Öfter mal was Neues, ohne dass die Umwelt alt aussieht. Wege zum Weiterverwenden zu promoten, statt schnellen Elektroschrott zu produzieren, ist für die Go-to-Market-Leiterin des All-in+-Nachhaltigkeitskonzepts von Bosch, Devasmita Halder, ein Herzensthema.
Frau Halder, was ist die Idee hinter dem neuen Bosch-Nachhaltigkeitskonzept?
All-in+ ist ein Paket, das anders als gewöhnlich nicht nur ein neues oder refurbished Gerät inklusive Lieferung beinhaltet, sondern auch einen Reparatur- und Austauschservice, erschwingliche, monatliche Zahlungsweise ohne Aufpreis und sogar Verbrauchsmaterialien.
Das Kauf-Modell All-in+ Yours beinhaltet eine Rückkaufoption am Ende des Nutzungszyklus. Zurückgekaufte oder zuvor schon zurückgegebene Produkte, mit denen Sie nicht zufrieden sind, werden für eine zweite und dritte Lebensdauer aufgearbeitet. Wir überholen die Geräte und bringen sie zurück in den Kreislauf. Die refurbished Geräte werden via All-in+ Use zu Mietgeräten.
Welche Erleichterung bringt das für Menschen und Umwelt?
Die Menschen haben keinen Stress, weil wir den Service übernehmen und uns während der Vertragslaufzeit um die Geräte kümmern. Das macht es für die Menschen viel angenehmer, sie zu benutzen, weil die Marke dafür garantiert, dass sie sich um nichts sorgen müssen: Weil wir alles organisieren, warten und reparieren. Indem wir die Geräte professionell pflegen, verlängern wir die Lebensdauer eines Produkts um 20 Prozent. Dadurch haben wir seit Mitte 2021 mindestens 300 Tonnen Kohlendioxid eingespart.
All-in+ von Bosch erreicht eine Refurbished-Quote, die deutlich über dem Branchendurchschnitt liegt. Mit diesem Konzept werden 97 Prozent der Geräte, die nach Vertragsende zurückkommen, professionell aufbereitet und als refurbished Geräte weitergenutzt. Falls ein Gerät nicht mehr aufbereitet werden kann, wird es recycelt. Darüber hinaus sparen wir mit dem All-in+-Modell bis zu 20 Prozent CO2-Emissionen gegenüber dem herkömmlichen Kaufmodell ein.
Um die 300 Tonnen Kohlendioxid zu quantifizieren: Das entspricht dem CO2-Ausstoß von 67 Verbrennungsmotoren in einem Jahr. Um diesen Ausstoß zu kompensieren, benötigen wir 5.000 Bäume für zehn Jahre.
Nachhaltigkeit gehört also untrennbar zu All-in+. Durch das Angebot soll der Lebenszyklus der Geräte verlängert und Elektroschrott reduziert werden. Die während oder nach der Vertragslaufzeit zurückgenommenen Geräte werden vom Bosch Kundendienst professionell wiederaufbereitet und können nachfolgend als refurbished Geräte über All-in+ Use gemietet werden. Geräte, die nicht repariert werden können, recyceln wir. Manche Komponenten lassen sich auch als Ersatzteile wiederverwenden.
Ist es besser für die Umwelt, sich ein Gerät über All-in+ Use zu mieten, als es bei einem Refurbished-Anbieter oder auf einer Privatverkäufe-Plattform wie Ebay zu kaufen?
Generell ist es besser für die Umwelt, Hausgeräte so lange zu nutzen, bis sie kaputt beziehungsweise nicht mehr zu reparieren sind. Bei All-in+ Use können Nutzer jedoch erstens sichergehen, dass Geräte durch die professionelle Wartung länger leben und schließlich so weit wie möglich recycelt werden. Das ist wichtig. Denn in Deutschland werden üblicherweise nur ungefähr 45 Prozent der alten Hausgeräte zum Recycling gegeben. Die restlichen 55 Prozent landen entweder auf dem Müll oder werden in Entwicklungsländern entsorgt. Als Hersteller unserer Hausgeräte haben wir die größte Expertise in und legen höchste Maßstäbe an die Wartung und Reparatur.
Zweitens offerieren andere Refurbished-Anbieter oder über Ebay gekaufte Geräte nicht den zusätzlichen Rundum-Service, der All-in+ so bequem und sorgenfrei für unsere Kunden macht und alle größeren Risiken abdeckt.
Warum liegt die zeitweise Nutzung von Hausgeräten mit Rückgabeoption oder auch das Mieten von komplett überholten, gebrauchten Kühlschränken, Kaffeevollautomaten oder Spülmaschinen voll im Trend?
