Mit Wärmepumpen wollen Unternehmen Milliarden verdienen – doch das Geschäft in Deutschland läuft nur schleppend. Das liegt an Desinformationskampagnen, aber auch an kommunaler Wärmeplanung und schlechter Kommunikation, sagt jedenfalls der Bundesverband der Heizungsindustrie.
Sie sind ein einträgliches Geschäft geworden, und dies nicht erst seit vergangenem Jahr in Deutschland: Wärmepumpen. Der deutsche Heizungsbauer Viessmann verkaufte im vergangenen Jahr sein Wärmepumpengeschäft für zwölf Milliarden Dollar in die USA – auf dem Höhepunkt der Verkaufszahlen in Deutschland. In diesem Jahr ist der Markt für Wärmepumpen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr jedoch geschrumpft. In diesem Umfeld kauft Bosch von einem US- und einem japanisch-amerikanischen Joint Venture nun dessen Lüftungs-, Wärme- und Klimatechniksparten. Ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, aber nicht für Bosch. Laut Unternehmenschef Stefan Hartung handelt es sich dabei um die „größte Transaktion in der Bosch-Geschichte und wichtigen Meilenstein in der Umsetzung der Unternehmensstrategie 2030“. Diese sieht vor, eine führende Weltmarktposition in diesen Segmenten einzunehmen: Heizungen, Klima und Lüftungen besitzen laut Fortune Business Insights ein globales Marktvolumen von 150 Milliarden US-Dollar, das Wachstum bis 2030 wird auf 5,5 Prozent geschätzt. Davon will auch Bosch profitieren. Der Verkauf der Viessmann-Wärmepumpensparte vor einem Jahr war wie die Akquisition von Bosch strategischer Natur: um ihr Geschäftswachstum rasch anzukurbeln und gleichzeitig dem US-Konzern Carrier Global einen gut aufgestellten, lukrativen europäischen Marktzugang zu sichern.
Die deutsche Heizungsbranche blickt derzeit jedoch auf ein eher maues Geschäft. Der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat nun neue Zahlen vorgelegt. Demnach war der Gesamtmarkt im ersten Halbjahr stark rückläufig. Die Betriebe setzten insgesamt 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im Vorjahreszeitraum, der allerdings von einer deutlich stärkeren Nachfrage geprägt war als sonst. Beim Absatz von Wärmepumpen gab es 2023 ein Rekordjahr mit 356.000 verkauften Geräten. Viele Leute bestellten eine Wärmepumpe, auch weil die Gaspreise wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stark anstiegen. Im Jahresverlauf gab es dann eine hohe Nachfrage vor allem nach neuen Gasheizungen, als Grund galten Vorzieheffekte wegen des neuen Gebäudeenergiegesetzes, das auch oft als Heizungsgesetz bezeichnet wird.
Flaute nach einem Rekordjahr
Denn an diesem Punkt entstanden die Unsicherheiten. Das Hin und Her im Gesetzgebungsprozess war bereits schädlich für manche Planung. Hinzu kamen falsche Informationen. Am meisten einzustecken hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dem die „Bild“-Zeitung unterstellte, den Deutschen die Heizung wegnehmen zu wollen. Weit gefehlt – auch nach Inkrafttreten des Gesetzes wurde, wenig überraschend, keine Heizung in Deutschland zwangsausgebaut. Die Desinformationskampagne zeigte dennoch Wirkung, führte zu weiteren Unsicherheiten, die den Markt heute belasten. Unter anderem Viessmann hat in seinem Heizungsbaugeschäft mittlerweile gar Kurzarbeit angemeldet.
Das neue Heizungsgesetz sieht nun vor, dass von 2024 an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Die Regelungen greifen aber zunächst nur für Neubauten in einem Neubaugebiet. Funktionierende Heizungen können weiter betrieben werden. Noch heizt etwa die Hälfte der deutschen Haushalte mit Gas, ein Viertel mit Öl und etwa 13 Prozent mit Fernwärme – Wärme, die nahe des Wohnortes von einem Kraft- oder Heizwerk produziert und per Rohrleitung ins Haus geliefert wird. Somit brauchen diese Haushalte keine eigene zentrale Heizanlage. Sechs Prozent entfallen mittlerweile auf Wärmepumpen.
