Der 1. FC Kaiserslautern und der Hamburger SV lieferten sich am Wochenende unter Flutlicht ein packendes Duell. Einen Sieger gab es nicht, das Spiel hätte aber auch keinen verdient.
Am vergangenen Wochenende trafen der 1. FC Kaiserslautern und der Hamburger SV auf dem an diesem Abend abermals sehr stimmungsvollen Betzenberg aufeinander. Die Partie entwickelte sich zu einem packenden Duell zweier Traditionsvereine, das den Zuschauern ein Wechselbad der Gefühle bescherte.
Trotz einer 2:0-Führung der Lauterer schaffte es der HSV, durch einen Last-Minute-Treffer von Davie Selke, in der fünften Minute der Nachspielzeit noch einen Punkt zu retten. „Wir haben gegen Hertha bereits ein sehr gutes Heimspiel abgeliefert und standen am Ende ohne Punkte da. Heute führen wir 2:0, und dann fällt mit der letzten Aktion noch der Ausgleich – das tut wirklich weh“, resümierte Kaiserslauterns Trainer Markus Anfang sichtlich enttäuscht nach der Partie. Dabei begann das Spiel aus Sicht der Roten Teufel durchaus vielversprechend. Obwohl der HSV, der als Aufstiegsfavorit in die Saison gestartet war, in den ersten Minuten deutlich mehr Ballbesitz verzeichnen konnte, zeigte der FCK seine bekannte Kampfstärke und ließ die Hanseaten nur selten gefährlich vor das eigene Tor kommen. „Wir haben ein bisschen gebraucht, um ins Spiel zu finden“, gab Anfang zu, betonte aber auch die positive Entwicklung seiner Mannschaft im weiteren Verlauf. „Mit dem 1:0 sind wir dann gut in die Partie gekommen und haben es bis zur Halbzeit ordentlich gemacht.“
Anfang hadert mit spätem Ausgleich
Das erste Tor fiel nach gut einer halben Stunde: Nach einer Flanke von Erik Wekesser setzte sich Ragnar Ache im Strafraum durch und schob den Ball durch die Beine von HSV-Torhüter Matheo Raab ins Netz. Der frühe Rückstand brachte die Gäste aus Hamburg sichtlich aus dem Konzept, und die Lauterer konnten das Spiel bis zur Pause weitestgehend kontrollieren. Kurz nach dem Seitenwechsel sorgte Richmond Tachie sogar für das 2:0, als er eine Hereingabe von Aaron Opoku gekonnt verwandelte. Zu diesem Zeitpunkt schien der FCK auf dem besten Weg, den favorisierten HSV vor heimischem Publikum zu besiegen.
Doch der Hamburger SV zeigte in der zweiten Halbzeit seine Klasse und kämpfte sich Schritt für Schritt zurück ins Spiel. „Nach der Pause hatten wir die ersten zehn, 15 Minuten gut im Griff und haben bis dahin kaum etwas zugelassen“, erklärte Anfang weiter. Dennoch schafften es die Gäste, zunehmend gefährlicher zu werden. In der 65. Minute war es schließlich Robert Glatzel, der nach einer Ecke per Kopf den Anschlusstreffer zum 2:1 erzielte. Für Kaiserslautern begann damit eine Phase, in der der Druck des HSV immer größer wurde. Die Hamburger wechselten frische Kräfte ein, und die offensive Qualität, die von der Bank kam, zeigte Wirkung. „Wenn wir danach das 3:1 machen, gewinnen wir das Spiel“, haderte Anfang und fügte hinzu: „Aber so hat Hamburg am Ende viele Strafraumszenen kreiert, und wir mussten alles reinwerfen, um die Angriffe abzuwehren.“
Besonders in den letzten Minuten des Spiels erhöhte der HSV den Druck und erarbeitete sich eine Reihe von Chancen. Kaiserslautern verteidigte mit großer Leidenschaft, doch in der Nachspielzeit war es schließlich Davie Selke, der in der 95. Minute mit einem Kopfball den 2:2-Ausgleich erzielte. Für die Lauterer, die bereits wie der sichere Sieger ausgesehen hatten, war der späte Gegentreffer ein herber Rückschlag. „Man muss auch sagen, dass der HSV am Ende sehr viele Strafraumszenen hatte. Das alles zu verteidigen, ist nicht leicht“, lobte Anfang dennoch die kämpferische Leistung seiner Mannschaft. „Die Jungs haben heute alles gegeben, und auch die Fans haben für eine fantastische Stimmung gesorgt. Das ist Fußball, wie wir ihn mögen.“
Die Aufstellungen beider Teams waren vor der Partie durch kurzfristige Verletzungen beeinflusst worden. Beim FCK musste Daisuke Yokota nach einer Blessur im Abschlusstraining passen, während bei den Gästen Matheo Raab erst nach dem Aufwärmen zwischen die Pfosten rückte – ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte. Trotz dieser Umstellungen entwickelte sich ein intensives Spiel, das besonders in der zweiten Halbzeit an Dramatik kaum zu überbieten war.
