Die kapverdischen Inseln haben für jeden etwas zu bieten: Natur, Kultur, Erlebnis und Entspannung – die afrikanische Inselgruppe lädt zum Träumen ein.
Die Kapverden bestehen aus neun bewohnten Inseln, liegen im Atlantik und sind 500 Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt. Sie sind eine einzigartige Mischung aus afrikanischer Tradition, karibischem Flair und portugiesischer Vergangenheit. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft übernahm eine marxistisch-leninistisch ausgerichtete Regierung die Macht. Der politische Zusammenschluss mit Guinea-Bissau endete aufgrund von Meinungsverschiedenheiten.
Das kommunistische System war bei der „Geldbeschaffung“ äußerst kreativ. Die südafrikanische Fluggesellschaft SAA musste den Flughafen auf Sal als Zwischenstopp auf dem Weg nach Südafrika nutzen – und wurde kräftig zur Kasse gebeten. Grund war die Weigerung der afrikanischen Staaten, der Airline Überflugrechte zu genehmigen.

Heute landen zahlreiche Ferienflieger auf den Inseln Sal und Boa Vista, die touristisch am weitesten entwickelt sind. Den Gast erwarten traumhafte Sandstrände und klares, türkisfarbenes Wasser. Duschen, Toiletten oder Rettungspersonal sucht man am Strand (noch) vergebens. Santa Maria, der größte Ort der Insel wurde früher als Exporthafen für Salz genutzt.
Heute ist der Tourismus die neue Einnahmequelle. In den letzten Jahren sind Hotels der Ketten Riu, Melia, Robinson Club und Hilton entstanden. Das älteste Hotel im Ort heißt Morabeza, wurde 1967 eröffnet und leitet seinen Namen von dem kreolischen Wort für Gastfreundschaft ab. Das Hotel hat den Vorteil, zentral zu liegen. Dadurch entfallen lange Fußwege und Taxifahrten zu den diversen Kneipen, Restaurants und Nachtklubs. Wer ausgedehnte Ausflugsprogramme erwartet, wird enttäuscht. Sal ist zum Windsurfen, Baden und Erholen der richtige Ort. Allerdings, eine Tour auf der Insel ist empfehlenswert. Sie berührt die Orte Espargos und Palmeira, den Haupthafen der Insel. Die wenigen Touristen die sich der Tour anschließen, erleben hier das ursprüngliche Leben der Insulaner. Zuwanderer aus Afrika haben eine neue Heimat und Arbeit in den Touristenhotels von Santa Maria gefunden. Ein Zwischenhalt auf der höchsten Erhebung, dem 107 Meter hohen Monte Curral, lässt einen prächtigen Ausblick auf Espargos und den Flughafen von Sal zu. Ein kostenloses Schauspiel findet täglich am „cais de pesca“, dem Fischpier statt. Der fangfrische Fisch wird an Land dem Meistbietenden verkauft. Mal wechseln ganze Thunfische den Besitzer, mal nur Teile oder einzelne Fische. Es wird gefeilscht, geredet, gestritten – ein stimmungsvolles Ereignis. Und stolz tragen die Frauen Ihren „Einkauf“ in Plastikwannen auf dem Kopf nach Hause.
Es ist nur ein kurzer Flug von Sal nach Sao Vicente, aber Topografie und Flora sind im Vergleich zu den flachen „Badeinseln“ diverser. Mindelo, die Hauptstadt der Insel Sao Vicente, ist der kulturelle Mittelpunkt der Kapverden. 75.000 Menschen leben hier, unter ihnen viele Musiker und andere Künstler. Eine Dame hat zu dieser Entwicklung entscheidend beigetragen – Cesaria Evora. Die Sängerin war ein Idol und begeisterte nicht nur ihre Landsleute mit der Interpretation des Morna. Die Musikform hat brasilianische Elemente, und ist im Vergleich zum portugiesischen Fado locker und heiter. 2006 hat sie mit Peter Maffay das Lied „Sodade“ aufgenommen. Ihre Musik lebt abends in den Kneipen der Stadt weiter.
