Der 1. FC Saarbrücken ist mit einem 4:3-Erfolg beim MSV Duisburg in die englische Woche gestartet. Coach Koschinat hat dennoch Grund zur Kritik.
49 Minuten vergingen, ehe die beiden Trainer am Sonntagnachmittag den Presseraum der Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg betraten. Gezeichnet wirkten beide nach einem turbulenten Fußball-Nachmittag. Rechts Duisburgs Coach Hagen Schmidt, der eine 4:3-Niederlage erklären musste, die kaum in Worte zu fassen war. Der Traditionsverein aus dem Pott steht mit dem Rücken zur Wand und die Sorgen sind seit Sonntag noch größer. Links saß Saarbrückens Trainer Uwe Koschinat, der auch nicht gerade wirkte, als hätte sein Team soeben den fünften Auswärtssieg der Saison eingefahren. „Ich kann das Geschehen emotional gar nicht richtig einordnen. Am Ende hätten wir hier auch mit leeren Händen dastehen können“, lautete seine treffende Analyse.
Eine Halbzeit lang präsentierte sich der durchaus gefällig aufspielende FCS wie ein Aufstiegsanwärter, führte früh durch den dritten Saisontreffer von Sebastian Jacob und hatte anschließend gute Kontersituationen, die er aber zu schlampig zu Ende spielte. „Wir müssen eigentlich in der Pause höher führen. Was dann passiert ist, habe ich in der Form auch noch nicht erlebt“, resümierte Torwart Daniel Batz eine zweite Halbzeit, in der er eine zentrale Rolle spielen sollte. Die Meidericher hatten gleich mehrere Ausgleichschancen und schnürten den FCS ein, der wiederum ab und an geschickt konterte. Robin Scheu, der aufsteigende Form bewies, zwang Duisburgs Torwart Leon Weinkauf zu einem Eigentor (64. Minute) und als Adriano Grimaldi nur vier Minuten später nach einer traumhaften Kombination von Steven Zellner und Jacob auf 3:0 erhöhte, schien die Messe gelesen. Dass der eingewechselte Aziz Bouhaddouz 20 Minuten vor dem Ende verkürzte, schien verkraftbar, zumal Grimaldi wenig später nachlegte. „Ich dachte, dass wir es jetzt vernünftig runterspielen, aber das Gegenteil war der Fall“, sagte Batz, der nach Treffern von Bouhaddouz und Orhan Ademi noch zweimal hinter sich greifen musste. „Saarbrücken ist von allen guten Geistern verlassen“, analysierte der Magenta-Reporter die Schlussminuten, in denen Batz über sich hinauswuchs und letztlich einen Sieg rettete, der am Ende durchaus glücklich war. „Draußen wirst Du wahnsinnig. Es gibt Spiele, die entwickeln eine Eigendynamik. Es ist wichtig, dass wir das Ding am Ende über die Zeit gebracht haben“, sagte Jacob und ließ einen etwas ratlosen Trainer zurück. Koschinat gilt als Disziplinfanatiker, als einer, der den Grundsatz, dass eine gute Defensive Meisterschaften entscheidet, vorlebt. Doch nach einem halben Jahr muss er feststellen, ,,dass ich immer wieder neue Seiten kennenlerne. Am Ende ist es wohl so, dass wir nicht die Konstanz über 90 Minuten haben. Was wir machen ist gut, aber nicht herausragend. Zur Spitzenmannschaft fehlt ein Stück.“
Am Mittwoch kommt es im Ludwigspark zum Verfolgerduell gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Auch dies wird ein echter Gradmesser, zumal die Gäste zwei Tage mehr zur Regeneration hatten. ,,Wir werden abwägen müssen, ob Steven Zellner eine englische Woche spielen kann. Wir müssen sehen, ob Luca Kerber zurückkommt. Und wir werden ab morgen beurteilen, wer einhundert Prozent geben kann. Wir wollten heute eigentlich nach 70 Minuten runterfahren, um Kräfte zu schonen. Aber die Nummer hier hat schon Körner gekostet“, sagte Koschinat. Und so blieb es bei einem Sieg mit Beigeschmack.