06.06.2023 /
In der Südukraine, am Fluss Dnipro nahe der Stadt Cherson, wird in der Nacht auf den 6. Juni der Kachowka-Staudamm gesprengt. Auch das angrenzende Wasserkraftwerk ist dadurch komplett ruiniert. Durch die Explosion des 1956 gebauten Damms, der 30 Meter hoch und mehr als drei Kilometer lang war, wird eine Flutwelle ausgelöst. Die Wassermassen bedrohen die Anwohner. Nach Angaben der örtlichen Behörden leben mindestens 16.000 Menschen in der kritischen Zone. Überschwemmte Ortschaften, Seuchengefahr und Obdachlosigkeit: Die Schäden nach der Zerstörung der Wehranlage sind gewaltig. Weite Landstriche in der Region sind überflutet, Tausende Menschen müssen in Sicherheit gebracht werden. Und die Folgen für Mensch, Tier, Umwelt, Infrastruktur und nicht zuletzt für den Krieg sind noch nicht absehbar.
Viele Fragen bleiben offen. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich. Die Ukraine beschuldigt russische Truppen, das Wasserkraftwerk vermint und dann in die Luft gesprengt zu haben. Die russische Seite bestätigt zwar die Zerstörung des Kachowka-Staudamms, behauptet aber entgegen der Einschätzung vieler internationaler Beobachter, die Anlage sei durch ukrainischen Beschuss gezielt vernichtet worden. Die Ukraine und die westlichen Partner haben keinen Zweifel, dass Russland, das den Großteil des Kriegsgebiets Cherson besetzt hält, die Schuld an der Katastrophe trägt. Die Fakten- und Indizienlage weist auf eine Verantwortung der russischen Seite hin. Ein Militäranalyst hält es aber für unwahrscheinlich, dass der Dammbruch einen unmittelbaren Einfluss auf den militärischen Verlauf des Krieges haben wird.