Als Tagesschausprecherin war sie in den 90er-Jahren regelmäßig Gast auf den deutschen Bildschirmen. Nach veröffentlichten Erotik-Fotos wurde ihr ARD-Vertrag aufgelöst. Heute moderiert die 66-Jährige die Talkshow „Tischgespräch“ für kleine Regionalsender.
Susan Stahnkes Traumberuf war eigentlich Ballerina. Schon als 13-Jährige und mit 18 absolvierte sie zwei international anerkannte Tanzprüfungen der Londoner „Royal Academy of Dance“ und tanzte danach zwischen 1979 und 1987 in verschiedenen Ballettaufführungen. Nach BWL-Studium und Zeitungs- und Fernsehpraktika landete sie dann aber beim Fernsehen und wurde 1992 mit 25 Jahren die jüngste Sprecherin der ARD-Tagesschau. Die Veröffentlichung von erotischen Fotos im Magazin „Gala“ kostete Stahnke die Bildschirm-Karriere, weil die ARD sich um ihre Seriosität sorgte. Stahnke selbst erklärte ihren Tagesschau-Ausstieg damit, dass sie sich dort wegen des ständigen Schichtdienstes „wie in einem Hamsterrad“ gefühlt habe. Sie versuchte danach mit Unterstützung ihres Ehemannes Thomas Gericke in der Schauspiel-Branche Fuß zu fassen, was trotz einiger Engagements nicht gelang. Als Stahnke 1999 in einer Talkshow ankündigte, demnächst in einem Hollywoodfilm mitzuspielen, was sich dann aber lediglich als ein Kurzauftritt in der US-Serie „Law & order“ (2001) und eine kleine textlose Rolle in dem B-Movie „Detonator-Spiel gegen die Zeit“ entpuppte, fehlte es in deutschen Medien nicht an Spott und Häme. „Playboy“-Nacktaufnahmen und ihr Auftritt in der ersten Staffel „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ konnten den beruflichen Abstieg Stahnkes nicht aufhalten. Selbst die gutgemeinte, als Werbung für Krebsvorsorgeuntersuchungen gedachte Übertragung ihrer Darmspiegelung bei „Stern TV“ konnte die negative Entwicklung nicht aufhalten, auch wenn sie dafür den Felix-Burda-Award verliehen bekam. Ein paar kleine Fernseheinsätze in Vorabendserien Anfang des Jahrtausends waren schließlich alles, was von der angekündigten „künstlerischen Weiterentwicklung“ blieb. Die mit Stahnke geplante Sat1-Sendung „Newsmaker“ kam nicht zustande, und ihr Auftritt als Rote-Teppich-Reporterin bei der Oscarverleihung verlief eher unglücklich. Bei verschiedenen Gelegenheiten unterstrich Stahnke aber weiterhin die Ernsthaftigkeit ihrer schauspielerischen Ambitionen, verwies auf jahrelangen Privatunterricht und beklagte die Negativ-Darstellung in den Medien.
Beruflicher Abstieg
In die Öffentlichkeit geriet Stahnke auch 2002, als sie erfuhr, dass sie ohne ihr Wissen nicht bei ihrem leiblichen Vater aufgewachsen war und sie ihre Mutter gerichtlich zwingen wollte, ihre wahre Herkunft preiszugeben. „Ich saß auf einer Lebenslüge!“, kommentierte sie den „schlimmsten Schock“ ihres Lebens. Eine Klage gegen ihren vermutlichen richtigen Vater zog sie damals wegen Aussichtslosigkeit zurück. Sie habe ihm aber innerlich vergeben: „Seitdem richte ich meinen Blick mehr und mehr zum Himmel, denn der Schöpfer aller Dinge hat mich niemals verleugnet!“, erzählt Stahnke, die durch ihren Glauben neue Kraft gefunden hat. Das jahrelange Verfahren und ihre Anwaltskosten hätten aber sechsstellige Beträge verschlungen und sie finanziell so stark belastet, dass sie 2017 unternehmerische Insolvenz anmelden musste.
Ein für Stahnke bedeutendes Ereignis war 2006 die Geburt ihres Sohnes Simon: „Mein kleiner Sohn hat mir das Leben gerettet“, jubelte sie 2012 in der „Bild“-Zeitung. Seitdem könne sie „alles annehmen, was das Leben für mich bereit hält. Dadurch bin ich frei geworden und habe mit vielem meinen Frieden geschlossen.“ Auch beruflich hat sich dann einiges getan: Seit 2012 moderiert Stahnke die Sendung „Tischgespräch“, bei der sie einmal monatlich mit einem prominenten Gast während des Essens in einem Nobelrestaurant 30 Minuten lang über „Gott und die Welt“ plaudert. Die Gästeschar reicht von Mario Adorf über Franz Beckenbauer und Uwe Seeler bis zu Andrea Bocelli. Derzeit läuft die von kleinen Regionalsendern wie Radio Sylt, RheinmainTV oder Hamburg 1 ausgestrahlte, von Stahnkes Ehemann Thomas Gericke produzierte Talkshow bereits in der 16. Staffel: „Das Tischgespräch nimmt sich Zeit für Menschen, deshalb liegt es mir so sehr am Herzen!“, betonte Stahnke im Vorjahr im Interview bei RheinmainTV. Dort bezeichnete sie als persönliches Highlight des Jahres 2022, dass ihr 17-jähriger Sohn Simon im November ein Stipendium für Geige und Klavier bekommen habe.
Kündigte für 2023 Überraschung an
Stahnke, die mit ihrer Familie in Hamburg lebt, erinnerte sich in dem Gespräch mit dem Frankfurter Sender gern an ihre Zeit in der Mainmetropole zurück, als sie in der Komödie „Der keusche Lebemann“ mitspielen konnte. Vor allem den Bereich um das Theater herum liebe sie bis heute: „Dort kenne ich mich sehr gut aus, jedes Café, jedes Restaurant!“ Nachdem pandemiebedingt schwierigen Jahr 2021 und einem schon etwas „leichteren“ 2022 erhofft Stahnke sich von 2023 einen weiteren Aufwärtstrend, auch für ihre Karriere. In diesem Jahr stehe noch eine große Überraschung an, die sie aber noch nicht verraten dürfe. Vielleicht schafft Stahnke es ja doch noch aus dem beruflichen Nischendasein bei kleinen Lokalsendern heraus ...