Auch wenn es im beruflichen Alltag eines Bodyguards selten um Leben und Tod geht, so muss ein professioneller Personenschützer doch dazu bereit sein, im schlimmsten Fall seine persönliche körperliche Unversehrtheit zugunsten seines Schutzbefohlenen aufs Spiel zu setzen.
Das öffentliche Bild des Personenschützers oder Bodyguards, früher auch als Leibwächter bekannt, ist hauptsächlich durch diverse Hollywood-Blockbuster geprägt. Das sind allerdings ziemlich wirklichkeitsfremde Klischees. Denn der coole Muskelprotz im dunklen Maßanzug mit Glatze, finsterem Blick hinter einer Sonnenbrille, Colt im Schulterholster und einem Funkgerät am Ohr ist alles andere als typisch für die heutige Sicherheitsbranche. Allein schon das Outfit wäre viel zu auffällig, denn die Personenschützer agieren in den meisten Fällen möglichst diskret, ja beinahe unsichtbar, im Hintergrund. Auch der smarte Kevin Costner alias Frank Farmer hatte in der US-amerikanischen Thriller-Romanze „Bodyguard“ den Beruf des Leibwächters für Whitney Houston alias Rachel Marron nur romantisch arg verklärt verkörpern können. Eine Liaison mit seiner Auftraggeberin inklusive, die ihm immerhin 3.000 Dollar pro Woche für seine Dienste bezahlt hatte.
Frank Farmer hatte sich zur Rettung seiner Schutzbefohlenen tatsächlich eine Schussverletzung zugezogen und damit das nicht unerhebliche Risiko dieses speziellen Jobs ins grelle Scheinwerferlicht gerückt. Und dennoch entscheiden sich viele junge Männer und in den letzten Jahren auch zunehmend mehr junge Frauen für den Einstieg ins Bodyguard-Geschäft. Und das, ohne vor dem Risiko zurückzuschrecken, im schlimmsten Fall die eigene körperliche Unversehrtheit zugunsten eines Klienten aufs Spiel setzen zu müssen. Obwohl es in Deutschland einen allgemein anerkannten Beruf des Personenschützers bislang überhaupt nicht gibt, scheint der Reiz eines vermeintlich abenteuerlichen Lebens in der glamourösen Welt der Reichen und Schönen sehr groß zu sein.
Lange Phasen aus Warten und Taten
Nicht einmal das relativ bescheidene Salär für den in der Regel zeitaufwendigen Job, die Rede ist meist von monatlich 3.000 bis 6.000 Euro, scheint Interessenten abzuschrecken. Diese Angaben beziehen sich auf Beschäftigte von privatwirtschaftlichen Sicherheitsunternehmen, die sich ihre Dienste von Prominenten aus dem Showbusiness oder der Wirtschaft aus deren eigener Tasche bezahlen lassen. Nach oben sind den Gehältern dabei aber auch keine Grenzen gesetzt. Daneben gibt es aber auch einen staatlichen Personenschutz, bei dem Beamte aus Kreisen der Bundeswehr, der Polizei, des Landeskriminalamtes (beispielsweise für Ministerpräsidenten oder Minister des jeweiligen Bundeslandes) oder des Bundeskriminalamtes (BKA) den Schutz von hochrangigen Spitzenpolitikern, Vertretern von Verfassungsorganen des Bundes sowie in besonderen Fällen auch ausländischen Staatsgästen übernehmen (jeweils gestaffelt nach verschiedenen Gefährdungsstufen). Beim BKA waren 2019 mehr als 540 Beamte als Personenschützer in der Abteilung „Sicherungsgruppe“ (SG) für den Schutz der Verfassungsorgane des Bundes tätig.
Für eine Anstellung als behördlicher Personenschützer führt kein Weg an einer Ausbildung bei Polizei oder Bundeswehr vorbei. Dort muss jeweils zunächst eine allgemeine Ausbildung absolviert werden, an die sich eine Spezialschulung zum Personenschützer anschließt. Bei der Polizei dauert die Ausbildung für den gehobenen Polizeivollzugsdienst drei Jahre, die anschließende Spezialausbildung zum Personenschützer weitere sechs Monate. Zum Berufsalltag eines Personenschützers beim BKA zählen kontinuierliches Training in Selbstverteidigung, Schießen und Teamübungen; eine hohe physische Fitness wird vorausgesetzt. Die in ziviler Kleidung auftretenden und im Nahkampf ausgebildeten Profis sind mit Schusswaffen und Kommunikationsmitteln ausgestattet. Beim Einsatz hat sich die Taktik des sogenannten Schutzkreuzes bewährt: Darunter versteht man eine karoförmige Formation von vier Personenschützern, die als Personenschutzgruppe bezeichnet wird, um die Schutzperson herum, die sich möglichst in Tuchfühlung befinden soll.
