Bereits seit vier Jahrzehnten gibt es ein regelmäßiges Treffen ehemaliger Fußballer des 1. FC Saarbrücken. Die prominenten Kicker wünschen dabei auch eine engere Anbindung an den Verein.
Die Resonanz ist auch von außen durchaus sehenswert: „So etwas würden wir uns für unseren Verein auch wünschen““, lautet der fast einmütige Tenor von ehemaligen Fußball-Profis, wenn sie mal als Gast beim Traditions-Treff des 1. FC Saarbrücken vorbeischauen. Denn die Pflege der Tradition durch ehemalige Spieler findet sich selbst bei renommierten deutschen Fußballclubs eher auf den hinteren Rängen der Prioritätenliste oder wird sogar komplett vernachlässigt. Beim 1. FC Saarbrücken ist dagegen schon vor rund vier Jahrzehnten ein Treffen entstanden, das ehemalige Kicker aus verschiedenen Spielergenerationen zum Gedankenaustausch zusammenführt. Die Initiative dazu kam jedoch nicht von Vereinsseite, sondern hat sich aus dem Kreise von im Saarland ansässigen Spielern entwickelt und wird von dieser Seite seitdem in wechselnder Besetzung immer weitergeführt.
Treffen bereits seit rund 40 Jahren
Begonnen hat das FCS-Traditions-Treff vor rund 40 Jahren, als ein paar gesellige Ex-Profis mehrmals im Jahr in der von Spielausschuss-Chef Heinz Schmidt geführten Kneipe „Die Ecke“ in Scheidt zum Fachsimpeln zusammen kamen. In den Anfangsjahren mit dabei waren FCS-Legenden wie Werner Hesse, Dieter Diehl, Erich Rohe, Egon Schmitt, Gerd Werthmüller oder Torwart Helmut Maklicza. Nach Heinz Schmidts Tod schlief das Interesse an weiteren Treffen kurzfristig ein, bevor Werthmüller (FCS, Hertha BSC, Röchling Völklingen) die Einrichtung Mitte der 80er Jahre wiederbelebte und mit Herbert Binkert, Jupp Derwall, Dieter Rosenbaum und Horst Zingraf prominente Namen aus der FCS-Historie in einem St. Ingberter Lokal um sich versammelte. Dieser Kreis erweiterte sich dann ab den 90er Jahren zum Vorläufer der heutigen Runde, als mit Albert Kempf, Toni Jungfleisch, Manfred Gärtner und einigen weiteren Ehemaligen neue Gesichter hinzukamen, die allesamt für erfolgreiche Jahre der Malstatter stehen. Im Laufe der Zeit wechselten altersbedingt die Besetzung und auch die monatlichen Treffpunkte. Lange Jahre traf man sich in einem Restaurant in Sengscheid und zog dann für mehrere Jahre an den Saarbrücker Tabaksweiher, bevor man die Idee eines „Stammhauses“ aufgab und seitdem zwischen mehreren Alternativen wechselt. Etwa einmal im Jahr versammeln sich die Alt-FCSler unter dem Tribünendach des ehrwürdigen FCS-Sportfeldes, an das etliche der Teilnehmer noch viele schöne und wohl auch ein paar weniger schöne Erinnerungen aus der aktiven Zeit haben. Dort stoßen immer wieder auch mal aktuelle Trainer, Verantwortliche oder Spieler kurz zum Gedankenaustausch hinzu.
Seit ein paar Jahren gehört auch der derzeitige FCS-Vorsitzende Jörg Alt zum Traditions-Treff und kümmert sich seither engagiert um dessen Fortbestand. Alt, der die Traditionspflege beim FCS für stark verbesserungswürdig hält, hat in einem Schreiben an das Präsidium eine neue Abteilung „Vereinshistorie“ mit eigenem Budget angeregt. „Schon länger treibt mich auch die Vision um, ob es für unseren Verein interessant sein könnte, ein Vereinsmuseum zu installieren“, appelliert Alt, die durchaus vorzeigbare Vereinshistorie und die glanzvolle Tradition der Blau-Schwarzen zu erhalten.