Neue Apartments am Hafen
Beim Bummel durch Mindelo fallen die zahlreichen, neuen Apartmenthäuser am Hafen auf. Sie beweisen die gestiegene Attraktivität der Stadt. Die Hochzeit der Kommune begann Anfang des 19. Jahrhunderts, als Zwischenstopp für Frachtschiffe auf dem Weg nach Mittel- und Südamerika.
Ein Jahrhundert später war der wirtschaftliche Aufschwung vorbei. Die Reedereien bevorzugten andere Häfen. Der hübsch restaurierte Gouverneurspalast, der „Torre de Belem“ (eine Nachbildung des berühmten Turms bei Lissabon), der Fischmarkt sowie die 1862 erbaute Pfarrkirche „Nossa Senhora da Luz“ sollten auf der Liste der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten stehen. Danach ist der moderne Yachthafen mit seinen Restaurants und Bars ein guter „Ankerplatz“.
Die Fähre, die mehrmals täglich den Hafen von Mindelo Richtung Porto Novo auf Santo Antao verlässt, bringt die Passagiere auf den wohl faszinierendsten Teil der Inselrepublik. Am Hafen geht es noch quirlig zu, danach wird es ruhig auf der nur wenig bewohnten Insel. Eine mit EU-Zuschüssen erbaute Betonstraße folgt der kurvenreichen Küste nach Norden. Meterhohe Wellen hinterlassen eine imposante Gischt. Lavafelder und Berge beherrschen die karge Landschaft und Dörfer mit bunt angemalten Häusern erfreuen das Auge. Wir erfahren, dass der Staat auf Wunsch Geld für die notwendigen Farben bereitstellt. Eine schöne Investition.

Die schroffe Landschaft des südlichen Teils ist mittlerweile abgelöst von Mischwäldern. Diese lassen die eindrucksvolle Szenerie noch sehenswerter erscheinen. Das vom lokalen Gästeführer apostrophierte „grüne Tal“ heißt offiziell Vale de Paul und beginnt bei der kleinen, am Meer gelegenen Ortschaft Paul. Der vorherrschende Passatwind aus Nordost sorgt für Feuchtigkeit aus den Wolken, die an den Bergen hängenbleibt. Während der Regenzeit im August und September transportieren die Flüsse große Mengen von Wasser talabwärts. Das wird gestaut, um eine florierende und einträgliche Landwirtschaft zu betreiben. Terrassenförmig wurden die Anbauflächen mit geregelter Wasserzufuhr angelegt. Das System hatten die Portugiesen bereits früher auf Madeira erprobt. Angebaut werden Bananen, Mango, Papayas, Maniok und Zuckerrohr.
Interessanterweise wurde Zucker auf den Kapverden nie produziert, aber Rum. Die Einheimischen nennen ihn „grogue“. Die Häuser der Kleinbauern sind aus Naturstein, als Dachabdeckung dienen Palm- beziehungsweise Bananenblätter. Wir haben einen Teil des Tales zu Fuß entdeckt, und dadurch prägende Einblicke vom harten Leben der Bauern mitgenommen.
Als sprichwörtlicher „Höhepunkt“ der Inselrundfahrt erwies sich die Rückfahrt von Punto do Sol (der nördlichste Ort) zum Hafen. Der Kleinbus fuhr über die alte Passstraße, durch eine bizarre Landschaft mit einzigartigen Fels- und Bergformationen. Es braucht Zeit bis der höchste Punkt bei 1.470 Metern erreicht ist. Die nicht enden wollenden Serpentinen bei der Auf -und Abfahrt sind atemberaubend. An der engsten Stelle bei Delgadim, einem beliebten Fotostopp, blickt man von beiden Seiten der Straße in den Abgrund. Der Fernblick auf den Ozean oder in die gewaltigen Täler und Schluchten ist überwältigend. Die Bauzeit für die Straße hat 16 Jahre betragen. Sie ist in Handarbeit gepflastert worden, und hat nur wenig Verschleißerscheinungen.
Atemberaubende Serpentinen
Es ist empfehlenswert in Punta do Sol (gutes Hotelangebot) eine Übernachtung einzuplanen, um mit viel Zeit und Muße diese herrliche Insel ohne Stress kennenzulernen. Auch Wanderer haben Santo Antao als neues Ziel mit Perspektive entdeckt. Und die bleiben länger ...