Die Kernaufgabe dieser Profis, deren Job oft einen Wechsel von stundenlangem Warten und Phasen höchster Konzentration mit sich bringt, besteht dabei im möglichst frühzeitigen Erkennen und Verhindern von Gefahrensituationen für die Schutzperson, die in sogenannten Sonderschutzfahrzeugen transportiert wird. Beim Militär ist die Feldjägertruppe für die Ausbildung zuständig, für die Zulassung zum Personenschutzlehrgang muss der Bewerber mindestens Feldjägerfeldwebel oder Feldjägeroffizier sein. Staatliche Personenschützer können von ihren hoheitlichen Vollzugsrechten Gebrauch machen, sie dürfen die Identität von Personen erheben, diese durchsuchen oder auch in Gewahrsam nehmen.
Private Personenschützer dürfen hingegen lediglich auf Grundlage der sogenannten Jedermann-Rechte arbeiten. Sie haben keinerlei polizeiliche oder hoheitlichen Rechte. Sie dürfen nur im Notfall gravierend eingreifen und können sich dabei auf ein vorläufiges Festnahmerecht oder auf die Bestimmungen bezüglich Notwehr, Nothilfe oder Notzustand berufen. Im privaten Personenschutz liegen nur selten tatsächliche Bedrohungslagen für Leib und Leben vor. Der Begleitschutz dient meist nur dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Schutzperson oder auch der Prävention. Die Ausbildungsmöglichkeiten für private Personenschützer sind gelinde gesagt ziemlich unübersichtlich. Grundvoraussetzung ist allerdings ein polizeiliches Führungszeugnis ohne relevante Einträge sowie eine ärztliche Bescheinigung über eine körperlich-medizinische Tauglichkeit. Hilfreich sind ein gepflegtes Äußeres, sehr gute Kenntnisse der deutschen und englischen Sprache sowie ein möglichst überdurchschnittlicher Fitness-Zustand. Um danach mit einer Ausbildung im Bewachungsgewerbe generell beginnen zu können, muss vorab vor der IHK in 40 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten eine sogenannte Bewachungserlaubnis erworben werden, wobei jedoch keine für den Personenschutz spezifischen Inhalte vermittelt werden.
Außerordentliche Fitness von Vorteil
Altgediente private Personenschützer schwören als Basis für eine spätere Karriere auf eine fundierte, IHK-zertifizierte dreijährige Ausbildung zur „Fachkraft für Schutz und Sicherheit“. Da laut dem Informationsportal „Planet Wissen“ seit dem Jahr 1996 für jeden im Sicherheitsgewerbe Tätigen eine Prüfung bei einer Industrie- oder Handelskammer verpflichtend ist, bieten inzwischen diverse sogenannte Sicherheitsakademien IHK-zertifizierte Lehrgänge zur Ausbildung als privater Personenschützer an. Üblicherweise dauern diese Ausbildungen sechs Monate und sollten eine grundlegende Schulung über Krisen- und Gefahrensituationen, das perfekte Beherrschen eines Fahrzeugs, den Umgang mit Schusswaffen und eine Absolvierung der Waffensachkundeprüfung umfassen. Zudem sollte das Erlernen einer waffenlosen Selbstverteidigung, der Erwerb von Erste-Hilfe-Kenntnissen sowie die Beschäftigung mit Schutzkonzepten, Sicherheitsanalysen, rechtlichen Rahmenbedingungen und psychologischen Aspekten Gegenstand des Unterrichts sein.
Nach diesen sechs Monaten kann sich jeder Ausbildungsabsolvent bei einer möglichst seriösen Sicherheitsfirma als Personenschützer bewerben oder als Selbstständiger Kontakt zu Schutz suchenden Personen aufnehmen. Auch bei großen Konzernen besteht die Chance auf eine Anstellung, da diese sich inzwischen eigene Sicherheitsabteilungen leisten. Die Nachfrage nach privaten Personenschützern ist in den letzten Jahren ständig weiter gestiegen. Nicht nur, weil Promis ihre Privatsphäre bewahren oder reiche Wirtschaftsgrößen möglichen Entführungsversuchen vorbeugen möchten, sondern auch weil Menschen des öffentlichen Lebens staatlicherseits nur noch in seltenen Fällen personelle Schutzhilfe angeboten wird, was selbst bei Bedrohungen aus der organisierten Kriminalität gilt.
Und dann gibt es natürlich auch noch die Aufschneider, die sich Bodyguards nur zulegen, weil sie selbst dadurch wichtiger wirken möchten. Die weltweit berühmteste Personenschutzgruppe ist die bis zum Jahr 1506 zurückreichende Päpstliche Schweizergarde. Aber auch schon in der Antike hielten sich die Perserkönige persönliche Leibgarden. Auch die römischen und byzantinischen Kaiser wollten Söldnertruppen zu ihrem persönlichen Schutz nicht missen.