Der 1. FC Kaiserslautern hat im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg zwei Punkte verschenkt. Trotz klarer Überlegenheit und zahlreicher Chancen reichte es für die Roten Teufel nur zu einem 1:1 – ein später Elfmeter kostete den sicher geglaubten Sieg.
Mittags auf dem Betzenberg, die Sonne tief über den Tribünen, das Stadion voll – und ein Spiel, das wie gemacht schien für den nächsten Lautrer Heimsieg. Doch am Ende fühlte sich das 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg an wie eine Niederlage. Daniel Hanslik brachte die Roten Teufel in Führung, lange war die Partie unter Kontrolle, bis in der Nachspielzeit ein Foulelfmeter den sicher geglaubten Sieg kostete.
Torsten Lieberknecht hatte vor dem Anpfiff reichlich umbauen müssen. Die Verletzungen von Ivan Prtajin und Kim Jisoo, dazu die Sperre von Fabian Kunze – sie zwangen den Trainer zu fünf Änderungen. Hanslik, Ritter, Aremu, Robinson und Gyamfi rückten in die Startelf, die Mannschaft stand in veränderter Ordnung, aber mit vertrauter Haltung: früh draufgehen, Gegner beschäftigen, Kontrolle erzwingen. Von Beginn an dominierte der FCK Ball und Raum. Die Außen liefen hoch, die Zweikämpfe saßen, das Publikum spürte diesen frühen Druck, der oft zu Lautrer Heimspielen gehört. Nürnberg hatte Mühe, sich zu sortieren – und bekam dennoch plötzlich eine riesige Gelegenheit. Nach einem harmlosen Zweikampf im Strafraum entschied der VAR auf Elfmeter. Julian Justvan trat an, rutschte beim Schuss aus und jagte den Ball weit über das Tor. Ein Moment, der das Spiel prägte: Der FCK blieb ruhig, das Publikum jubelte, Nürnberg wirkte verunsichert.
Personelle Probleme
Lieberknecht beobachtete genau, dass sein junger Außenverteidiger Haas nach der Szene wackelte. „Ich hatte kein gutes Gefühl bei ihm“, sagte er später. „Da muss man den Jungen auch mal schützen.“ Der Trainer wechselte früh – eine Vorsichtsmaßnahme, die Wirkung zeigte. Denn Kaiserslautern blieb klar überlegen. Ritter und Joly setzten Akzente, Robinson hielt die Linie kompakt, und Hanslik lauerte im Zentrum auf Fehler. Als Drexler kurz vor der Pause den Ball vertändelte, stand der FCK-Stürmer bereit – ein trockener Abschluss, das 1:0.
Die Szene zeigte, was Lautern starkmachte: Konsequenz, Geduld, Präsenz. „In Anbetracht der Tatsache, dass uns eine ganze Achse gefehlt hat, hat das die Mannschaft sehr ordentlich gemacht“, sagte Lieberknecht später. Die Führung war verdient, weil sie aus Stabilität entstand, nicht aus Zufall.
Nach dem Wechsel suchte Nürnberg den Weg nach vorn. Der Club stand höher, investierte mehr, doch der FCK verteidigte klug. Krahl im Tor blieb konzentriert, Aremu und Ritter sortierten das Mittelfeld. Immer wieder boten sich Räume für Konter – und genau dort lag das Problem. „Wir hatten viele Situationen, die wir nicht gut genug ausspielen, um das Spiel zu killen“, meinte Ritter. „Wenn wir das zweite Tor machen, dann ist hier Schicht im Schacht.“
Es war der zentrale Satz des Nachmittags. Lautern hatte die Chancen, aber es fehlte der klare Abschluss, die letzte Entscheidung. Stattdessen wuchs Nürnberg langsam ins Spiel. Der Club kombinierte nun sicherer, ohne gefährlich zu werden, doch das Risiko blieb.
Als die Uhr in die Schlussphase lief, schien alles entschieden. Kaiserslautern hatte das Spiel im Griff, Nürnberg lief an, ohne durchzukommen. Dann jedoch ein Einwurf in den Strafraum, ein unübersichtlicher Zweikampf, ein Kontakt. Schiedsrichter Storks zeigte erneut auf den Punkt. Jan Elvedi hatte den Fuß seines Gegenspielers getroffen – unglücklich, aber strafbar. Robin Knoche verwandelte den Elfmeter sicher, und das Stadion erstarrte.
Lieberknecht nahm es gefasst: „Dass ein berechtigter Elfmeter dazu geführt hat, dass die Nürnberger noch zum 1:1 kommen – das ist die Geschichte dieses Spiels, wobei dann auch noch die Technik ausfällt, um zu überprüfen, ob es Abseits war oder nicht.“
Für Torhüter Julian Krahl, der zuvor kaum eingreifen musste, war der Moment doppelt bitter. „Wir müssen uns vorwerfen, dass wir weder das zweite Tor machen noch das 1:0 über die Bühne bringen“, sagte er. „So sind wir jetzt natürlich enttäuscht. Einen Rückschlag sehe ich allerdings nicht.“
Zu Hause weiter ungeschlagen
Auch Leon Robinson erlebte die Szene aus nächster Nähe. „Ich bin bei dem Einwurf am Gegenspieler dran. Er steht mit dem Rücken zu mir. Und dann ist es Jan Elvedi, der versucht zu klären und ihn trifft. Das ist eine 50:50-Entscheidung. Das ist bitter, aber das ist auch Fußball. Letzte Woche schießen wir in der Nachspielzeit das 3:2, heute bekommen wir den Gegentreffer.“
Das Spiel kippte nicht, aber die Stimmung tat es. Kaiserslautern hatte geführt, kontrolliert, gearbeitet – und musste am Ende zusehen, wie zwei Punkte entglitten. Für Lieberknecht blieb die Erkenntnis, dass seine Mannschaft trotz der Enttäuschung stabil blieb. „Wir sind zu Hause weiter ungeschlagen. Aber es gibt eben auch einen Gegner. Und der 1. FC Nürnberg hat gezeigt, dass sie viel, viel besser sind als da, wo sie gerade stehen.“
Auch Sportdirektor Marcel Klos fand den richtigen Ton. „Wir haben 19 Punkte und dafür muss ich den Jungs erst mal ein Lob aussprechen“, sagte er. „Man muss auch mal mit einem 1:1 zufrieden sein. Das müssen die Jungs noch besser lernen, so ein 1:0 über die Zeit zu bringen. Aber das ist ein Entwicklungsprozess.“
Als der Schlusspfiff kam, blieb der Applaus. Nicht euphorisch, eher respektvoll – einer dieser Nachmittage, an denen der Betzenberg spürt, dass Entwicklung auch über Enttäuschungen führt. Die englische Woche neigt sich ihrem Ende zu, die Kräfte schwinden, die Saison bleibt lang. Und doch zeigt dieses Spiel: Der FCK ist gereift, aber noch nicht fertig. Er spielt besser, kontrollierter, mutiger – und lernt, mit den kleinen Rückschlägen zu leben, die dazugehören, wenn man wieder Schritt für Schritt nach oben will. Am Sonntag geht es nach Düsseldorf.