Gegen ein bärenstarkes St. Pauli gab es für die SV Elversberg nichts zu holen. Ein Beinbruch ist das aber nicht. Nun steht das Auswärtsspiel auf Schalke an – ein Highlight in der Vereinsgeschichte.
Horst Steffen schickte seine SV Elversberg mit derselben Aufstellung ins Rennen, die in der Vorwoche mit 2:1 beim 1. FC Magdeburg gewann. Fabian Hürzeler warf im DFB-Pokal gegen Schalke beim FC St. Pauli ordentlich die Rotationsmaschine an – das meiste drehte er am Freitagabend wieder zurück.
Neben Keeper Nikola Vasilj starteten Adam Dźwigała, Manolis Saliakas, Connor Metcalfe, Johannes Eggestein und Oladapo Afolayan neu für Sascha Burchert, Eric Smith, Lars Ritzka, Danel Sinani, Simon Zoller und Elias Saad. Bis auf Dzwigala standen alle am vergangenen Zweitliga-Spieltag gegen den KSC bereits in der Anfangsformation. Die Gastgeber starteten engagiert, hatten zu Beginn viel Ballbesitz – in den ersten fünf Minuten konnte St. Pauli kaum einen Angriff aufbauen, verlor schnell die Kugel.
Doch ohne nennenswerte Chance ebbten die Bemühungen wieder ab und die Gäste aus Hamburg nahmen das Heft des Handelns in die Hand. Und dann ging alles ganz schnell. In der 16. Minute blockte der FCSP bei einer Ecke von links toll Eggestein frei, der aus etwa zwölf Metern per Kopf links ins Tor versenkte – 0:1. In der Folge bemühte sich Elversberg wieder mehr, Druck zu machen – und es kam ebenfalls nach einer Ecke zu einer guten Chance. Paul Stock schoss aus der Ferne drauf, Keeper Vasilj ließ abprallen – und Luca Schnellbacher kam zum Abstauber. Doch er blieb erneut an Vasilj hängen (20.). Als Nächstes war wieder St. Pauli dran – und erhöhte: Marcel Hartel, der das erste Tor vorbereitet hatte, zog aus 16 Metern halblinker Position ab und donnerte den Ball über die Unterkante der Latte in den Winkel. In der zweiten Hälfte schaltete St. Pauli in den Verwaltungsmodus.
Offensiv kam nicht mehr viel, doch die Defensive stand gut gestaffelt und ließ nahezu nichts zu. In der 58. Minute rutschte mal eine Freistoßflanke am zweiten Pfosten durch, doch Saliakas blockte den Abschluss von Sickinger aus spitzem Winkel zur Ecke. Dann passierte länger nichts, bis Saliakas in der 68. Minute Afolayan am Strafraumrand in Szene setzte, der donnerte den Ball jedoch an die Querlatte. Elversberg tauschte die komplette Offensive aus – und der eingewechselte Manuel Feil hatte eine gute Kopfballmöglichkeit zum Anschluss, doch seinen Versuch nach Ecke lenkte Keeper Vasilj über die Latte (80.). Etwas später testete auch der für Afolayan eingewechselte Etienne Amenyido die Standfestigkeit des Aluminiums (84.), wie bei seinem Wechselkollegen prallte der Ball aber zurück ins Feld, anstatt wie zuvor bei Hartel ins Tor (84.). Nach der frühen Führung ließ der FC St. Pauli nichts mehr anbrennen und sicherte sich die verfrühte Verteidigung der Tabellenführung am Freitagabend.
St. Pauli eine Nummer zu groß
Am Ende war es ein Abend, mit dem beide Seiten irgendwie zufrieden waren. Die Hamburger zeigten eine souveräne Leistung, für die Elversberger waren sie einfach eine Nummer zu groß – aber davon ließ sich niemand aus der Ruhe bringen.
Horst Steffen ordnete die Partie wie folgt ein: „Es war für uns schwer. Wir sind meistens nicht ins letzte Drittel gekommen, das hat St. Pauli gut verteidigt. Wir wussten auch, dass es schwer wird, dass unser Pressing immer mal wieder überspielt wird und wir dann Räume zu verteidigen haben, die der Gegner dann gut nutzen kann.“ Lediglich mit dem Gegentor nach einem Standard haderte der Fußballlehrer. Relativierte danach aber auch: „Durch den Standard in Rückstand zu geraten, ist natürlich blöd, das kann man besser verteidigen. Aber letztendlich muss man neidlos anerkennen, dass der Gegner heute besser war als wir. Sie haben es sehr gut gemacht, das Spiel im Pokal hat man nicht gemerkt. Sie waren sehr laufstark, sehr spielfreudig, mit hoher Spielintelligenz und hoher Ballsicherheit. Es wird andere Gegner geben, gegen die wir mehr holen dürfen.“
Fabian Hürzeler war ebenfalls zufrieden mit der Leistung seines Teams, nahm da aber explizit die Phase zwischen dem ersten und zweiten Treffer heraus: „Bis zum 1:0 haben wir sehr guten, sehr dominanten Fußball gespielt. Danach hatten wir eine Phase, in der wir zu passiv wurden, sehr tief standen und die Zwischenräume nicht so gut und nicht so konsequent wegverteidigt haben.“
Allerdings betonte er auch, dass dies eben nicht nur an der Passivität seiner Spieler lag, sondern auch am Gegner: „Das machte Elversberg aber auch richtig gut. Sie spielen wirklich tollen und gepflegten Fußball, sind sehr variabel, kommen immer wieder in die Zwischenräume – das haben sie auch in dieser Phase gut gemacht. Da haben wir ein bisschen Glück gehabt.“ Natürlich habe das 1:0 „uns in die Karten gespielt“, weil es dem Team dadurch gelungen sei, „selbstsicherer und dominanter“ zu werden, wie Hürzeler erklärte. Insgesamt sah er das „Momentum“ aufseiten des FCSP und zog ein zufriedenes Fazit: „Am Ende sind wir zufrieden, dass wir zu null gespielt haben. Wir hätten die Torchancen am Ende aber konsequenter zu Ende spielen müssen.“
Pauli-Kapitän Jackson Irvine war nach dem Spiel voll des Lobes für seine Mitspieler: „Wir haben heute verschiedene Eigenschaften unseres Spiels gezeigt. Anfangs mussten wir durch das Pressing spielen, was uns gut gelang. In der zweiten Hälfte agierten wir ein bisschen tiefer, haben auf Umschaltmomente gesetzt und gezeigt, dass wir auch das können. Insgesamt kann ich nicht stolzer auf die gesamte Gruppe sein. Es war eine große Woche von uns allen, nicht nur die, die jedes Spiel zum Einsatz kamen.“
Wie sehr Pauli den Sieg feierte, zeigt auch wie groß der Respekt vor der SVE war. Sieben Spiele in Folge waren die Elversberger ungeschlagen. Jetzt hat es sie wieder erwischt – es war jedoch der wahrscheinlich größte Favorit auf den Aufstieg in diesem Jahr. Am Freitag wartet dann das nächste Highlight für die SVE: Es geht auf Schalke.