Seit 2020 ist das „Weingut Avelsbach“ bei Trier unter neuer Leitung – diese möchte wieder an frühere Erfolge anknüpfen. Die ersten Erzeugnisse zeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist.
Einst war die königlich-preußische Staatsdomäne Gut Avelsbach ein Musterbetrieb für Weinbau. Hier wurde nach neuen Methoden einer ökonomischen modernen Arbeitsweise gesucht und ebenso nach Richtlinien für eine Handhabung von Pflanzenschutzpräparaten geforscht. Im Jahr 1901 entstand die Staatsdomäne Avelsbach in Trier, die bis heute charaktervolle Moselweine produziert. Bis 2016 war das heutige „Hofgut Avelsbach“, am Aveler Berg im Trierer Stadtteil Kürenz, Staats- und Versuchsbetrieb. Es wurde an das DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich verpachtet, welches den Weinbaubetrieb weiterhin fortführte.
Besitzer ist Initiator der Berliner Wein Trophy
Den Betrieb wirtschaftlich zu führen wurde in den folgenden Jahren zunehmend schwieriger, weshalb sich das Land Rheinland-Pfalz als Eigentümer dazu entschied, sich von dem Objekt zu trennen. 2020 erwarb der private Investor Peter Antony mit seinem Geschäftspartner Lothar Urban als Meistbietender in einem öffentlichen Bieterverfahren die ehemalige Staatsdomäne für Weinbau mit einer dazugehörenden Rebfläche von 33 Hektar. „Peter Antony ist in der Weinszene kein Unbekannter“, sagt Volker Emmrich, seit dem 1. Januar 2022 Geschäftsführer der Gut Avelsbach GbR und Vorsitzender des Vereins Taga (Teilhabe an Arbeit im Gut Avelsbach). Wir sind heute ein klassisches Start-up und im Begriff, im Sinne der Inklusion Menschen mit Betreuungsbedarf einen sinnvollen Arbeitsplatz zu bieten, der auf ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten eingeht.“
In der Tat ist der aus Schweich stammende Unternehmer und Hotelier Peter Antony seit Langem in der Weinwelt zu Hause. Auf Weinmessen und bei Weinwettbewerben in Berlin machte er sich einen Namen. Mit seinem Unternehmen DWM – Deutsche Wein Marketing GmbH – ist er Initiator der seit mehr als 25 Jahren national und international vielbeachteten Berliner Wein Trophy, der bedeutendsten Weinverkostung in Deutschland, die mittlerweile auch Ableger in Portugal und Südkorea unterhält. „Gut Avelsbach“ ist nach Antonys Aussage „keine reine Investment-Angelegenheit“, da er mit der Domäne ganz persönliche Erinnerungen verbindet. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit, betont Antony, da sein verstorbener Bruder dort einst seine Lehre absolvierte habe.
Herzensangelegenheit aus familiären Gründen
Immerhin hat er sich mit dem Erwerb des Weinguts viel vorgenommen. Möchte er doch wieder an die einstigen Erfolge anknüpfen und „Gut Avelsbach“ als anerkanntes Weingut in die Premium-Liga führen – was bei der Vielzahl der tollen Moselweingüter eine echte Herausforderung darstellt. Doch ein wenig mehr sollte man über die lange Geschichte des Weinguts mit seinem imponierenden Gebäude in dieser fantastischen Weinlandschaft, sozusagen eines der Trierer Wahrzeichen, schon erzählen, betont Volker Emmrich, Dipl. Ing. Önologie (Hochschule Geisenheim), der bis Ende 2021 auch schon Hofgutleiter und Werkstattleiter bei der DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH in Bernkastel-Kues war.
Die Weinbaudomäne im Avelsbachtal wurde 1896 auf Anregung des Bonner Agrarwissenschaftlers in preußischen Diensten Hugo Thiel als Modellanlage vom preußischen Staat gegründet. Die Ziele wurden zu Beginn des Textes ein wenig erläutert. Bevor das Areal als weinbauliche Fläche genutzt werden konnte, musste das als Lohwald dienende Areal gerodet werden. Nicht unerwähnt sollten auch in diesem Zusammenhang die etwas zeitversetzt entstandenen Weinbaudomänen an der Saar in Ockfen und Serrig sein.
30 Hektar sind heute mit Reben bestückt
In den Weinbergen des Musterbetriebs, der später in Staatliche Weinbaudomäne Trier umbenannt wurde, wollte man unbedingt ideale Bedingungen für Reben schaffen und die überwiegend aus Steillagen bestehenden Flächen weiter optimieren. Dazu wurden auch Felsen abgetragen und Talsenken aufgefüllt. Feuchte Talsohlen wurden trockengelegt. Avelsbach war mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 90 Hektar die größte der drei Domänen an Mosel und Saar.
Heute sind 30 Hektar mit Reben bestockt. Im Rebsortenspiegel finden sich der König der Reben, der Riesling, Weiß- und Grauburgunder, Auxerrois, Müller-Thurgau (Rivaner), Gewürztraminer und Chardonnay und die roten Rebsorten Spätburgunder und Regent. Riesling war und ist bis heute die Hauptrebsorte von „Gut Avelsbach“. Bis in die 60er- und 70er-Jahre wurden immer wieder Flächen zugekauft, andere eventuell aus Unrentabilität gerodet, der Forstverwaltung überlassen oder gar der Stadt Trier, um die Durchfahrten im Aveler Tal zu verbessern. Alles in allem war man bemüht, die Rebflächen der Staatlichen Weinbaudomäne Trier den veränderten Erfordernissen des Lehr- und Versuchswesens anzupassen.
