Das weite Meer mit einem tollen Sandstrand, eine traumhafte Natur und viele schöne Ausflugsziele bietet die Halbinsel Eiderstedt an der Nordseeküste in Schleswig-Holstein. Auch für den Urlaub mit Hund eignet sich die Gegend.
Das heutige Eiderstedt mit insgesamt 21 Gemeinden entstand durch Landgewinnung und Zusammendeichungen aus zwei Inseln und einer Halbinsel. Wie eine große Nase ragt die Landzunge 30 Kilometer weit in die Nordsee. Im westlichen Teil Eiderstedts liegt St. Peter-Ording mit seinem eindrucksvollen Sandstrand. Dieser gehört zum Weltnaturerbe Wattenmeer, das sich entlang der Nordseeküste von den Niederlanden über Deutschland bis Dänemark erstreckt und eine Fläche von etwa 11.500 Quadratkilometern umfasst.
Unzählige Schafe prägen das Bild auf den Deichen. Die Schafe sind ein wichtiger landwirtschaftlicher Faktor und unersetzlich für den Schutz der Küste. Sie halten das Gras der Deiche kurz und stampfen mit ihren Hufen den Boden so fest, dass Maulwürfe und Mäuse kaum eine Chance haben, im Deich zu wühlen. Mit „goldenem Biss und goldenem Tritt“ sorgen sie dafür, dass die Küstenschutzlinie sturmflutsicher bleibt.
Im flachen weiten Land der Halbinsel bestimmen Weideflächen mit großen Kuhherden, grünen Wiesen sowie 18 Kirchtürmen und Reetdachhäusern das Landschaftsbild. Besucher können neben der fantastischen Natur einiges entdecken.
Westerhever Leuchtturm
Das Gebiet im Nordwesten der Halbinsel ist von großen Salzwiesen geprägt, mit vorgelagerter Sandbank. Inmitten dieser traumhaften, unberührten Natur steht die wohl meistfotografierte Attraktion der Nordsee: der rot-weiß gestreifte Westerhever Leuchtturm. Er ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Auf der Warft stehen neben dem Leuchtturm zwei Häuser, in denen früher der Leuchtturmwärter mit seiner Familie wohnte. Heute ist in den Häusern die Basis der Schutzstation Wattenmeer untergebracht.
Kurz vor dem Deich befindet sich in Westerhever in der Nähe der Imbissstation „Silke und Theo“ ein großer Parkplatz. Von dort erreicht man in wenigen Gehminuten die Deichkrone mit ihren Salzwiesen und unzähligen blökenden Schafen. Wenn die Deichkrone erreicht ist, hat man den Leuchtturm fest im Blick. Ein befestigter Weg führt knapp unterhalb der Hochwasserlinie durchs Naturschutzgebiet rund um den Leuchtturm.
In den Verlandungszonen der Salzwiesen wächst am Wegesrand der Queller, auch als Glasschmelz oder Seespargel bekannt. In einem kleinen Spezialitätengeschäft auf der Halbinsel gibt es einen äußerst süffigen Gin (Deichgraf-Queller-Gin), der mit dieser Küstenpflanze hergestellt wurde. Im Zusammenspiel mit Zimt, Orangen und Zitrusfrüchten verleiht der Geschmack des Quellers dem Gin eine besondere Note.
Auf dem Weg zum Leuchtturm kann man seltene Vogelarten beobachten. Austernfischer, Steinschmätzer, Kiebitze und Strandläufer sind hier heimisch. Und wer Glück hat, wird auch der seltenen Bartmeise begegnen.
Haubarge, Wahrzeichen der Halbinsel
Im 17. Jahrhundert etablierten Einwanderer aus dem niederländischen Westfriesland diese Zweckbauten mit Charme. Das überdimensionale Dach ist fünfmal höher, als die Umfassungswände messen. Diese Bauweise gibt es nur auf der Halbinsel Eiderstedt. Von den fast 400 Haubargen, den Wahrzeichen der Halbinsel, sind keine hundert mehr erhalten.
Der Hochdorfer Haubarg in Tating ist der größte seiner Art mit circa 1.000 Quadratmeter Grundfläche. In einem fünf Hektar großen Park wurde das historische Reetdach-Bauernhaus im Jahr 1764 erbaut und im Jahr 1999 zu gemütlichen, großzügigen Ferienwohnungen mit Komfort ausgebaut. Außerdem ist im Haubarg die Richardsen-Bruchwitz-Stiftung untergebracht. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Park mit seiner wertvollen Gehölzsammlung als öffentlichen Park zu erhalten (www.hochdorfer-garten.de).
Neben dem Husumer Schlossgarten und dem Künstlergarten von Ada und Emil Nolde in Seebüll ist der Hochdorfer Garten der wertvollste nordfriesische Garten. Der Haubarg Trindamm in Tetenbüll zählt zu den schönsten seiner Art auf Eiderstedt. Familie Dinklage bietet in ihrem Haubarg eine Ferienwohnung an. In Tönning findet sich der Haubarg Hochbohm. Er steht auf einer Warft mit Wassergraben und Windschutzbepflanzung.
