Der 1. FC Kaiserslautern erkämpft sich mit viel Herzblut einen Punkt in Hannover, verliert aber Torjäger Ragnar Ache. Dennoch bleibt Trainer Funkel optimistisch.
Zur Würdigung der Meistermannschaft von 1954, die sich im Endspiel gegen den hochfavorisierten FCK um Fritz Walter den Titel gesichert hatte, lief 96 in einem dunkelgrünen Sondertrikot auf. Früh an diesem Abend, der von reichlich Pyrotechnik begleitet wurde, war allerdings abzusehen, dass nicht erneut sechs Tore fallen würden wie vor 70 Jahren. Denn Hannover 96 ist in der 2. Fußball-Bundesliga bei einem munteren Abendspiel nicht über ein Unentschieden gegen den im Abstiegskampf steckenden 1. FC Kaiserslautern hinausgekommen. Am Samstagabend kam die Elf von Trainer Stefan Leitl nur zu einem 1:1 (0:0). Die Niedersachsen sind seit einem Monat sieglos, bleiben aber auf dem fünften Tabellenplatz.
Ein hart umkämpftes Spiel
Kaiserslautern war zunächst besser im Spiel, Ragnar Ache (5.) scheiterte aus kurzer Distanz. Die Niedersachsen brauchten eine Viertelstunde, um in die Partie zu finden. Der quirlige Nicolò Tresoldi (23.) setzte erst einen Schussversuch aus der Drehung deutlich über das Tor und traf dann (35.) aus einer Abseitsposition heraus – das Tor wurde sofort einkassiert. Die Niedersachsen kamen gut aus der Pause, Andreas Voglsammer (47.) verpasste mit seinem Kopfball nur knapp das Tor, Phil Neumann (49.) war bei seinem Kopfballversuch deutlich ungenauer. Auf der Gegenseite traf Redondo nach Steilpass von Tobias Raschl zur überraschenden Führung. Voglsammer besorgte den verdienten Ausgleich. Raschl (90.+2) verpasste es, den FCK doch noch zum Sieg zu schießen, als er aus der Distanz die Latte traf.
Nach dem 1:1 in Hannover trat ein durchaus zufriedener Friedhelm Funkel vor das Sky-Mikrofon und lobte seine Mannschaft für eine konzentrierte Leistung. „Wir haben mit viel Herzblut verteidigt“, hielt der 70-jährige Coach fest und wusste den Wert des Punktgewinns zu schätzen. Der eine Punkt hilft uns weiter, davon bin ich überzeugt“, so schreibt es der „Kicker“. Und der Punkt war wichtig: Weil Eintracht Braunschweig und Hansa Rostock jeweils dreifach punkteten, stand der 1. FC Kaiserslautern einmal mehr unter Zugzwang – und lieferte.
Für Unmut bei Trainer Funkel sorgte Tobias Raschls Lattenkracher in der Nachspielzeit, welcher wohl im Falle eines Erfolgs den Auswärtssieg bedeutet hätte, dennoch wollte sich der Coach aber lieber über die erfreulichen Ansätze unterhalten. „Das Tor, das wir erzielt haben, haben wir genau so gewollt“, gewährte Funkel Einblick in die absolvierte Trainingswoche der Roten Teufel. „Schön, dass man sieht, dass die Arbeit belohnt wird.“ Einen brutalen Rückschlag musste der FCK trotz des Remis beim Aufstiegsaspiranten aus Hannover aber hinnehmen.
Als sich Ragnar Ache nach einem Sprint ohne gegnerische Einwirkung zusammensackte und den hinteren Oberschenkel hielt, ahnte Funkel schon Schlimmeres. „Wir Fußballer wissen, was das bedeutet. Da wird irgendwas Muskuläres passiert sein.“ Funkel sprach von mindestens einem „Muskelfaserriss“ und einem „schlechten Gefühl“, was ihm der Torjäger selbst im Gespräch vermittelt hatte. So berichtet es der „Kicker“. Obwohl der Ausfall des Stürmers ein herber Rückschlag ist, richtete Funkel den Blick nach vorne und verwies auf die kommenden, „schwierigen Spiele“ gegen Fortuna Düsseldorf, den Hamburger SV und Co. – nicht zu vergessen natürlich, das Pokal-Halbfinale beim 1. FC Saarbrücken. Das Spiel in Hannover gibt dem erfahrenen Coach „Hoffnung, dass wir in den kommenden Wochen nicht chancenlos sind.“
Einen Nebenkriegsschauplatz der vergangenen Wochen versuchte Funkel ein wenig wegzuwischen, denn der technische Direktor Enis Hajri nahm auf der Tribüne Platz, und nicht neben dem Übungsleiter: „Es ist einfach so, dass er von der Tribüne aus das ein oder andere besser sieht und dann nach dem Spiel mit mir darüber sprechen kann“, begründet FCK-Trainer Friedhelm Funkel die Maßnahme im Sky-Interview. „Unten geht es oft sehr hektisch zu. Enis ist ja auch einer, der emotional ist. Er hat auch schon zwei Gelbe Karten. So ist es für uns alle glaube ich sicherer. Er hat von oben eine bessere Perspektive auf das Spielfeld“, führt Funkel aus.
Startelf-Debüt für Raschel
Was Hajri dann in der Nachspielzeit sah, dürfte seinen Puls ein wenig in die Höhe getrieben haben. Denn nachdem die Lauterer mit Raschl die Chance auf den Siegtreffer hatten, hätte auch Hannover die drei Punkte einkassieren können. Latte: „Ich habe noch eine Lücke bekommen und dachte mir, fass deinen Mut zusammen, halt einfach mal drauf. Das hat auch der Trainer vorher noch gesagt: Wer nicht schießt, kann keine Tore machen. Damit hat er recht. Leider war das Momentum heute aber nicht auf unserer Seite. Schade, das wäre schön gewesen.“ Für Raschl war es zugleich das Startelf-Debüt unter Funkel: „Es ist mein Anspruch, von Anfang an zu spielen und dem Verein zu helfen. Wenn ich die Chance kriege, muss ich sie nutzen“, so schreibt es der-betze-brennt.
Ebenfalls interessant: Funkel reagierte auf die Hannoveraner Formation in einem 4-4-2 mit Raute ebenfalls mit einer Raute und spiegelte so die Formation des Gegners. „Damit haben wir auf das System von Hannover reagiert, die auch mit einer Raute spielen. Gegen den letzten Gegner mit diesem System haben wir 0:4 verloren, heute haben wir es deutlich besser hinbekommen.“
Die wirklich einzigen negativen Erfahrungen am vergangenen Wochenende waren die Verletzungen von Torhüter Julian Krahl und Topstürmer Ragnar Ache. Wobei Krahl Entwarnung gab: „Ich bin mit meinem ganzen Körpergewicht auf der Hand gelandet. Ich denke aber nicht, dass etwas gebrochen ist. Wahrscheinlich ist die Hand nur verstaucht.“ Bei Ache wird die Ausfallzeit wohl länger – bei Redaktionsschluss lagen noch keine weiteren Informationen vor.
Trotzdem war Funkel nach dem Spiel sehr optimistisch: „Ich glaube daran, dass wir das schaffen werden – nach heute mehr denn je.“ Als Nächstes geht es nach der Länderspielpause gegen den nächsten Anwärter um den Aufstieg. Fortuna Düsseldorf gastiert auf dem Betzenberg.