So wurde ab 1985 damit begonnen, unrentable, qualitativ wenig erfolgreiche, arbeitswirtschaftlich ungünstige Randlagen stillzulegen. Man erkannte, dass die Bewirtschaftung des Waldes, der zum betrieblichen Inventar gehört, immer schwieriger wurde. Es war die Zeit des beginnenden Waldsterbens. Die Umweltbelastungen, einhergehend mit einer Zunahme von Schadinsekten und Baumkrankheiten, nahmen rapide zu. Sturmschäden – man erinnere sich an den Orkan Wiebke, der in Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1990 über weite Teile Deutschlands mit Windgeschwindigkeiten von teils mehr als 200 km/h hinwegfegte und gestandene Baumriesen wie Streichhölzer knicken ließ – und Probleme am Holzmarkt veranlassten den Eigentümer, den Schutzwald aufzugeben und der Forstverwaltung zu überlassen.
Die Weine der Domäne Avelsbach waren schon in den Anfangsjahren recht ordentlich, so jedenfalls einige Chronisten aus dieser Zeit. Wurde bei einer Versteigerung im Jahr 1904 noch ein Fuderpreis von 1.296 Mark erzielt, so maximierte sich der Preis für ein Fuder (Fuder je nach Region ± 1.000 Liter) beim Jahrgang 1911 von 2.540 bis 4.900 Mark. Das entspräche nach heutiger Kaufkraft dem Höchstgebot von etwa 28.000 Euro. Ein nettes Sümmchen zur damaligen Zeit.
Das noch junge Start-up „Gut Avelsbach“ geht nach einer ausgezeichneten Ernte 2022 ins nächste Jahr. „18 Mitarbeiter mit Betreuungsbedarf haben seit dem 1. Januar 2023 bei uns einen Arbeitsplatz“, sagt Taga-Chef Volker Emmrich. „Angeschlossen beziehungsweise eingebunden an ‚Gut Avelsbach‘ ist eine Rebschule mit Erhaltungszüchtung wichtiger Moselklone, die dann eine Million veredelte Rebstöcke an die Winzer der Region versendet. Mit zur Rebschule gehört ein Pflanzservice, der die Rebstöcke mit einer GPS-gesteuerten Pflanzmaschine setzen wird. Die geplante Sektkellerei ist im Entstehen, dann werden wir unsere Versektung selbst übernehmen.“
Zudem werden die Avelsbach gGmbH und der Verein Taga für ihren neuen Mitarbeiter weitere Arbeitsbereiche eröffnen. „Es wird bei uns zusätzlich eine Landschaftsgärtnerei geben, in der sechs Mitarbeiter tätig sein werden. Sechs Menschen werden in einer angemieteten Bäckerei einen Arbeitsplatz finden, die dann bis Mitte des Jahres in ‚Gut Avelsbach‘ untergebracht wird. Zudem werden wir eine kleine Ölmühle betreiben, die Saaten aus der unmittelbaren Nachbarschaft verarbeitet. Natürlich werden wir auch Leute im Weinbau brauchen, denn auch hier möchten wir unterstützend wirken. Wie schon gesagt, jeder soll nach seinen Möglichkeiten gefördert werden.“
Erste Jahrgänge bereits sehr erfolgreich
Die erste Weinkollektion unter seiner Geschäftsführung kam gut an. Mit dem von der Ruwer kommenden Waldracher Kellermeister Philipp Steffes hat er einen hervorragenden Weinmacher gefunden, der sich auf die filigranen Rieslinge versteht. Die 2019er- und 2020er-Weine von „Gut Avelsbach“ waren bei der großen Moselauswahlprobe sehr erfolgreich. Aus dem Stand heraus konnten sich mehrere Weine in der Bestenliste platzieren.
Die Rieslinge in den Geschmacksrichtungen trocken, feinherb und mild verfügen über ein spannendes Süße-Säure-Spiel mit ausgesprochener Aromatik aus gelben Früchten, Zitrus und Apfelaromen, ebenso einer dezenten mineralischen Komponente. Der trockene Grauburgunder duftet zaghaft nach Mandeln. Am Gaumen ist Birne, je nach Trinktemperatur auch etwas Quitte zu spüren. In der Säure sehr zurückhaltend, kommt er vollmundig und körperreich. Mit 13,5 Volumenprozent Alkohol ist er ausreichend bestückt, mehr Alkohol dürfte es allerdings nicht sein. Die 2021er Cuvée aus Chardonnay und Weißburgunder birgt frische Trinklaune. Die Stachelbeer-Aromen des Chardonnay verbinden sich glänzend mit den Aromen des Weißburgunders. Birne und Zitrus und ein Hauch von Ananas harmonieren perfekt. Mit dieser Verbindung ist dem Kellermeister ein besonders Stück Trinkgenuss geglückt. Wer prickelnde Brausen liebt, sollte den Gut Avelsbach Riesling Brut 2020 probieren. Ein Sekt natürlicher Flaschengärung, mit stehender Perlage 12,5 Prozent Alkohol, 13 g/l Restzucker, was mehr nicht sein dürfte, und einer erfrischenden Säure von 8 g/l.