In Witzwort findet sich der „Rote Haubarg“. Seine Entstehung geht auf das Jahr 1647 zurück. Allerdings sucht man die Farbe Rot vergeblich. Weiß verputzt mit einem gewaltigen Reetdach ist das Haus weit übers Marschland zu sehen. Als Landwirtschaftsmuseum mit Restaurant und Café ist der Haubarg für die Öffentlichkeit zugänglich. (Weitere Infos: www.roterhaubarg.de)
Haus Peters, Historischer Kaufmannsladen in Tetenbüll
Der historische Ortskern von Tetenbüll steht fast vollständig unter Denkmalschutz. Ein wahrer Schatz befindet sich im Zentrum: Ein ehemaliger, original erhaltener Kolonialwarenladen der Biedermeierzeit von 1820 – das „Haus Peters“. Heute ist es ein Museum mit dem historischen Laden, der immer noch als Verkaufsraum für zahlreiche Produkte dient, einer Galerie mit wechselnden Ausstellungen und einem Bauerngarten (www.hauspeters.info).
Die Kirche St. Anna in Tetenbüll ist bekannt für ihre Bilder-Bibel. Da in früheren Zeiten die armen Leute nicht lesen konnten, wurde die Bibel bildhaft an Decke und Empore gemalt.
Herrenhaus Hoyerswort
In Oldenswort, der flächenmäßig größten Gemeinde der Halbinsel, befindet sich das einzige Herrenhaus auf Eiderstedt. Die eindrucksvolle Anlage mit dem Gutshaus im Renaissancestil, Haubarg und doppeltem Wassergraben wurde im 16. Jahrhundert erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Um das „Schloss Hoyerswort“ ranken sich zahlreiche Geschichten und Sagen. Im angrenzenden Park (5.500 Quadratmeter) befindet sich ein Skulpturenpark. Die Küche der Brasserie bietet Speisen mit französischem Einschlag ergänzt mit Weinen aus dem Languedoc und dem Elsass (www.hoyerswort.de).
Kirchen auf der Halbinsel
Die Kirchen auf der Halbinsel Eiderstedt stehen allesamt auf Warften (künstlich aufgeschüttete Hügel zum Flutschutz von Gebäuden und Fluchtpunkt bei Hochwasser). Der Blick übers weite Marschland streift meist auch einen der 18 Kirchtürme, die in den verschiedenen Dörfern stehen.
In Tating steht die Kirche St. Magnus. Sie ist die wahrscheinlich älteste Kirche der Halbinsel aus dem Jahr 1103. In der Gemeinde Welt entstand die Kirche um 1113. Heute ist sie ein beliebter Treffpunkt für Touristen und Einheimische. In den Sommermonaten Juli und August lädt die „Sommerkirche Welt“ zu Lesungen, Vorträgen und Konzerten ein.
In Katharinenheerd findet sich die Kirche St. Katharina. Betritt man die Kirche, fühlt man sich in eine mystische Welt versetzt. Einzigartig auf Eiderstedt ist eine Uhr im Inneren der Kirche sowie eine neben dem Altar stehende Skulptur „Pferd mit Reiter“, die den heiligen Georg mit seinem Pferd darstellt.
An der Ostmauer der Kirche erinnert ein Steinrelief an Martje Flohrs. Als im Jahr 1700 betrunkene dänische Soldaten auf einem Hof randalierten, sollen sie die damals zehnjährige Wirtstochter gezwungen haben, einen Trinkspruch aufzusagen. „Et gah uns wol up unse olen dage“, soll das Kind mit ernster Miene gesagt haben. Bis in die heutige Zeit ist dieses Motto in allen möglichen Zusammenhängen lebendig.
In der Kirche St. Nikolai in Kotzenbüll befindet sich neben einer originalen Rüstung aus dem 18. Jahrhundert auch eine bedeutende Färber-Orgel mit Pfeifenbeständen aus dem frühen 16. Jahrhundert.
Das Katinger Watt
Das Eider-Sperrwerk befindet sich an der Mündung der Eider in die Nordsee bei Tönning. Das 1973 eingeweihte Sperrwerk gilt als Jahrhundertbauwerk und ist das größte deutsche Küstenschutzbauwerk der Nordsee zum Schutz vor Sturmfluten.
Durch den Bau des Sperrwerks entstand das Naturschutzgebiet Katinger Watt. Dort, wo einst das Nordseewasser so hoch stand, dass man darin baden konnte, wurde das tideabhängige Watt der Eidermündung trockengelegt. Entstanden ist ein Mosaik aus Grün- und Ackerflächen, Teichen und Gräben, Feuchtwiesen und Waldparzellen. Durch diese einzigartige Naturlandschaft führt ein dreieinhalb Kilometer langer Rundweg. Dieser Erlebnisraum Wald-Wasser bietet an über 20 Stationen eine ereignisreiche Tour. Direkt am Haupteingang befindet sich auf einer Warft der 16 Meter hohe Beobachtungsturm „Kiek ut“. Die Aussichtsplattform wurde um den ehemaligen Wasserturm der Viehtränke auf dem „Schafsberg“ gebaut. Früher diente dieser als Fluchtwarft für die Schafe und Rinder im Falle einer Sturmflut an der Nordsee.
