Wie steht es um die Energieversorgung Deutschlands im Winter? Gut, wie bereits im vergangenen Jahr. Dennoch steigen die Gaspreise, unter anderem durch die teurere CO2-Abgabe.
Die Befürchtungen waren da: Deutschland friert im Winter 2022/2023, im Winter darauf, und auch in diesem Jahr. Aber die Szenarien sind nicht eingetreten, dank eines raschen Eingreifens des Bundeswirtschaftsministeriums, mehr Lieferungen aus europäischen Ländern und den USA, aber auch in diesem Jahr verstärkt russischen Flüssiggaslieferungen. Auch Ende 2024 sind die deutschen Gasspeicher wieder über Soll gefüllt, meldet die Bundesnetzagentur, genauer bei 96 Prozent zum Beginn des Monats Oktober, wie Zahlen der deutschen Speicherstandorte zeigen. Zwar mahnt die Agentur weiterhin einen sparsameren Verbrauch an, doch sei die Versorgungslage stabil. Schon im vergangenen Jahr sparten Gaskunden im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2021 deutlich Gas ein, dieser Trend setzte sich bislang fort.
Dennoch steigen die Gaspreise, nachdem die Preisbremse der Bundesregierung ausgelaufen ist. Ein Blick in die Statistik offenbart: Für Erdgas haben die privaten Haushalte im ersten Halbjahr im Schnitt mehr gezahlt als in den sechs Monaten davor: 11,87 Cent je Kilowattstunde Erdgas, das sind vier Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2023, wie das Statistische Bundesamt Destatis mitteilt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 fielen die Gaspreise zwar um 3,2 Prozent. Gemessen am zweiten Halbjahr 2021 – vor dem russischen Angriff auf die Ukraine und der folgenden Energiekrise – lagen die Gaspreise für Haushaltskunden aber um mehr als zwei Dritte höher, so die Statistiker.
Grund für den derzeitigen Preisanstieg: Die zeitlich befristete Strom- und Gaspreisbremse, die 2023 von der Bundesregierung eingeführt wurde, hatte unter anderem die Umsatzsteuer gesenkt, diese ist im April wieder auf ihren Ursprungswert zurückgekehrt. Außerdem ist die CO2-Steuer auf Erdgas in diesem Jahr gestiegen und wird plangemäß auch im kommenden Jahr teurer. Der Bund übernimmt jedoch weiterhin die Kosten für die EEG-Umlage.
CO2-Steuer verteuert Gaspreis
Immerhin Strom ist billiger geworden. Verbraucher zahlen im ersten Halbjahr im Schnitt 41,02 Cent je Kilowattstunde. Das waren 1,7 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2023. Gemessen am Vorjahreszeitraum sanken die Strompreise für Haushalte um 3,0 Prozent, doch rückblickend zeigt der Trend steil nach oben: Gegenüber dem Vorkrisenniveau im zweiten Halbjahr 2021 stiegen die Preise um fast ein Viertel (24,8 Prozent).
Die Großhandelspreise sind zwar 2023 und 2024 gesunken, profitieren konnten davon die privaten Haushalte jedoch nicht, so das Statistische Bundesamt. Anders sehe es bei Unternehmen oder Behörden aus: Sie zahlten im ersten Halbjahr für Erdgas ohne Mehrwertsteuer und andere abzugsfähige Steuern im Schnitt gut sechs Cent je Kilowattstunde – gut zehn Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2023. Die Strompreise sanken in dem Zeitraum um drei Prozent. Künftig könnten die Strompreise weiter günstiger werden. Preistreiber waren unter anderem die steigenden Netzentgelte wegen des Ausbaus von Stromtrassen. Diese Entgelte, die immerhin ein Viertel des Strompreises ausmachen, sollen ab dem kommenden Jahr besser verteilt werden, so der Beschluss der Bundesnetzagentur. Dort, wo Strom produziert wird, könnte er günstiger werden – insbesondere auf dem Land.
Neukunden aber zahlen nun weniger, das zeigt beispielsweise das Vergleichsportal Verivox. Dies gilt für Gas und Strom. Im Vergleich zwischen dem ersten Halbjahr 2024 und dem letzten Halbjahr 2023 zahlten Neukunden fast 15 Prozent weniger pro Kilowattstunde Erdgas, bei Strom liegt der Preis fast 13 Prozent niedriger. Auch die Bundesnetzagentur hatte kürzlich auf die gesunkenen Preise für Neukunden hingewiesen und dazu aufgefordert, über einen Wechsel nachzudenken. Schon 2023 ist die Zahl der Wechselwilligen zu beispielsweise neuen Stromlieferanten mit sechs Millionen Kunden höher gewesen als zuvor, 1,8 Millionen wechselten ihren Gasanbieter.
Auch Ölkunden können mit niedrigeren Heizkosten als im vergangenen Jahr rechnen. Kostete leichtes Heizöl im September 2023 im Mittel rund 119 Euro pro Hektoliter, sind es zum Start in die Heizsaison 2024 rund 92 Euro. Das entspricht einer Preissenkung von rund 23 Prozent, so Verivox.
Alle fossilen Energieträger werden dann im kommenden Jahr teurer. Ab 1. Januar 2025 steigen die Kosten für eine Tonne Kohlendioxid um zehn Euro auf 55 Euro. Der Anteil des CO2-Preises je Liter leichtes Heizöl beläuft sich dann auf rund 17 Cent. Im Vergleich zu 2024 steigen die durch den CO2-Preis verursachten Kosten für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 2.000 Litern Heizöl von 287 Euro auf 350 Euro im Jahr. Die Zusatzkosten für einen Haushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden steigen rechnerisch von 194 Euro im Jahr 2024 auf 237 Euro im Jahr 2025 an. Ob diese Preiserhöhungen beim Kunden ankommen, entscheiden die Versorger selbst.
Die CO2-Bepreisung in Deutschland für 2025 verteuert den Liter Sprit um weitere drei Cent und die Kilowattstunde Erdgas um 0,2 Cent. Als Ausgleich war lange ein sogenanntes Klimageld im Gespräch, quasi eine Rückerstattung als soziale Komponente, damit die Transformation hin zu klimafreundlicher Energie nicht nur als Belastung empfunden wird. Eine Entscheidung dazu in der Bundesregierung ist jedoch wegen der anhaltenden Finanzknappheit im Bundeshaushalt aufgeschoben, eine Debatte über die Wirksamkeit jener Maßnahmen läuft. Dass ein solcher Ausgleich überhaupt noch vor der Bundestagswahl 2025 angegangen wird, ist Stand jetzt eher unwahrscheinlich.