Das Konzept entspricht bekannten Leasingmodellen, etwa für Autos, oder Abo-Modellen wie für Lebensmittel oder Streaming-Angebote. Daran sind die Menschen gewöhnt. Als moderne, skalierbare Nachhaltigkeitslösung gewinnt All-in+ so an Beliebtheit. Was auch dem Klima guttut. Dieses Konzept der Nachhaltigkeit kann nur dann populär sein, wenn man es skalieren kann. Und das ist eine moderne Lebensweise. Und das ist es, was die Menschen verlangen und was so zu einem Erfolg auch für die Umwelt werden kann.
Das Umweltbundesamt beklagt, dass Nachhaltigkeitsangebote gegenüber Neukäufen im Internet kaum sichtbar sind. Fühlen Sie sich gesehen und bemerken Sie bei potenziellen Interessenten Vorbehalte, Gebrauchtes für die Küche oder den Haushalt zu mieten?
Das Interesse an nachhaltigen Alternativen wächst, aber die Wahrnehmung hängt stark von der Kategorie ab. Bei fest eingebauten Küchengeräten spielt Sicherheit eine große Rolle, hier greifen viele Verbraucher verständlicherweise lieber zu Neugeräten. Gleichzeitig sind gebrauchte oder professionell überholte Premium-Geräte oft preislich im Nachteil, weil lineare, kurzlebige Produkte zu billig angeboten werden. Daher handelt es sich hierbei um ein strukturelles Problem: Solange Wegwerfen günstiger ist als Weiternutzen, bleibt Kreislaufwirtschaft ein Nischenthema. Hier braucht es politische Rahmenbedingungen, die nachhaltige Modelle unterstützen oder wettbewerbsfähig machen – und Verbraucherinnen eine echte Wahl ermöglichen.
Es gibt doch schon Angebote zum Leasen von Geräten und zum Mieten von Möbeln? Was macht bei All-in+ den Unterschied?
Die deutsche Bevölkerung altert. Viele Senioren sind auf sich allein gestellt. Sie brauchen Hilfe. Wir wenden uns auch an ältere Menschen, die Service-Unterstützung benötigen. An die Eltern von Studentinnen und Studenten, die nicht zu Hause wohnen. Und die eine möblierte Küche haben. Aber auch an Menschen, die zum Beispiel berufsbedingt öfter umziehen und flexible, bequeme Lösungen benötigen. Oder Vermieter, die möblierte Küchen aus der Ferne verwalten. Die Leute lieben das. Jemand, der in München lebt, hat die Wohnung in Nürnberg vermietet. Das ist nicht einfach. Sie können das Problem jetzt, im Grunde genommen, durch uns lösen lassen.
Das Konzept bietet also auch im Business-Bereich eine Lösung?
Im Business-Bereich bietet es sogar eine große Chance für eine Kombination aus Nachhaltigkeit und Unterstützung für junge sowie für ältere Menschen.
Mit All-in+ Business Solutions richten wir uns speziell an Unternehmen – und da sprechen wir nicht nur Immobilieninvestoren und etablierte Player aus der Wohnungswirtschaft an. Da geht es um die Coffee Corner im Start-up-Office bis hin zu Waschmaschinen und Trocknern in Ferienwohnungen oder im betreuten Wohnen. Diese Geschäftskunden können die neuesten BSH-Haushaltsgeräte nutzen und bekommen auch den passenden Service von uns.
Über All-in+ können die Menschen in Pflegeeinrichtungen und inklusiven Wohnformen sowie sozialen Diensten im Alltag moderne, benutzerfreundliche Haushaltsgeräte verwenden. Auch Lieferung, Aufbau, Wartung und Service gehören hier zur „Alles-drin“-Plus-Lösung. Beispielsweise Caritas Deutschland und die Mia Miteinander GmbH werden so von Aufgaben jenseits von Pflege und Betreuung entlastet.
Bosch arbeitet auch mit der Lyght Living GmbH zusammen. Hier geht es um smarte, nachhaltige Wohnräume, die wir im Mietmodell mit den neuesten, flexiblen Haushaltsgeräten ausstatten. Die Mietgeräte werden so ein Teil der Kreislaufwirtschaft.
Wofür steht die Eiskugel im All-in+-Visual für die IFA 2025?
Die Eiskugel ist in Form eines Globus gestaltet. Einer schmelzenden Weltkugel. Sie steht also für die Erderwärmung und mit den Drehungen der Erde für die Zirkularität in unserem Nachhaltigkeitsmodell. Wenn wir uns nach besten Kräften bemühen, wenn wir mit unserem B2B-Geschäft wachsen und viele Partner haben, stoppt das ein Stück weit die Erwärmung unseres Planeten. Deshalb versuchen wir, eine Metapher mit Eis zu schaffen.