St. Peter-Ording im Weltnaturerbe Wattenmeer
Ob Kitesurfen, Windsurfen oder Strandsegeln, Wanderungen oder Fahrradtouren, St. Peter-Ording bietet eine Vielzahl an Aktivitäten. Das Nordseeheil- und Schwefelbad sowie die Dünen-Thermen bieten ausgiebige Wellnessprogramme an. Tiere zum Anfassen findet man im Westküstenpark mit Robbarium. Während einer Wattwanderung kommt man der einzigartigen Natur nah.
Ein besonderes Erlebnis und an der gesamten Nordseeküste einmalig sind die Pfahlbau-Restaurants am Strand, Genuss mit Meeresrauschen.
An ausgewiesenen Hundestränden können sich Frauchen, Herrchen und ihre Vierbeiner austoben. Im Hundeauslaufgebiet Ording Nord und Bad kann mit Stock und Ball an Land und am Wasser ohne Leine getobt werden. Markiert sind die Auslaufzonen durch Tafeln an Pfählen am Strand. Ich hatte mich während meines Aufenthaltes für den Hundestrand in Ording, mit Blick zum Westerhever Leuchtturm, entschieden. Sobald man die Dünen zu Beginn durchquert hat, trifft man ausnahmslos auf entspannte Menschen und entspannte Hunde. Wohltat für Hund und Mensch.
Wer nach dem Spielen mit seinem Vierbeiner noch ein wenig Seeluft schnuppern möchte, findet in allen Strandabschnitten gekennzeichnete Strandkorb-Podeste, um mit seinem Hund in einem Strandkorb auszuspannen.
Theodor Mommsen, Nobelpreisträger aus Garding
Theodor Mommsen, 1817 in Garding als Sohn des Predigers Jens Mommsen und seiner Frau Sophie geboren, war der erste deutsche Literaturnobelpreisträger. Mit 20 Jahren hat er bereits ein immenses Bildungsfundament. Er verfügt über lateinische, griechische, französische, englische und dänische Sprachkenntnisse. Mommsen ist durchdrungen vom Geist der Aufklärung, vom Glauben an den Fortschritt und beseelt von den Idealen, welche dem Fortschritt die Tore öffnen: die Freiheit des Geistes und die Kraft menschlicher Vernunft und selbstbewussten Handelns. Am Ende seines Lebens hinterlässt er ein grandioses Gesamtwerk von über 1.500 Titeln. Herausragend sicherlich der Bestseller in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: die vierbändige „Römische Geschichte“.
Die Schwedische Akademie der Sprache spricht dem Werk höchsten literarischen Rang zu und würdigt den Autor als „größten lebenden Meister der historischen Darstellung“. Den Literaturnobelpreis erhält für seine glänzend geschriebenen historischen Werke.
Weitere Informationen über sein Leben und Werk erhält man in einer Dauerausstellung im Alten Rathaus in Garding.
Einige besondere Tipps auf der Halbinsel
Vollerwiek bietet den Besuchern hinter dem Deich eine naturbelassene Badebucht auf grüner Seedeich-Wiese an, ausgestattet mit Strandkörben, Badeinsel, Sandkisten, Duschen, kleinem Imbiss und kostenlosen Parkplätzen.
Tönning In dieser Kleinstadt laden am malerischen Hafen wunderschöne Giebelhäuser mit kleinen Cafés zum Träumen ein. Gegenüber des kleinen Hafenbeckens steht ein imposantes Bauwerk: das Packhaus von 1783, ein ehemaliges Speichergebäude, das sich auch heute noch nahezu im Originalzustand befindet und ein kleines Museum beherbergt.
„Welt-Café“ In dem Café mit seiner üppigen Kuchentheke ist die Friesentorte empfehlenswert.
Grothusenkoog ist mit 23 Bewohnern die kleinste Gemeinde auf Eiderstedt. Direkt am Deich gelegen bietet der idyllische Ort Weitblicke bis St. Peter-Ording, Vollerwiek und zum Eider-Sperrwerk.
Kirchspiel Garding Im Obsthof und Landladen von Familie Kühl erhält man ganzjährig nordfriesische Spezialitäten.
Tümlauer-Koog Der alte, malerische Hafen an der Tümlauer Bucht ist für mich einer der schönsten Plätze auf der Halbinsel. In dieser Abgeschiedenheit mit Blick über die kleinen Boote, die im Meerwasser dümpeln, und den Leuchtturm von Westerhever findet man Ruhe in ländlicher Idylle. Der Sonnenuntergang am Hafen ist ein wirklich besonderes Erlebnis.