Warum bis zum Sommer warten, wenn man jetzt schon Badeurlaub haben kann: Während in Zentraleuropa die Bäume noch blühen, sind die Jahreszeiten im Süden schon weiter und das Meerwasser ist planschkompatibel.
Der Winter war lang. Umso verständlicher ist es, dass viele sich nach Sonne sehnen. Wer jetzt schon Strandsehnsucht hat, für den gibt es fünf Reisetipps für das Frühjahr.
Porto Santo – Portugal
Fast die ganze Südküste Porto Santos ist ein einziger Strand. Wer an der Südwestspitze Ponta da Calheta der portugiesischen Atlantikinsel den Aussichtspunkt Pico das Flores erklimmt, hat den vollen Überblick: Über neun Kilometer erstreckt sich die Sandsichel, die immer wieder zu den schönsten Stränden Europas gezählt wird, bis zur Marina. Campo de Baixo ist ihr Name.
Wer in der Vorsaison die kleine Schwester Madeiras besucht, hat den Strand fast für sich allein. Dabei lässt es sich bereits gut aushalten: Die Sonne scheint im Mai und im Juni im Durchschnitt bis zu neun Stunden am Tag, die Lufttemperaturen liegen um 20 Grad. Das Bad im Atlantik ist noch ziemlich erfrischend, erst zum August erwärmt es sich auf angenehme 24 Grad. Doch azurblau schimmert der Ozean dank der flach abfallenden Brandungszone immer.
Porto Santo liegt 42 Kilometer nordöstlich von seiner Schwesterinsel Madeira entfernt. Eine Fährverbindung verbindet die beiden Eilande. Doch wer direkt anreisen möchte, nimmt in der Vorsaison ab Frankfurt einen Charterflug. Mühsamer hatte ein gewisser Christoph Kolumbus vor über 500 Jahren die Anreise. 1479 heiratete der Seefahrer die Tochter des Inselgouverneurs und blieb einige Zeit.
Die Geschichte des populärsten Insulaners beschert Porto-Santo-Besuchern einen kulturhistorischen Plan B, falls wider Erwarten doch mal Unwetter aufziehen sollten: Einfach Unterschlupf im ehemaligen Wohnhaus von Kolumbus suchen, dem heutigen Casa Colombo Museu do Porto Santo, nur wenige Gehminuten vom Campo de Baixo entfernt.
Governor’s Beach – Zypern
Nächste Ausfahrt: „Governor’s Beach“. Dass der Strand eine eigene Autobahnausfahrt hat, klingt ja erst einmal nicht so toll. Doch man sollte sich nicht abbringen lassen von der Bekanntheit des Strandes an der Südküste Zyperns, von seiner Anti-Geheimtipp-Aura, denn die hat einen Grund.
Zum einen ist der Strand, der in der Gemeinde Pentakomo 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Nikosia liegt, schnell entdeckt: Einmal von der Hauptstraße B1 abgefahren, liegt er da, kein endloser Sandstrand, aber ein Stück reizvolle Inselküste mit dunklem Sand und hellen Kalksteinklippen und Felseninseln im türkisfarbenen Wasser.
Kleine Buchten machen einen Strandtag in der Vorsaison zu einem fast schon privaten Ereignis, erst im Hochsommer rücken die Handtuchreservierer an. Dabei sind die Wassertemperaturen am Governor’s Beach schon im Mai mit 19 Grad so hoch, wie sie mancherorts an der Nordsee nie erreicht werden. Im Sommer sind badewannenartige 26 Grad möglich.
Aber auch im Mai kann man nicht nur ein schnelles Bad nehmen, sondern auch das machen, was an lupenreinen Klischee-Sandstränden nicht möglich ist: an den Felsen schnorchelnd länger im Wasser bleiben und Ausschau nach bunten Fischen halten. Oder man lässt sich auf einem der Plateaus fürs Sonnenbad nieder. Am westlichen Teil des Strandes ist der Sand heller, das Wasser fällt flach ab – besonders beliebt bei Familien mit kleinen Kindern. Oberhalb von Governor’s Beach liegen mehrere Gaststätten mit Blick aufs Mittelmeer.
Anchor Bay – Malta
In nur etwas mehr als einem halben Jahr zimmerte man ein hübsches Dorf an die felsigen Hänge der Anchor Bay in Maltas Nordwesten – ein Traumresort in einer Traumbucht, könnte man meinen. Doch die Ansammlung der krummen und schiefen Holzhäuser war als Kulisse gedacht: Hier drehte 1979 Robert Altman einen Film rund um einen Spinat vertilgenden Matrosen mit den dicken Unterarmen, linksseitig mit einem Anker-Ta-too verziert: „Popeye – Der Seemann mit dem harten Schlag“ mit Robin Williams in der Hauptrolle.