Die Regierungshauptstadt der Kapverden heißt Praia, liegt auf der Insel Santiago und hat 130.000 Einwohner. Die gepflegte Innenstadt ist überschaubar und hat einige interessante Gebäude. Der Park „Albuquerque“ im Zentrum ist blumengeschmückt wie ein gepflegter Garten. Nur logisch, dass die Bewohner hier gerne flanieren oder sich zu einem Schwätzchen auf die zahlreichen Bänke zurückziehen. Es ist ihr Wohnzimmer! Die Kirche Nossa Senhora de Gracca, das Rathaus und der Justizpalast verschönern den schattigen Platz. Der Präsidentenpalast, streng bewacht mit Fotografierverbot, ist nur ein paar Minuten entfernt. Eine Aussichtsterrasse ermöglicht einen schönen Blick auf die Stadt und die Hafenanlagen. Für einen gewissen Diogo Gomes ist hier ein Denkmal errichtet worden. Er soll 1460 Santiago entdeckt haben. Das Kontrastprogramm ist der Mercado Municipal – die Markthalle. Ein munteres Treiben erwartet die Käufer und Schaulustigen.

Auffallend ist, dass nur Frauen das Obst, die Fische, Fleisch und Gemüse verkaufen. Ihre Kleinkinder und Babys liegen schlafend zwischen den Ständen oder spielen mit leeren Kisten. Die Frage, ob die Frauen emanzipiert ihrer Tätigkeit nachgehen, ob sie die besseren Verkäufer sind, oder die Männer einfach keine Lust zur Arbeit haben, bleibt unbeantwortet. Es herrscht ein quirliges Durcheinander. Es ist laut. Es ist eng. Wohltuend dagegen ist, nicht ständig angesprochen oder zum Kauf gedrängt zu werden.
Die parallel verlaufende Straße des 5. Juli ist als Fußgängerzone konzipiert. Nette, modern eingerichtete Cafés und Restaurants warten auf die (überwiegend) einheimische Kundschaft. Nur wenn im Hafen ein Kreuzfahrtschiff liegt, wird es für die Inselbewohner eng. In Praia gibt es, im Vergleich zu den anderen Inseln, ein Luxushotel sowie ein gehobenes Restaurantangebot.
Von den drei verbleibenden Inseln im Süden des Archipels ist Fogo besuchens- und erwähnenswert. Der höchste Berg der Insel, der Pico do Fogo ist 2.829 Meter hoch und damit der zweithöchste Berg im Atlantik. Nur der Teide auf Teneriffa ist höher. Vulkanausbrüche treten immer mal wieder auf, der letzte fand 2014 statt.
Zweithöchster Berg im Atlantik
Die beste Reisezeit ist zwischen November und April. Kein Regen und Temperaturen zwischen 23 und 26 Grad schaffen ein angenehmes Klima. Falls der Besuch in der Faschingszeit stattfindet, erlebt der Gast Lebensfreude pur. San Vicente ist bekannt für seinen farbenfrohen Fasching, aber auch auf allen anderen Inseln wird gefeiert. Unzählige Gruppen von Kindern laufen, begleitet vom animierenden Rhythmus der Musik, durch die Orte. Mitmachen ist angesagt!
Luxair bietet Flüge (und Pauschalreisen) nach Sal und Boa Vista an. Zusätzlich wird Sao Vicente ab Dezember 2023 bis zu dreimal wöchentlich angeboten. Wer weitere Inseln besuchen möchte, muss die Planung als Teil der Vorfreude sehen. Es lohnt sich, neben dem Badeurlaub, Entdecker zu sein. Regelmäßige Flugverbindungen bestehen von Sal nach Santiago und Sao Vicente. Flüge gibt es auch von Boa Vista nach Santiago und von Santiago nach San Nicolao, Maio und Fago.
Fährverbindungen werden zwischen allen Inseln angeboten, aber nicht täglich. Eine Fahrt von Sal nach Santiago dauert 12,5 Stunden. Kürzer sind die Überfahrten von Santiago nach Fogo (6 Stunden) beziehungsweise Brava (8 Stunden).