Er wurde viermal in Folge Formel-1-Weltmeister und gewann bei 299 Großen Preisen 53 Rennen. Derzeit absolviert der 37-Jährige in der Schweiz eine Ausbildung zum Landwirt. Er startet bei der „Race of Champions“ in Australien am 7. und 8. März für Deutschland.
Vom Formel-1-Boliden in den Traktor: Der vierfache Automobil-Weltmeister Sebastian Vettel drückt seit einigen Monaten in der Schweiz die Schulbank, um in komprimierter Form seinen landwirtschaftlichen Abschluss zu machen. Nach den schriftlichen Prüfungen im Dezember 2024 warten jetzt im April und Mai im Berufsbildungszentrum Pfäffikon die mündlichen Prüfungen auf das Motorsport-Ass: „Wenn ich den Kurs bestehe, eigne ich mich, einen eigenen Betrieb zu führen“, erklärte Vettel kürzlich bei Sport1. Auf seinem Lehrplan stünden Themen wie Pflanzenbau, Tierhaltung, Landtechnik und ökologische Bewirtschaftung, aber auch Marketing, Agrarpolitik und Betriebsführung. Der Formel-1-Star lebt bereits auf einem eigenen Bauernhof und holt deshalb derzeit seine landwirtschaftliche Legitimation nach. „Das Potenzial der Landwirtschaft fasziniert mich, auch das Klima, die Veränderungen und die Herausforderung, vor der wir alle stehen“, betont Vettel.
Kein offizieller Rücktritt

Kürzlich hat er in einer Schweizer Schule mit Jugendlichen einen Workshop „Kreislaufwirtschaft“ durchgeführt, „um ihnen zu zeigen, was mit einem Produkt am Ende seines Lebenszyklus passiert und was sich ändern muss, um diesen Zyklus zu optimieren!“ Für Nachhaltigkeit setzt er sich schon länger ein und bekennt sich als „gewisser Fan“ von Grünen-Politiker Robert Habeck, auch wenn diesem nicht immer alles gelinge. Bezüglich der aktuellen Probleme glaubt Vettel, „dass wir wieder mehr in den Dialog müssen und wirklich versuchen, wieder eine gemeinsame Sprache zu finden!“, zitiert ihn Ntv. Sein Umweltbewusstsein dokumentiert Vettel auch, indem er öfter vom Auto aufs Fahrrad umsteigt. Schon zu Formel-1-Zeiten radelte er gern mit dem Bike durchs Fahrerlager. Seit seinem Rückzug nimmt er heute gelegentlich unter falschem Namen an Radrennen teil. So war er im Vorjahr beim mehrtägigen „Swiss Epic“-Mountainbike-Rennen am Start und musste 341 Kilometer und 11.400 Höhenmeter bewältigen. In den Teilnehmerlisten stand Vettel als „Sebastian Sprater“, weil er unter dem Geburtsnamen seiner Frau mehr Anonymität suchte. Er wurde aber erkannt und musste nach dem Rennen dem Schweizer Sender SRF seine Fahrerlebnisse schildern. „Es war eine anstrengende aber schöne Art, die Schweiz von so vielen Seiten zu sehen“, beschrieb er dem „Spiegel“ seine Strapazen. Um nicht auf Platz 129, sondern weiter vorne zu landen, hätte er sich allerdings besser vorbereiten müssen. Kurz zuvor hatte Vettel auch bereits beim „Offroad Finnmark“-Radrennen in Norwegen anonym erste Wettbewerbserfahrungen im Sattel gemacht.
Der vierfache Formel-1-Weltmeister hat aber immer noch nicht endgültig seinen Rücktritt vom Automobilsport erklärt. Immer wieder gibt es Gerüchte über ein Comeback, eine Zeit lang war er auch als weiterer Fahrer bei Mercedes oder beim britischen Jota-Team im Gespräch. „Wenn ich irgendwann zu dem Schluss kommen sollte, dass es ohne Rennfahren nicht geht, dann werde ich wieder fahren“, betonte Vettel kürzlich in der „Welt“. Einige prominente ehemalige Kollegen haben ihm aber öffentlich bereits von einem Comeback abgeraten, weil er in der Schlussphase seiner F-1-Karriere bereits nicht mehr auf vorderen Plätzen landen konnte. Es heißt in der Branche auch, dass Vettel mit Formel-1-Rennställen wie Audi oder Red Bull wegen eines neuen Vertrages gesprochen habe, jedoch ohne Erfolg. „Sebastian wäre gerne neben Max Verstappen bei uns gefahren. Aber das hätte keinen Sinn gemacht, auch um ihn zu schützen“, betont der Red-Bull-Chefberater und Vettel-Vertraute Helmut Marko, weil der Deutsche gegen den derzeitigen Weltmeister keine Chance habe und dadurch seinem Ruf schaden könnte.
24-Stunden-Rennen denkbar
Schon vor einem guten Jahr kursierte das Gerücht, Vettel könnte sein Fahrerglück künftig eher auf der Langstrecke suchen und für Porsche beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an den Start gehen, zumal er bei Porsche bereits einige Testfahrten absolviert hatte. 2024 wurde aber nichts daraus, und auch in diesem Jahr dürften sich die Hoffnungen seiner Fans auf einen Einsatz im Porsche-Cockpit nicht erfüllen. Vettel hat sich Medienberichten zufolge „aktiv für seine Familie“ und gegen den nötigen Vorbereitungsstress entschieden. Dennoch behalte er diese Angelegenheit „weiter im Hinterkopf“, weil er sich noch fit genug für eine solche Herausforderung fühle.
Ganz verzichten müssen Anhänger der Heppenheimer Formel-1-Legende aber nicht auf Motorsportaktivitäten ihres Idols: Bei der „Race of Champions“ (ROC), die nach der Vorjahrespause diesmal an diesem Wochenende, genauer am 7. und am 8. März in Australien stattfindet, sitzt Vettel im Team mit Mick Schumacher für Deutschland am Lenkrad: „Ich werde alles tun, um Deutschland zu einem weiteren ROC-Nations-Cup-Titel zu verhelfen“, schreibt der mehrfache ROC-Gewinner Vettel auf seiner Homepage und sagte Mick seine volle Unterstützung im Einzelwettbewerb zu.