Nach den Dreharbeiten blieb Popeye Village als Vergnügungspark erhalten. Ganzjährig kann man dort im Kino Originalaufnahmen vom einstigen Filmset anschauen oder Filmrequisiten in Häusern bestaunen. Oder ab Mai, wenn die Wassertemperaturen bei rund zehn Sonnenstunden am Tag irgendwann die 20-Grad-Marke knacken, sich dem nassen Vergnügen zuwenden. Sonnenliegen werden aufgestellt, ein Wasserpark aufgebaut.
Die türkis-grüne Bucht an sich ist traumhaft, doch das oft bewegte Wasser kein ganz idealer Badespot. Dafür aber können selbst Anfänger hier Höhlentauchen betreiben. Oft nur wenige Meter unter Wasser gibt es mit Flasche und Flossen Gänge und Grotten zu ergründen und Muränen, Skorpionfische, Zackenbarsche und andere Meeresbewohner anzutreffen, ohne dass man mit dem Boot rausfahren müsste.
Ein- und Ausstiegspunkt ist der Betonsteg an der Südseite der Bucht gegenüber von Popeye Village. Bester Tauchplatz ist die Scorpion Cave. Der Eingang der Höhle befindet sich in rund zehn Metern Tiefe, nur die ersten Meter liegt sie unter Wasser, sodass man im blau schimmernden Innern unter einer Kuppeldecke auftauchen kann.
Elafonisi – Kreta
Karibikvergleiche nerven, denn wirklich karibisch ist es nur in der Karibik. Aber halt! So wie es am Südwestzipfel Kretas aussieht, könnte man sich tatsächlich auf einer Tropenreise wähnen: Das Wasser ist seicht und mehr ein verlockender türkiser Gelee, schon zur Vorsaison angenehm warm. Der Sand färbt sich dank winziger Muschelscherben zartrosa. Was zum stereotypen Glück fehlt, sind nur die Palmen. Dafür spenden hier und da wettergekrümmte Wacholderbäume Schatten.
Kurzum: Der Strand von Elafonisi am Libyschen Meer, wo das Wasser nie kälter als 16 Grad ist und im Juni bereits bei über 20 Grad liegt, erfüllt Touristenträume. Entsprechend voll kann es zur Hochsaison werden, entsprechend früher im Jahr sollte man kommen. Benannt ist der spitz zulaufende Strand nach der gegenüberliegenden Insel Elafonisi, die auf anderthalb Kilometern aus Felsen und Dünen besteht, auf der Sandlilien wachsen und Meeresschildkröten nisten – seit Langem Naturschutzgebiet.
Über eine mal mehr, mal weniger überspülte Sandbank kann man dorthin waten und weiter bis zum Leuchtturm der schmalen Insel wandern, dessen Vorgängerbau dort errichtet wurde, nachdem vor der Küste 1907 der Passagierdampfer „Imperatrix“ sank. Heute fahren Ausflugsboote von Paleochora nach Elefonisi. Wer mit dem Auto oder Bus kommt, erreicht den Strand zum Beispiel von Chania aus in rund 1,5 Stunden. In Strandnähe können Apartments gemietet werden. Mehr Unterkünfte bietet das Dorf Chrysoskalitissa mit dem gleichnamigen Kloster in sechs Kilometern Entfernung.
Ölüdeniz – Türkei
Für die einen ist er ein Touristenmagnet, den es zu meiden gilt, für die anderen der schönste Strand der Türkei, der im Reiseprogramm nicht fehlen darf: der Strand von Ölüdeniz in Lykien in der südwestlichen Türkei. Wer früh zur Badesaison kommt, wird das Landschaftsjuwel immerhin in relativer Einsamkeit erleben, bevor der Strand im Hochsommer hoffnungslos überfüllt ist.
Warum der Rummel? Umgeben von Pinienwäldern und Bergketten liegt schon der Ort Ölüdeniz 15 Kilometer südlich von Fethiye schön in der Landschaft. Doch das Kleinod wartet in Form einer geschützten Lagune, in der das blaue Wasser schon im Mai über 22 Grad hat und auch bei Wind und Wetter die Ruhe nicht verliert. So kam die Bucht auch zu ihrem Namen Ölüdeniz, was übersetzt „totes Meer“ bedeutet. Der Name wurde irgendwann für das nahe Dorf übernommen, das ursprünglich Belceğiz hieß.
Der Strand besteht teils aus hellem Kies, teils feinem Sand. Am Strandabschnitt an der „Blauen Lagune“ wird Eintrittsgeld verlangt. Ringsherum hat sich eine touristische Infrastruktur mit Bungalowsiedlung, Hotels, Restaurants, Bars und Buden gebildet, die Preise gelten als gepfeffert. Zwei empfehlenswerte Unternehmungen: ein Gleitflug vom 1.900 Meter hohen Berg Baba Dagi aus, der Ausblicke auf die Bucht und bei Schönwetter bis zur Insel Rhodos bietet, oder Wandern auf dem Lykischen Weg. Der Fernwanderweg, einst Teil einer Karawanenroute, beginnt in Ölüdeniz und führt über 500 Kilometer an vielen antiken Stätten die Küste entlang.