Zum festen Stamm des heutigen Traditions-Treffs gehören etwa ein Dutzend Leute: Neben ehemaligen Profis sind das auch ein paar Funktionsträger, die etwa als Arzt, Vereinswirt oder Trainer für den FCS im Einsatz waren. Da alle Teilnehmer heute die 70 überschritten haben, mussten sie sich auch bereits von einigen Kameraden verabschieden. Dazu zählen Spieler und Trainer wie Herbert Binkert und Horst Zingraf, die Abwehr-Haudegen Erich Rohe, Werner Hesse, Dieter Diehl und Albert Kempf, die Physiotherapeuten Jupp Maringer und Günter Mücke sowie Ex-FCS-Präsident Dieter Rosenbaum: Sie alle haben einige Jahre lang zum Stamm des Traditions-Treffs gehört und bleiben unvergessen und werden an ihrem jeweiligen Todestags-Jubiläum meist mit einer Gesteckniederlegung am Grab gewürdigt.
„Halb offizielle“ Ämter
In dem Traditions-Treff haben sich im Laufe der Zeit zwei „halb-offizielle“ Ämter etabliert, die von den beiden verbliebenen Gründungsmitgliedern ausgeübt werden: Gerd Werthmüller (aus der FCS-Jugend hervorgegangener Vertragsspieler 1967-72) fungiert als Organisationsleiter, lädt zu den Treffen ein, verwaltet das „Budget“ und besorgt Geschenke für „runde“ Geburtstage. Und Egon Schmitt (Rekord-Amateurnationalspieler, Aktiver 1973-82, FCS-Ehren-Spielführer und heutiges Aufsichtsratsmitglied) ist für den Vereinskontakt und die Laudatio bei Jubiläen zuständig. Zu den langjährigen Mitgliedern gehört auch „Edelfan“ Theo Kerner, in dessen früherem Hotel-Restaurant an der Grube Camphausen jahrzehntelang viele gesellige Veranstaltungen des FCS stattgefunden haben. Auch Ex-Nationalspieler Wolfgang Seel (1966-71 und 1982-86 Profi und Jugendtrainer beim FCS), Toni Jungfleisch (konsequenter Stopper 1967-74) und Peter Schmidt (1975-79, Mittelstürmer im Zweitliga-Meisterjahr 1975/76) bilden schon etwa zwei Jahrzehnte das Gerüst des Traditions-Treffs. Etwas später hinzu kamen noch Ex-Mannschaftsarzt Prof. Heini Hess, Gerd Imig (Verteidiger 1968-73), Gerd Schönecker (Spieler in den 60er Jahren) und Kunibert Scholl (1974/75). Sie alle haben sich besonders gefreut, dass im vergangenen Jahrzehnt auch noch einer der bis heute erfolgreichsten FCS-Stürmer (1964-70) und spätere Trainer, Emil Poklitar, und der in den 70er Jahren für den 1. FC Kaiserslautern stürmende Top-Torjäger der Bundesliga, Karl-Heinz „Hexer“ Vogt (beim FCS 1965-69) hinzugekommen sind. Relativ neu im dem Kreis ist der „Ur-Malstatter“ Hans-Peter Jene, der bei den Blau-Schwarzen von 1983 -2023 Jugendtrainer und Jugendleiter war. Dazu finden sich immer wieder auch mal Gäste von außerhalb oder von anderen Vereinen ein. Dazu zählte auch schon mehrmals der frühere Zweitliga-Profi (Völklingen und Homburg) und spätere FCS-Amateurtrainer Gerd Warken.
Neben den monatlichen Terminen, bei denen es oft nur am Rande um Fußball geht und bei denen fast nur Apfelsteiner fließt, finden die Traditions-Treffler gelegentlich auch noch bei anderen vereinsnahen Gelegenheiten zusammen, in jüngerer Zeit etwa zu einer Besichtigung des Stadionumbaus oder des Nachwuchsleistungszentrums. Zudem unterstützen sie den Verein bei PR-Maßnahmen wie etwas bei der aktuellen Video-Präsentation des neuen FCS-Auswärtstrikots und halten den Kontakt zu ehemaligen FCS-Mannschaftskameraden außerhalb des Saarlandes aufrecht. Und sind sich mit dem Vorsitzenden Jörg Alt einig, dass eine Art Vereinsmuseum die bisher bescheidene Traditionspflege deutlich aufwerten könnte. Auch eine engere Anbindung des Traditions-Treffs an den Verein steht auf der Wunschliste.