Die Ampelregierung setzt verstärkt auf die elektrische Wärmetechnologie, um die CO2-Bilanz der deutschen Haushalte zu verbessern: die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fördert zwischen 30 und 70 Prozent der Kosten beim Wechsel von fossilen Heizungen auf Wärmepumpen. Gebäude sind immerhin für etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich, elektrische Wärme könnte diese Emissionen bei stärkerem Hochlauf der erneuerbaren Energien und besserer Gebäudedämmung verringern. Noch immer gilt es in Deutschland als Mammutaufgabe, den Bestand an alten Gebäuden fit für eine emissionsarme Zukunft zu machen.
Dreh- und Angelpunkt für energie- und wärmeeffizientere Gebäude ist allerdings nun ein neuer Faktor: die kommunale Wärmeplanung. Sie soll in Großstädten ab Mitte 2026 und für die restlichen Kommunen ab Mitte 2028 vorliegen. Hauseigentümer sollen dann Klarheit haben, ob sie zum Beispiel an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden oder ob sie sich bei einer neuen Heizung um eigene dezentrale Lösungen kümmern sollen - also zum Beispiel eine Wärmepumpe. Bei den Bürgern herrsche jedoch Unklarheit darüber, was die kommunale Wärmeplanung mit sich bringe, so der BDH.
Die Zusammenhänge zwischen der Wärmeplanung und dem Gebäudeenergiegesetz sind eng. Für die Seite der zentralen Wärmeproduzenten, zum Beispiel Stadtwerke, gilt: „Ab dem 1. März 2025 müssen neu gebaute Wärmenetze zu einem Anteil von mindestens 65 Prozent der jährlichen Nettowärmeerzeugung mit Wärme aus erneuerbaren Energien, aus unvermeidbarer Abwärme oder Kombination hieraus gespeist werden. Bis 2030 müssen bestehende Wärmenetze zu 30 Prozent aus Erneuerbaren Energien, aus Abwärme oder aus einer Kombination von beiden betrieben werden. Bis 2040 soll dieser Anteil bis zu 80 Prozent betragen. Das Ziel ist ein vollständiges fossilfreies Wärmenetz bis 2045“, so das saarländische Wirtschaftsministerium auf Anfrage. Nachdem eine kommunale Wärmeplanung vorliegt, müssen in Neubauten die Heizungen mit 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Ältere Gebäude werden dann ebenfalls schrittweise in die Wärmeplanung miteinbezogen.
„Insbesondere ist es in der Beratung der Bürgerinnen und Bürger herausfordernd, die Zusammenhänge zwischen Gebäudeenergiegesetz, kommunaler Wärmeplanung und stellenweise der Förderung verständlich zu machen. In dieser unübersichtlichen Gemengelage schieben die Menschen die Heizungsmodernisierung eher auf“, begründet BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt die derzeitige Situation.
Warten auf die Wärmeplanung
Klar ist, funktionierende Heizungen müssen nicht qua Gesetz gegen neue ausgetauscht werden. „Gebäudeeigentümerinnen und -Eigentümer können mittels der Wärmepläne jedoch transparent einsehen, welche Versorgung in ihrem Gebiet voraussichtlich vorgesehen ist und welche Optionen für sie zukünftig zur Verfügung stehen sollen“, so das saarländische Wirtschaftsministerium weiter. Gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, an ein zentrales kommunales Wärmenetz angeschlossen zu werden, etwa, weil es ein Biomassekraftwerk oder ein Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung in der Gemeinde oder der Stadt gibt? Oder kann zum Beispiel eine Wärmepumpe als dezentrale Lösung in Frage kommen?
Das Warten auf eine fertige Wärmeplanung kann jedoch dauern, und eine Planung ist noch kein fertiges Netz. Wer sich frühzeitig entscheidet, kann noch in den Genuss höherer Förderboni kommen. Diese werden über die kommenden Jahre abgesenkt. Gleichzeitig steigt die Bepreisung von CO2-intensiven fossilen Brennstoffen, sie werden also auch im Verkauf teurer. Erneuerbare Energien werden also in jedem Fall in den kommenden Jahren günstiger. Die Lösungen kann jedoch nur individuell auf einzelne Häuser zugeschnitten sein – die Wärmepumpe für alle ist keine Lösung.