommen und wird langsam wieder mit Bewegungen in der Halle beginnen, aber auch bei ihm wird es noch die eine oder andere Woche dauern, bis er ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Marcel Becker (ebenfalls Kreuzbandriss, Anm. d. Red.) wird dafür noch einige Monate brauchen – vermutlich sogar bis ins neue Jahr. Hinzu kommt der Ausfall von Philipp Petschick, der im Testspiel gegen Homburg umgeknickt war und sich dabei einen Außenbandriss zugezogen hat. Er wird auch noch ein paar Wochen brauchen.
Mit den Rückraumspielern Sven Eberlein (24) und Hubert Kornecki (33) sowie Toptalent und Jugend-Nationalspieler Marko Jelicic aus der eigenen Jugend gibt es nur drei Neuverpflichtungen. Ist der Kader komplett oder wird man angesichts der Verletzten noch einmal tätig?
Wir haben im Moment alle Positionen besetzt und haben einen guten Kader beisammen, dem wir zutrauen, die Lücke zur Spitze in unserer Staffel, die es in der Vergangenheit noch gab, zu schließen. Sportdirektor Markus Baur hat den Markt im Blick und schaut permanent, ob sich dort attraktive Spieler finden, die zu unserer Spielidee und auch menschlich zu uns passen und uns verstärken würden. Das ist ein fortlaufender Prozess – genau wie das permanente Scouting, das wir angestoßen und strukturell neu aufgestellt haben. Hier haben wir beispielsweise unsere eigenen Datenbanken angelegt, um uns besser auf dem Markt auszukennen und zu vernetzen. Auch hier wollen wir besser werden, wie wir uns das ja für alle Bereiche als Zielstellung vorgenommen haben. Also im Moment sind wir komplett, aber falls sich eine sinnvolle Option für eine Verstärkung ergibt, sind wir offen dafür.
Wie läuft es sportlich so kurz vor dem Saisonbeginn – hapert es noch irgendwo oder läuft alles nach Plan?
Dass es an irgendeiner Stelle hapern würde oder dass wir Probleme hätten, sehe ich nicht. Wir haben ganz viele Themen an alle Mannschaftsteile herangetragen und eigentlich ein ganz neues Setup geschaffen. Für die Spieler bedeutet das viele Veränderungen im Spielverlauf im Vergleich zu vorher. Das gilt für die Saarlouiser und auch für die Neuzugänge. Wir haben sehr präzise Vorstellung über bestimmte Details für das Verhalten in der Abwehr, im Angriff sowie bei Gegenstoß und Rückzug. Ich sehe von Woche zu Woche eine Weiterentwicklung, daran arbeiten wir auch sehr hart, und wir haben schon jetzt Fortschritte in allen Bereichen erzielt. Die größten vielleicht im Angriff, weil darauf in den ersten Wochen schon mein Fokus lag. Das läuft auch schon ganz gut. Aber als Trainer findet man natürlich immer noch etwas, das man verbessern kann.
Inwiefern konnten Sie sich schon über die ersten Gegner informieren?
Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine großen Gedanken gemacht. Auch, weil wir das Videomaterial gerade erst bekommen haben. Wir haben uns eher auf uns konzentriert und gemeinsam, auch mit der Mannschaft, auf die Liga geschaut und uns darüber ausgetauscht, welche Werte wir auf und neben dem Feld verkörpern wollen, wie wir uns entwickeln wollen, sportlich und charakterlich. Das war einer unserer Schwerpunkte in der Vorbereitung – auf uns zu schauen und weniger auf die Gegner.
Und welches Ziel haben Sie sich für die kommende Runde gesteckt?
Das haben wir recht klar formuliert: Der erste Schritt wird sein, die Lücke zur Spitze zu verkleinern und möglichst zu schließen. Wir wollen mit den besten Teams der Staffel, zu denen sicher der Longericher SC, TV Gelnhausen, HSG Hanau und HSG Nieder-Roden und vielleicht noch ein, zwei andere gehören werden, auswärts und zu Hause voll konkurrenzfähig sein. Wir werden an jedem Spieltag auf Sieg spielen und wollen diese Teams nicht nur an Tagen schlagen können, wenn mal ausnahmslos alles funktioniert.
Was ist der zweite Schritt?
Wir wollen eine Mannschaft, die professionell und intensiv arbeitet, die einen guten, ehrlichen Charakter im Umgang mit sich selbst, dem Umfeld und den Gegnern entwickelt. Der zweite Schritt soll dann sein, am Ende auf dem ersten oder zweiten Platz zu stehen, um uns für die Aufstiegsrunde zu qualifizieren. Dazu gehört das langfristige Ziel, am Saisonende in eben dieser möglichen Aufstiegsrunde eine Spielweise und Denk- und Handlungsweise entwickeln zu haben, die uns dann auch mit den besten Drittligisten Deutschlands, die auch alle in die 2. Bundesliga wollen, konkurrenzfähig macht. Viele von denen arbeiten schon lange an diesem Traum und investieren genauso viel Geld und Zeit in dieses Ziel. Ich denke da natürlich auch an den ASV Hamm-Westfalen, der unter den Topteams sicher eine herausgehobene Stellung hat. Aber da gibt es auch noch Rostock, Emsdetten, Würzburg, Braunschweig und einige andere Kandidaten, die ganz vorne mitmischen werden. In diese Phalanx wollen wir möglichst schnell auch vorstoßen.