Neue Ideen, neue Geschäftsmodelle und das Potenzial für Wachstum: Start-up-Unternehmen begeben sich auf neue Felder, suchen zumeist unkonventionelle Lösungen und haben mit ihren Innovationen Anteil am Strukturwandel.
Es sind in der Regel eher junge Menschen, die sich mit einer Portion Risikofreude und Leidenschaft an die Umsetzung ihrer Ideen machen und das nötige fachliche Knowhow mitbringen. Was häufig fehlt, sind Kapital, betriebswirtschaftliche Grundlagen und Marketingbewusstsein. Wenn dann der Start erfolgreich war, hängt der Schritt zu einem echten Wachstumspfad oft von einer ausreichenden Kapitaldecke ab.
All das sind Ansatzpunkte zu einer Vielzahl von Förder- und Unterstützungsmaßnahmen. Denn wenn es auch sonst in der Wirtschaftspolitik schon mal heftige Diskussionen über die richtige Prioritätensetzung gibt, herrscht zumindest an diesem Punkt, der Förderung von Start-up-Unternehmen, große Übereinstimmung.
Saar-Wirtschaftsminister Jürgen Barke hat unlängst ein weiteres millionenschweres Förderprogramm vorgestellt, das vor allem in der Phase des Übergangs der jungen Unternehmen ansetzt, dann nämlich, wenn es aus der Anlauf- in eine erste Wachstumsphase gehen soll. Um diesen Schritt zu schaffen, braucht es frisches Kapital, das die Start-ups nach ihrer ersten Entwicklungsphase naturgemäß nicht haben oder nicht in dem Umfang, der dann erforderlich wäre.
Bei diesem neuen Programm sollen nun nicht einfach direkte Zuschüsse an die Unternehmen fließen. Es geht vielmehr um Förderung in Form von Unternehmensbeteiligungen. Wobei das Saarland auf diesem Weg nicht selbst Unternehmen werden, sondern sich nur maximal in derselben Höhe beteiligen will, wie das Unternehmen selbst oder ein externer Investor an Kapital aufbringt. Die Erwartung bei diesem Konzept ist, damit die Beteiligung auch für einen externen Investor attraktiv zu machen, weil er zunächst einmal nur zur Hälfte einsteigen müsste.
Es soll außerdem keine dauerhafte Beteiligung des Landes sein. Über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren soll die Entwicklung des Unternehmens begleitet werden, und je nach Verlauf sollen die Anteile des Landes dann veräußert werden, das Unternehmen also komplett selbständig werden. Die Erlöse aus dem Anteilsverkauf sollen dann wieder zurück an den Fonds fließen.
Für diese Förderung stehen 40 Millionen Euro zur Verfügung, die aus dem Transformationsfonds des Landes stammen. Die Abwicklung soll über die Saarländische Investitions- und Kreditbank SIKB erfolgen. Es ist ein neuer Förderbaustein, der in der ersten kritischen Wachstumsphase helfen soll. Profitieren sollen Start-ups, die ihren Sitz und mindestens die Hälfte ihrer Mitarbeiter im Saarland haben. Insgesamt gibt es im Saarland ein ziemlich vielfältiges Angebot an Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten für Start-ups.
Gute Ideen brauchen Kapital zur Umsetzung

Eigentlich hätte das Saarland das Zeug, zu einer der Start-up-freundlichsten Regionen Deutschlands, womöglich der EU zu werden. So sehen es zumindest die Vertreter des Start-up-Landesverbandes Saarlandes. Der hatte in einem Positionspapier dafür ein Konzept vorgelegt, in dem auch die Idee einer direkten Beteiligung an den Unternehmen gefordert wurde. Dass der Verband sich dabei eine weitaus höhere Fördersumme wünscht, versteht sich eigentlich von selbst.
Die Zahl der Start-ups im Saarland ist überschaubar. Der Start-up-Bundesverband in Berlin gibt die Zahl mit 17 neuen Start-ups im vergangenen Jahr an (im Jahr davor waren es demnach 18). Das bedeutet bezogen auf 100.000 Einwohner eine Quote von 1,7, womit das Saarland deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 3,0 liegt.
Dabei liegt allerdings eine vergleichsweise enge Definition des Begriffs Start-up zugrunde. Die Zahl der Unternehmensgründungen insgesamt ist weitaus höher. Start-ups zeichnen sich durch eine neue Geschäftsidee, innovative Verfahren und ein großes Wachstumspotenzial („Skalierbarkeit“) aus. Deshalb werden beispielsweise in der Regel keine Existenzgründungen in traditionellen Bereichen und im Handwerk dazugerechnet.
Im Saarland gibt es eine ganze Landschaft von Ansätzen mit dem Ziel, bei Start-ups mindestens den Anschluss zu halten, besser noch, auf die Überholspur zu gehen. Dafür sieht nicht nur der Verband gute Chancen. Das schätzt man bei der Industrie- und Handelskammer genauso ein wie an den Hochschulen und den großen Instituten wie dem CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit oder dem Max-Planck-Institut.
An der Uni bündelt die Gründergesellschaft „Triathlon“ die Aktivitäten des bisherigen Gründer-Campus, der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) und des IT-Inkubators. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft gibt es das FITT, das Institut für Technologietransfer, und auch am CISPA Helmholtz-Zentrum gibt es eigene Bemühungen, ebenso wie am Max-Planck-Institut.
Vor gut einem halben Jahr hat das Wirtschaftsministerium die Bündelung dieser Aktivitäten im Rahmen des Projektes „Saar-Inkubator“ bekannt gegeben und erklärt: „Alle Institutionen wollen über diese Partnerschaft ihre Aktivitäten in der aktiven Start-up-Entwicklung im Saarland bündeln und gemeinsam eine leistungsstarke Einheit schaffen. Ziel ist es, Start-ups in zentralen Phasen ihrer „unternehmerischen Reise“ zu unterstützen – von der ersten Idee über die Markteinführung bis zu ersten Wachstumsschritten“.
Für die neue gemeinsame Plattform „The Bridge“ hat das Ministerium zehn Millionen Euro aus dem Transformationsfonds bereitgestellt. „The Bridge“ war beim Leuchtturmwettbewerb „Start-up-Factories“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz als wegweisendes Beispiel für zukünftige, integrative Start-up-Ökosysteme und somit als Finalist im Wettbewerb ausgezeichnet worden. „Mit seinem innovativen und originellen Charakter stellt das neue Projekt ein zielgerichtetes Instrument dar, um die Transformation der Wirtschaft und den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten“, hatte Wirtschaftsminister Barke bei der Vorstellung erklärt.
Ralf Zastrau, Direktor von „Triathlon“ an der Uni, betonte: „Die Förderung durch den Transformationsfonds … wird entscheidend dazu beitragen, die Gründungslandschaft in unserer Region weiter zu beleben, und bestärkt unsere Zielsetzung eines weiteren Ausbaus von ‚The Bridge‘ als potenzielle Start-up-Factory.“
Was sich so alles im Bereich Gründungen tut, war unlängst bei der Gründermesse zu besichtigen, die erstmals nach der Pandemie wieder in voller Präsenz unter dem neuen Titel „Erfolg“ stattfand. „Wir glauben fest an das Potenzial junger, innovativer Unternehmen und wollen ihnen den Weg ebnen, sich zu etablierten Akteuren am Markt zu entwickeln“, hatte der Wirtschaftsminister angekündigt.