Solarzellen auf dem Dach sind eine gute Lösung, um Strom selbst zu erzeugen. Doch die Installation ist aufwendig. In kleinerem Maßstab, aber dafür einfacher geht es mit einem Balkonkraftwerk.
Seit mehr als 15 Jahren will der Autor etwas für die Umwelt tun und sich Solarzellen aufs Dach setzen lassen. Doch es scheiterte immer wieder: Zuerst hatte das Dach angeblich die falsche Ausrichtung, dann wollte die Bank nur finanzieren, wenn sie im Grundbuch eingetragen wird. Dann wollte eine Bausparkasse nur einen Bausparvertrag verkaufen, aber die Solaranlage nicht finanzieren. Als Nächstes finanzierte eine andere Bank schließlich doch, was einige Monate Vorlauf brauchte, doch nun war der Handwerker spurlos verschwunden und ward nie mehr gesehen – glücklicherweise vor der Bezahlung und nicht danach. Schließlich war die Finanzierung über die KfW und Montage durch ein größeres Unternehmen geplant, doch als das KfW-Portal endlich den fertigen Auftrag annahm, war nach weniger als 24 Stunden bereits der Fördertopf leer – und die Sache somit erneut geplatzt. Der Strom kam also weiter aus der Dose, statt vom eigenen Dach.
Eigentlich ist Solarstrom ja die simpelste Lösung, selbst Strom zu erzeugen und im Gegensatz zu einem Blockheizkraftwerk oder Windrad geräuschlos und relativ wartungsfrei.
Montage lohnt nur, wenn auch genug Sonne da ist
Es gibt bei der großen Lösung auf dem Dach aber noch weit mehr Hindernisse: Man muss beispielsweise Eigentümer sein, Mieter blieben außen vor. Das Dach muss zudem zugänglich und vor allem für eine Solaranlage geeignet sein, und das Ganze muss vom Energieversorger auch genehmigt werden. Bei Letzterem können mitunter monatelange Verzögerungen entstehen.
Seit einiger Zeit gibt es jedoch auch die kleine Lösung: die sogenannten Balkonkraftwerke. Hier werden nun einige wenige Solarmodule nicht aufs Dach, sondern am Balkon montiert. Das ist wesentlich einfacher, und der Anschluss ist nach Montage prinzipiell durch einfaches Einstecken in einer Steckdose erledigt. Bis zu 800 Watt dürfen neuerdings eingespeist werden – die Module dürfen bis zu 2.000 Watt liefern, sodass Reserve besteht, wenn es gerade nicht Mittagszeit ist. Doch was ist zu beachten?
Zunächst einmal benötigt man einen Montageort, der tatsächlich mehrere Stunden täglich von der Sonne beschienen wird. Im Schatten liefert ein Solarmodul zwar auch noch Strom, aber nur sehr wenig. Das wäre sinnlos. Dann benötigt man sinnvollerweise eine Außensteckdose zum Anschluss. Bis vor kurzem hatte das eine spezielle sogenannte Wieland-Steckdose zu sein. Der Grund: Das Balkonkraftwerk liefert ja Strom, statt welchen zu verbrauchen. Läge deshalb auf den Steckern eines normalen Schuko-Steckers Spannung, so wäre dies sehr gefährlich. Allerdings werden die Wechselrichter in Balkonkraftwerken so programmiert, dass sie erst Energie liefern, wenn sie Verbindung zum Stromnetz haben, der Stecker also bereits mit dem Netz verbunden ist. Deshalb ist inzwischen auch der eigentlich gefährliche Anschluss per Schukostecker an einer normalen Haushaltssteckdose erlaubt.
Damit ist aber auch klar: Egal, wie stark die Sonne scheint, das Balkonkraftwerk liefert bei Stromausfall nichts. Es schaltet dann ab. Gegen Blackout hilft es also nicht, selbst wenn dieser bei strahlendem Sonnenschein stattfindet. Ein Balkonkraftwerk ist nicht mit Solarmodulen für Camper zu verwechseln, die Gleichspannung liefern und damit die Fahrzeugbatterie unterstützen, sondern es wird am normalen Haushaltsnetz angeschlossen und speist Wechselspannung in dieses ein.
Im Gegensatz zu einer Solaranlage auf dem Dach gibt es beim Balkonkraftwerk allerdings keine Einspeisevergütung. Was man vom erzeugten Strom nicht selbst verbraucht, schont zwar trotzdem die Umwelt, aber nicht den Geldbeutel.