Nach dem Spiel zeigten sich die Lauterer Spieler trotz des ärgerlichen Ausgleichs stolz auf ihre Leistung. Kapitän Marlon Ritter, der nach einer Verletzungspause wieder in die Startelf zurückgekehrt war, betonte die positive Entwicklung der Mannschaft: „Natürlich ist man enttäuscht, wenn man kurz vor Schluss noch den Ausgleich kassiert. Aber wir haben gezeigt, dass wir es besser können als noch gegen Hannover. Das war heute ein Schritt nach vorne.“ Ritter hob zudem die kämpferische Leistung seiner Teamkollegen hervor: „Es war klar, dass es schwierig wird, wenn der HSV in den letzten Minuten immer wieder Bälle in den Strafraum flankt. Wir haben es gut verteidigt bis zur letzten Minute.“
Torhüter Julian Krahl, der beim ersten Gegentor unglücklich blockiert wurde, beschrieb die Situation aus seiner Sicht: „Wir wussten, dass der HSV diese Variante bei Ecken spielt, und hatten uns darauf vorbereitet. Doch genau in dem Moment, als ich abspringen wollte, lief jemand in mich hinein, und ich kam nicht mehr weg.“ Trotz dieser unglücklichen Szene zeigte sich Krahl mit der Leistung der Mannschaft zufrieden: „Wir haben den Fans einen Riesenfight geliefert, jeder hat sich reingehauen. Mit dem Punkt können wir leben, auch wenn drei natürlich schöner gewesen wären.“
„Es fühlt sich an wie ein Sieg“
Auch FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen äußerte sich positiv über den Auftritt der Roten Teufel: „Wir waren nah dran und haben eine starke Reaktion gezeigt. Das ist genau das, was wir sehen wollen – eine Mannschaft, die marschiert, kämpft und sich in die Zweikämpfe wirft. Das ist das Level, das wir in jedem Spiel brauchen, um Punkte zu holen.“ Hengen sieht in dieser Leistung den Maßstab für die kommenden Wochen: „Ob wir dann immer gewinnen, ist eine andere Frage, aber die Mannschaft versteht, was der Trainer will. Wir müssen nur unter Druck noch besser agieren und die Ballgewinne nicht so schnell wieder hergeben.“
Auf der anderen Seite war der Punktgewinn für den Hamburger SV eine Art Teilerfolg, auch wenn man in Hamburg vor dem Spiel sicherlich mit mehr gerechnet hatte. „Es fühlt sich wie ein Sieg an, auch wenn wir gerne mehr mitgenommen hätten“, ordnete der emotionale Steffen Baumgart das Spiel nach dem Abpfiff ein. „Am Ende haben wir nicht unverdient den Ausgleich gemacht. Wenn man das ganze Spiel sieht, haben die Jungs gefightet, besonders auch die, die von der Bank kamen. Das ist das, was wir sehen wollen.“
Insgesamt war es ein hochklassiges und spannendes Zweitligaspiel, das den Zuschauern im Stadion und vor den Bildschirmen beste Unterhaltung bot. Beide Teams zeigten, warum sie zu den Favoriten auf die oberen Tabellenplätze zählen. Der FCK präsentierte sich vor heimischer Kulisse als kampfstarke Einheit, die es auch mit den besten Teams der Liga aufnehmen kann. Der HSV wiederum bewies einmal mehr seine individuelle Klasse und Moral, indem er sich nach einem 0:2-Rückstand noch zurückkämpfte.
Für Kaiserslautern bleibt trotz des unglücklichen Ausgleichs die Erkenntnis, dass man mit den besten Teams der Liga mithalten kann. Die Mannschaft zeigte im Vergleich zu den letzten Wochen eine deutliche Steigerung und kann auf dieser Leistung aufbauen. Der Punktgewinn gegen den Aufstiegsfavoriten Hamburg könnte sich im Laufe der Saison als wertvoll erweisen, auch wenn man am Betzenberg nach dem Spiel das Gefühl hatte, zwei Punkte verloren zu haben.
Auf Hamburger Seite bleibt die Hoffnung, dass der Punktgewinn die Grundlage für eine erfolgreiche Aufholjagd im Kampf um den Aufstieg bildet. Die Qualität des Kaders, besonders in der Offensive, ist unbestritten, doch der späte Ausgleich zeigt auch, dass der HSV in dieser Saison über die nötige Moral verfügt, um in entscheidenden Momenten zurückzukommen. Das Spiel auf dem Betzenberg wird für beide Mannschaften sicherlich ein wichtiges Kapitel in einer spannenden Zweitligasaison sein.