Ein 1:1 wird zum Standard-Ergebnis des 1. FC Saarbrücken. Das siebte Saison-Unentschieden zeigte die Schwächen der Blau-Schwarzen auf.
Am Ende des Tages herrschte Frust. „Das fühlt sich nicht gut an“, sagte Kapitän und Torwart Philipp Menzel. Richard Neudecker fand es „absolut beschissen“ und Julian Günther-Schmidt sprach von „zwei verlorenen Punkten“. Der 1. FC Saarbrücken hat es verpasst, mit einem Heimsieg nachzulegen und den Anschluss an das Spitzenduo der 3. Liga Energie Cottbus und Dynamo Dresden zu halten. Nach 95 turbulenten und unterhaltsamen Minuten trennten sich die Blau-Schwarzen mit 1:1 von Aufsteiger Alemannia Aachen. Das Ergebnis war gerecht, weil die Alemannia, die den Gastgebern in manchen Belangen unterlegen war, zweimal die Möglichkeit hatte, die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden. Nach 68 Minuten vergab Soufiane El-Faouzi frei stehend das mögliche 2:0 und in der letzten Minute der Nachspielzeit lenkte Menzel einen Kopfball von Sasa Strujic an die Latte.
Aus Saarbrücker Sicht war das Remis dennoch ärgerlich und vermeidbar. Eine gute bis sehr gute erste Halbzeit endete mit einem 0:1-Rückstand durch El-Faouzis Treffer nach 41 Minuten. „Da waren die gefühlt das zweite Mal über der Mittellinie und wir verballern vorn die Dinger reihenweise“, ärgerte sich Torwart Menzel. Schon früh hätte der FCS in Führung gehen können, irgendwann im Verlauf der ersten Halbzeit hätte er es müssen. „Wir haben unglaublich viel verballert. Das ist extrem ärgerlich“, sagte Neudecker. Es passte zum kuriosen Spiel, dass der FCS nach gut 70 Minuten in seiner dann eher schwachen Phase zum Ausgleich kam. Neudecker verwandelte einen Foulelfmeter sicher. Plötzlich hatten die Blau-Schwarzen das Momentum auf ihrer Seite. Und drei Minuten vor dem Ende hätte der eingewechselte Maurice Multhaup den Ball nur noch ins leere Tor schieben müssen. Doch er brachte das Kunststück fertig, die Kugel neben den Pfosten zu setzen. „Eine Szene für jeden Jahresrückblick. Wir müssen ihn jetzt aufbauen, dafür sind wir ein Team“, kommentierte Kapitän Menzel die kuriose Szene. „Am Ende sind es zwei verlorene Punkte. Jetzt müssen wir schauen, dass wir in Dortmund gewinnen. Das ist ein maximal unangenehmer Gegner, aber da müssen wir durch“, sagte Günther-Schmidt. Der 30-Jährige bildete gemeinsam mit Kai Brünker und Simon Stehle den Dreier-Angriff des FCS. Das Zusammenspiel ist teilweise gut, das Bemühen und die Qualität sind bei allen vorhanden. Doch der Ertrag ist erschreckend. Brünker ist mit sechs Treffern Top-Torschütze des FCS. Zum Vergleich: Dresdens Christof Daferner hat elfmal getroffen, der Cottbuser Timmy Thiele zehnmal. Da hinter herrscht gähnende Leere. Nach Brünker ist Neudecker mit vier Toren bester Schütze. Insgesamt haben die Blau-Schwarzen nur 24 Mal getroffen. Seit Wochen wird daher im Umfeld die Verpflichtung eines treffsicheren Angreifers gefordert. Doch die Gründe für die Flaute liegen tiefer. Sturmtank Brünker ist äußerst präsent auf dem Feld. Er wird allerdings kaum in Szene gesetzt. Sowohl in den Heimspielen gegen Essen und Aachen als auch in Verl gab es nur ganz wenige Aktionen, in denen der „Panzer“ hätte treffen können. Auch Günther-Schmidt kommt selten zum Abschluss. Stehle manchmal, aber der Erfolg bleibt aus. Letzterer wartet seit nunmehr 18 Spielen auf einen Treffer. Bei Julian Günther-Schmidt datiert der letzte „Einschlag“ auf den 30. April 2023. „Das ist eine Ewigkeit her“, sagt „Günni“ selbstkritisch: „Aber irgendwann wird der Knoten platzen.“ Trainer und Manager Rüdiger Ziehl gab die Parole „weiter hart arbeiten“ aus: „Wir sind Dritter, unsere Ausgangsposition ist ordentlich“. Dass sie nicht besser ist, liegt aber an einer mangelnden Torausbeute. Ist es eine Frage der Spielertypen oder doch des Systems? Klar ist, dass von den Antworten abhängt, ob der FCS im Aufstiegsrennen bleibt.
FORUM-Einzelkritik:
Philipp Menzel: Beim Gegentor machtlos, ansonsten top. Note 2
Calogero Rizzuto: Engagiert, aber nicht fehlerfrei. Note 3-
Joel Bichsel: Kein durchweg guter Auftritt. In der zweiten Halbzeit besser. Note 3-
Dominik Becker: Einer der besten Saarbrücker, trotz zweier Stockfehler. Note 2-
Philip Fahrner: Schlimme erste Halbzeit mit vielen Ausrutschern und Fehlpässen. Danach etwas besser. Note 4-
Patrick Sontheimer: Nicht so stark wie zuletzt. Überflüssige fünfte Gelbe Karte. Note 3-
Tim Civeja: Fahrig und defensiv äußerst schwach. Note 4-
Richard Neudecker: Übernahm Verantwortung, auch wenn nicht alles gelang. Note 2-
Julian Günther-Schmidt: Engagiert, aber ohne Glück. Note 3-
Kai Brünker: Vorwerfen kann man ihn nicht viel. Aber ein Stürmer wird an Toren gemessen. Note 3-
Simon Stehle: Wie immer: Engagiert, aber ohne Effektivität. Note 3-