An welcher Phase man das Balkonkraftwerk in einem Haus anschließt, ist übrigens egal – der Zähler mittelt das aus. Es ist allerdings sinnvoll, es am Ende einer Stichleitung anzuschließen, was bei einer Außensteckdose automatisch gegeben ist, weil sonst eine Leitungsüberlastung möglich ist. Die Absicherung eines Stromkreises ist ja nicht auf Stromquellen im Stromkreis ausgelegt und bei einer mit 10 A(mpere) abgesicherten Leitung und zusätzlichen 4 A vom Balkonkraftwerk könnten sonst plötzlich 14 A in der Leitung fließen.
Ist ein ganzes Haus mit Familie zu versorgen, so wird der Strom meist tatsächlich selbst verbraucht. Hat man nur eine kleine Mietwohnung und lebt zu zweit oder alleine, so ist mittags, wenn das Balkonkraftwerk am meisten liefert, eventuell gar niemand zu Hause, um den Ertrag des Balkonkraftwerks zu nutzen. Hier helfen dann Energiespeicher, die mittags geladen und abends genutzt werden. Allerdings sind diese Akkus teurer und altern schneller als die Solarmodule. Keinesfalls sollte man sie einfach auf den Balkon stellen, an dem die Solarmodule angebracht sind. Die Temperaturen sind zu extrem – im Sommer zu heiß, im Winter zu kalt.
Balkonkraftwerke gibt es inzwischen viele. Unser Autor benutzt ein Modell von DAH Solar, das beim Versender Pearl als MW-1196 gelistet ist: Das sind zwei je 22 Kilogramm schwere Module, mit einem bereits auf einer Modulrückseite montierten Wechselrichter und Verbindungsleitungen. Sie werden per Spedition geliefert, zusammen mit einer Box mit sieben Meter Netzanschlusskabel und einer sogenannten Datenübertragungseinheit (DTU), die in die Steckdose gestöpselt wird. Diese überträgt die Daten dann ins Netz; in der App „SolarUnit“ kann man dann live verfolgen, ob zu Hause die Sonne scheint und das Balkonkraftwerk Strom liefert.
Damit der Nachbar die Daten nicht auch abrufen und einem das Balkonkraftwerk abstellen kann, müssen die Seriennummern von Wechselrichter und DTU zunächst eingegeben werden. Problematisch: Das Ganze geht erst, wenn das Balkonkraftwerk montiert ist und läuft, weil der Wechselrichter vorher nicht aktiv wird. Aber wenn man schon alles montiert hat, kommt man an den Wechselrichter und damit seine Seriennummer gar nicht mehr heran.
Ohne Neigung fällt die Stromausbeute geringer aus
Die Solarpanels kommen zwar elektrisch mit Kabeln vorgerüstet, mechanisch aber „nackt“, ohne Montagematerial. Das ist separat zu bestellen, und zwar pro Panel, nicht pro Balkonkraftwerk. Man benötigt also zwei Montagesätze. Beachtet man das nicht, gibt es bei der Montage lange Gesichter. Hierbei sind einige kräftige Helfer sinnvoll. Die Montage ist deutlich anspruchsvoller, als etwa ein Regal zusammenzuschrauben, und es wird auch kein Werkzeug mitgeliefert.
Die Schellen, an denen man das Balkonkraftwerk über das Balkongeländer hängt, sind stabil und leicht montierbar; der untere Balken, an dem die Panels aufliegen, war dagegen im konkreten Fall etwas kniffliger zu montieren. Denn auch wenn die Panels angesichts ihres Gewichts nicht wegfliegen werden, sind sie zu fixieren, damit sie bei Sturm nicht abheben und dabei sich selbst oder den Balkon beschädigen.
Ist alles an den Panels angeschraubt, können sie aufgehängt und dann rückseitig miteinander verdrahtet werden. Die Kabel sind zu kurz, um die Panels erst zu verkabeln und dann zu montieren. Doch ist dieser Teil schnell erledigt. Die Panels selbst sind tiefschwarz und in den ebenfalls schwarzen Rahmen ohne Vertiefungen eingepasst. Damit schauen sie sehr schick und unauffällig aus. Sie werden auch vom Regen automatisch gereinigt und der Vorteil gegenüber der Dachmontage: Schnee bleibt nicht liegen. Dafür ist die Stromlieferung pro Fläche etwas geringer, wenn sie nicht geneigt montiert werden. Das sollte man aber auch lassen – sonst ist das Risiko zu groß, dass bei Sturm doch etwas schiefgeht.