Mit dem Film „Die fromme Helene“ wurde sie als Teenager bekannt und war in Filmen und Fernsehserien sowie in Boulevardtheaterstücken zu sehen. Die 76-Jährige ist auch Buchautorin, Malerin und Fotografin. Außerdem ist sie Botschafterin der Initiative „Altern in Würde“.
Für Simone Rethel, deren verstorbener Mann Johannes „Jopie“ Heesters mit 107 Jahren seinen letzten Bühnenauftritt hatte, war ihr 75. Geburtstag im Juni 2024 natürlich auch kein Grund zum Kürzertreten. In den vergangenen Jahren steht sie besonders häufig an der Staffelei in ihrem Haus in Starnberg: „Ich würde die Malerei nicht als Hobby bezeichnen. Es ist ein Beruf, den ich nur eine Zeit lang beiseite gelegt hatte“, erklärte die Nachfahrin des bekannten Malers Alfred Rethel im Vorjahr gegenüber „PULS 24“. Diese künstlerische Arbeit gehöre für sie zum Leben. „Das Optische ist meine Ausdrucksform und die Expressionisten sind meine Vorbilder.“ Meist malt Rethel mit Ölfarben und orientiert sich dabei oft an selbstgemachten Fotos. Denn die Fotografie ist ein weiterer kreativer Schwerpunkt der Tochter einer Fotografin. Rethels Fotobände „Schönheit des Alters“ (1998) und „Johannes Heesters – Ein Mensch und ein Jahrhundert“ (2006) hat sie ihrem Mann gewidmet, mit dem sie 25 Jahre lang „sehr glücklich“ zusammen gelebt hat. Rethel ist stolz darauf, dass ihr Mann bis ins hohe Alter berufstätig war, sogar noch erblindet auf der Bühne gestanden hat und sein Name heute noch als Synonym für Betagtheit gilt. An Jopies Geburtstagen legt sie an seinem Grab immer ein Herz nieder und ist auch sonst öfter dort, „wenn es ihr danach ist“. Nach Heesters’ Tod 2011 hat sie dann wieder ihre eigene Karriere in den Vordergrund gerückt und war in einigen Fernsehsendungen und Boulevardtheaterrollen zu sehen. So tourte sie beispielsweise von 2012 bis 2016 mit dem „Kurschattenmann“. Theaterspielen sei nach wie vor „aufregend und schön“.
Fokus wieder auf eigener Karriere
Langeweile kennt Rethel nicht, zumal sie es für wichtig hält, auch im Alter etwas zu tun zu haben, weil Menschen, die sich nicht mehr gebraucht fühlen, „unzufrieden und krank“ würden. Um ihre Erfahrungen an andere Menschen weiterzugeben, schreibt sie auch Bücher, beispielsweise 2010 „Sag nie, du bist zu alt“ und 2021 ihr jüngstes Werk „Alterslos– Grenzenlos“, die Interviews mit Menschen im Rentenalter enthalten, die sich nicht zur Ruhe setzen, sondern „erfüllt“ weitermachen. Seit 2005 ist Rethel auch Botschafterin für die Initiative „Altern in Würde“. Sie kritisiert dabei das oft negative gesellschaftliche Bild des Älterwerdens und älterer Menschen. Auch wenn wir heute sensibler seien im Umgang mit unterschiedlichen Lebensformen, merkten wir nicht, „wie tagtäglich alte Menschen in den Medien und in unserer nächsten Umgebung in höchstem Maße diskriminiert werden“. Man müsse zu einer anderen Einstellung finden, „damit keine Angst vor dieser Zeit des Lebens aufkommt“, forderte Rethel 2024 in der „Apothekenumschau“.
Dass sie damals im Alter von 42 Jahren den 88-jährigen Jopie Heesters geheiratet habe, sei in der Öffentlichkeit nicht immer freundlich kommentiert worden. „Für mich war das damals normal. Jopie war in seiner Art viel jünger, hatte ein unglaubliches Temperament.“ Gerne erinnert Rethel sich noch an die gemeinsamen Bühnenauftritte Ende der 90er-Jahre oder an die Zeiten, wo sie ihren Mann bei seinen Theaterengagements begleitete und ihn – falls erforderlich – auch unterstützte. Dafür hat sie ihre eigene Karriere sogar zurückgefahren. Heute spielt Rethel aber wieder Theater, zumal sich dort in den vergangenen Jahren nicht so viel geändert habe. Das sei beim Fernsehen total anders, weil der Konkurrenzdruck und die Arbeitsbelastung dort deutlich höher geworden seien. „Früher bekam man gezielt eine Rolle angeboten und hatte Bedenkzeit. Heute wird eine Rolle fünf Schauspielern angeboten.“ Dennoch war Rethel dann im Vorjahr in der zwölften Staffel von „Hubert ohne Staller“ und vor Kurzem erst in „Rosenheim-Cops – Job für Wiebke“ wieder auf dem Bildschirm zu sehen. Kürzlich hatte sie sogar ihr erstes E-Casting via Webcam am Heim-PC zu absolvieren: „Ich wusste da erst gar nicht, in welche Richtung ich gucken sollte.“
Spitzname: „Die kleine Schraube“
Simone Rethel lebt heute in ihrem Haus am Starnberger See, hat aber auch noch eine kleine Wohnung in Berlin, wo öfters auch ihre in Familie und Freundeskreis sehr geschätzten handwerklichen Fähigkeiten gefragt seien, weswegen sie dort oft „die kleine Schraube“ genannt werde. Zeit zum Entspannen brauche sie eigentlich nicht: „Das strengt mich ebenso wie Wellness eher an. Zum Fitnesstraining gehe ich aber schon“, verrät Hobbygärtnerin Rethel, die sogar eine graue Perücke braucht, wenn sie mal eine Rentnerin spielen muss, wie 2017 als Kindermädchen in „Sturm der Liebe“. Sie sieht eben für ihr Alter einfach zu jung aus. Und dabei ist sie dank Jopie schon dreifache Oma und fünffache Uroma: „Ohne viel dazu getan zu haben.“ Mit der gesamten Heesters-Familie sei sie „sehr, sehr befreundet“ und man sehe sich bei vielen Gelegenheiten. Noch unerfüllt ist ihr Wunsch zum 75. Geburtstag im Vorjahr: dass in Starnberg eine Straße nach Jopie Heesters benannt wird.