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WAS MACHT EIGENTLICH...

Tatjana Patitz im Jahr 2000 in München. Mit 17 wurde sie von einem Fotografen entdeckt
Foto: picture-alliance / dpa | Ursula Düren

… Tatjana Patitz?

Ab Mitte der 80er-Jahre gehörte sie ein Jahrzehnt lang zu den internationalen Supermodels und war zudem auch als Schauspielerin in einigen Kino- und Fernsehrollen zu sehen. Jetzt ist die 56-Jährige, die sich für Tier- und Umweltschutz engagiert, als eines der Gesichter einer „True Role Model"-Kampagne wieder ins Haute-Couture-Geschäft zurückgekehrt.

Mit Naomi Campbell, Claudia Schiffer, Linda Evangelista und Cindy Crawford gehörte Tatjana Patitz in den 80er-Jahren zu den „Big Five" der Model-Elite und kassierte Spitzengagen: „Für zwei Tage Haare schütteln habe ich mal 350.000 Dollar bekommen", verriet die gebürtige Hamburgerin 2018 dem „Stern". Heutige Models zielen nicht so sehr auf hohe Tageshonorare ab, sondern schließen mit Unternehmen meist Pauschalverträge ab: „Das sind dann gleich Millionen-Dollar-Deals". Heutzutage habe man Glück, wenn man am Tag 1.000 Dollar verdient. Oder Jung-Designer bezahlen gar mit ihren Kleidern. Patitz erinnert sich gern an ihre Anfangszeit zurück, die sie für viel spannender wahrnimmt als das aktuelle Model-Business: „Damals war definitiv mehr Rock‘n‘Roll. Wenn man heute in den Backstagebereich geht, stehen da Erdbeeren mit Gemüse und ein paar Colas. Früher gab es dicke Käsebrote und Champagner", bekannte sie kürzlich in der „Vogue". Auch Drogen wie Kokain oder auch Heroin seien durchaus an der Tagesordnung gewesen, auch wenn sie selbst sich davon immer ferngehalten habe.

Sie lebt gern zurückgezogen

Die 56-Jährige ist als eines der Gesichter einer „True Role Model“-Kampagne wieder ins Haute-Couture-Geschäft zurückgekehrt
Die 56-Jährige ist als eines der Gesichter einer „True Role Model“-Kampagne wieder ins Haute-Couture-Geschäft zurückgekehrt - Foto: picture alliance / ProjectImages | Gerald Matzka

Anders als andere ihrer großen ehemaligen Kolleginnen, mit denen sie nur noch selten Kontakt hat, arbeitet Patitz nicht mehr so häufig als Model. Als sie 2004 Mutter wurde, habe sie andere Schwerpunkte gesetzt und sich bevorzugt um ihren Sohn Jonah gekümmert, den sie als Alleinerziehende und ohne Nanny aufgezogen hat. Schon Ende der 80er-Jahre hatte sie sich auf eine Ranch in Malibu zurückgezogen, weil sie die Natur immer mehr geliebt habe als New York oder Paris. Jahrelang hat sie einen Alltag gehabt wie viele andere Mütter auch: Jeden Morgen habe sie Jonah in die Schule gebracht, danach Büroarbeiten gemacht und sich um ihre Tiere gekümmert und nachmittags mit ihren Sohn Hausaufgaben erledigt. Erst als Jonah ins Teenageralter gekommen sei, habe sie öfter wieder einen Model-Job für Werbeaufnahmen angenommen, den Laufsteg habe sie ohnehin nie besonders gemocht.

Patitz ist eine begeisterte Reiterin und besitzt schon seit Langem Pferde, mit denen sie regelmäßig arbeitet, und einige weitere Tiere. Seit 2014 lebt sie nun mit ihrem inzwischen 19-jährigen Sohn in Santa Barbara, weil „das Landleben nicht mehr so lustig für ihn war". Sie besitzt aber heute noch zwei Pferde, zwei Hunde und eine Katze. In ihrer Nachbarschaft wisse kaum jemand, dass sie früher mal ein Topmodel war: „Wenn jemand fragt, sage ich immer, dass ich in der Modebranche tätig bin. Die meisten fragen dann nicht weiter nach." Sie genieße es, zurückgezogen zu leben und sich im lässigen Kalifornien-Stil zu kleiden. „Auch früher hatte ich nie die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit", betonte Patitz 2016 im „Stern"-Interview.

Sie engagiert sich schon seit den 80er- Jahren für den Schutz von Wildtieren: „Das ist das Feuer, das in mir brennt: Tierschutz, Umwelt, Tierliebe und Natur. Das hat mich mein ganzes Leben lang am glücklichsten gemacht", beschrieb sie kürzlich ihre Lebensschwerpunkte. In den 80ern hat Patitz sich bei „Defenders of Wildlife" um Wale und Delfine gekümmert, bei Greenpeace engagiert sie sich für globale Probleme wie Klimawandel, Ozean- und Waldschutz. Zuletzt hat sie beim „David Sheldrick Wildlife Trust" acht Elefantenbabys „adoptiert": Die Organisation zieht in Nairobi in einer Auffangstation verwaiste oder verletzte Tiere groß und entlässt sie nach Genesung im Tsavo-East-Nationalpark wieder in die Freiheit. Bei dem Elefantenprojekt ist auch ihr Sohn Jonah mit aktiv, den seine Mutter zu Nachhaltigkeit und Naturliebe zu erziehen versucht. „Das ist ein Kampf. Aber ich bleibe hart", sagt Patitz, die wegen der vielen Dürreperioden in Kalifornien sparsam mit Wasser umgeht, Wert auf gesunde Ernährung legt und nur Bio-Produkte kauft. Sohn Jonah zeige bisher wenig Interesse an der Modewelt, könne aber sehr gut zeichnen und will nach Kunsthochschule und Praktika in Filmstudios später Animationsfilme drehen. „Toll, dass er schon so früh weiß, was er werden soll", freut sich die stolze Mutter.

Kauft nur Bio-Produkte

Inzwischen scheint aber Patitz, die fast 100.000 Follower bei Instagram hat, die Abgeschiedenheit manchmal zu viel zu werden. Sie hat wieder einige Angebote angenommen und ist schon mehrfach zu Aufträgen durch die Welt geflogen, obwohl sie eigentlich gar nicht gern fliegt. Dass derzeit gerade auch ältere Models wieder mehr gefragt sind, führt Patitz auf deren Erfahrung zurück und darauf, dass sie sich optisch und von ihrer Ausstrahlung her positiv von heutigen Models unterscheiden. Gerade ist sie eines der Gesichter der „True Role Model"-Kampagne des Unternehmens „Comma", das für seine „neue Weiblichkeit" insbesondere Frauen ausgewählt hat, die vorbildhaft für Selbstbewusstsein und Selbstbestimmtheit stehen. „Ich finde die Entwicklung der letzten Jahre sehr positiv: Frauen, die ihre Stimmen bündeln, sich zusammentun und so zu einer gemeinsamen Stärke finden", zeigt Patitz sich überzeugt von der Stimmigkeit ihrer neuen Model-Aufgabe.

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