Ex-Moderatorin und Bestsellerautorin Amelie Fried hat nach ihrer Fernsehkarriere auf Medien- und Persönlichkeitscoaching umgesattelt. Viele Romane wurden Bestseller und auch verfilmt. Nun stellt sie ihr aktuelles Buch vor.
Viele kennen sie noch als Moderatorin von Deutschlands ältester Talkshow „3 nach 9“ mit Giovanni di Lorenzo sowie von diversen Fernsehformaten der Dritten Programme. Dass sie seit mehr als 20 Jahren erfolgreich Bücher schreibt, hat sich ebenso herumgesprochen: Amelie Fried bringt es auf bislang 20 Buchveröffentlichungen. Darunter sind fünf Romane, die Bestseller und auch verfilmt wurden! Für ihre Kinderbücher erhielt sie Auszeichnungen. Das Sachbuch „Verliebt, verlobt – verrückt“, das sie mit ihrem Mann, dem Drehbuchautor Peter Probst, schrieb, wurde von der Presse gefeiert.
Da stieg nun die Spannung vor der Veröffentlichung ihres sechsten Romans „Traumfrau mit Ersatzteilen“ (Heyne). Die Erfolgsspur wird sie – so viel darf verraten werden – wohl auch mit diesem Werk nicht verlassen. Die neue Lektüre ist allemal ein Grund, sich mit der sympathischen Amelie Fried zum Gespräch zu verabreden.
Auszeichnungen für ihre Kinderbücher
Dass man einer Frau jenseits der 60 begegnet, weiß man nur, weil es in den Presseunterlagen ihres Verlags steht. Amelie Fried sieht weit jünger aus. Entsprechende Komplimente schmeicheln ihr zwar, doch besonders erpicht ist sie darauf nicht. Das merkt man im Gespräch gleich. Aussehen und Außenwirkung hingen schließlich von vielen Faktoren ab. Neben der eigenen Gesundheit sei das vor allem Selbstfürsorge und wie viel Zeit man dafür aufbringen kann. Letztlich ginge es aber auch um sozio-ökonomische Verhältnisse, in denen eine oder einer lebt.
„Aber natürlich hat man auch selbst Einfluss darauf, wie man wahrgenommen wird. Wer sich selbst innerlich als ‚alt‘ oder sogar ‚zu alt‘ abgeschrieben hat, darf sich nicht beklagen, wenn es auch andere tun“, so die Erfolgsautorin. Dies spiele auch in ihrer „Traumfrauen“- Reihe eine Rolle. Die Romane sollen Mut machen, nie den Humor zu verlieren, auch wenn das Älterwerden nicht immer lustig sei. „Es geht auch darum, dass es nie zu spät ist für einen Neuanfang oder eine Kurskorrektur“, so die Tochter eines Verlegers und einer Buchhändlerin.
Die „Traumfrau“- Hauptfigur Cora sei ihr über die Jahre immer ähnlicher geworden: „Coras Leidenschaft für gutes Essen und ihre Abneigung gegen narzisstische Männer teile ich jedenfalls“, schmunzelt Amelie Fried. Die Bezeichnung „Traumfrau“ habe sie von Anfang an ironisch gemeint: „Es gibt keine Traumfrauen. Das ist immer eine Projektion anderer, die ihre jeweilige Vorstellung von Schönheit und Weiblichkeit auf jemanden übertragen.“ Je älter die Protagonistin Cora werde und je weniger sie gängigen Schönheits- und Jugend idealen entspricht, desto kritischer und spöttischer gehe auch sie selbst mit dem Begriff um.
Im neuen „Traumfrauen“-Buch würde Cora ihren 60. Geburtstag am liebsten ignorieren. Im richtigen Leben startete Amelie Fried mit Ende 50 indes noch mal so richtig durch. Sie lerne gern Neues und wollte schon früher eigentlich Psychologie studieren. „Als ich dann Zeit hatte, weil meine Kinder aus dem Haus waren und meine Fernsehkarriere dem Ende entgegenging, habe ich mich entschlossen, diese Zeit für meine Ausbildungen zu nutzen. Es hat mir großen Spaß gemacht und ich habe viel Wichtiges gelernt – auch über mich selbst. Heute gebe ich neben meiner Arbeit als Autorin Kurse in ‚Kreativem Schreiben‘ und leite Kommunikations-Workshops. Außerdem mache ich Persönlichkeitscoaching sowie Medien- und Auftritttraining.“ Amelie Fried empfiehlt, die Verwirklichung eigener Träume nicht zu lange aufzuschieben: „Vor allem nicht, wenn die was mit funktionierenden Kniegelenken zu tun haben“, lächelt die Münchnerin.
Radfahren ist für sie Lebensqualität
Ihr Frühstück nimmt sie am liebsten in ihrer Heimatstadt ein. Es unterscheide sich nicht nach Werk- und Wochenendtagen: „Es gibt ein, zwei Scheiben Brot oder Toast mit Käse, dazu was Frisches wie Tomaten und Gurke, zum Abschluss Marmelade oder Obst. Dazu trinke ich Earl Grey-Tee mit Milch“, so Fried, die auf ihr München nichts kommen lässt. „Die Stadt hat sich in den letzten Jahren sehr gemacht. Es ist bunter und internationaler geworden. Diese bräsige ‚Mir san mir‘-Mentalität, die es im Rest von Bayern durchaus noch da und dort gibt, gibt es hier kaum.“
Zur Lebensqualität zählt die gebürtige Ulmerin, in München fast alle Strecken mit dem Rad bewältigen zu können, was in Berlin schon schwieriger sei. Auch in der Bundeshauptstadt hat sie mal zwei Jahre gelebt, wie zu erfahren ist: „Das war 1979 und 1980 in Charlottenburg. Ausgegangen bin ich aber lieber in Kreuzberg. Ich freue mich, dass man heute ganz selbstverständlich in Bezirke wie Friedrichshain und Prenzlauer Berg gehen kann“, so die Frau, die zunächst Theaterwissenschaften, Publizistik und Kunstgeschichte, später an der Hochschule für Fernsehen und Film München „Fernsehpublizistik“ studierte und mit Diplom abschloss. Von Brandenburg kennt sie vor allem Potsdam, aber auch Rheinsberg, wo sie mal das Kurt-Tucholsky-Museum besuchte. „Einige Orte kenne ich natürlich von Lesungen. Wunderbare Landschaften gibt es in der Mark Brandenburg, von Spreewald bis Uckermark. Am schönsten finde ich die Alleen mit Kopfsteinpflaster, da höre ich fast die Pferdehufe trappeln“, so die Frau mit der blühenden Fantasie, die ab 1984 mit Fernsehsendungen wie „Live aus dem Alabama“ (Jugendmagazin des Bayerischen Rundfunks) als Moderatorin einstieg.
Zum Schluss geht’s noch mal ums neue Buch „Traumfrau mit Ersatzteilen“. Der Begriff „Ersatzteile“ im Romantitel lässt absichtlich Raum für Interpretation. Auch auf Nachfrage mag Amelie Fried nicht verraten, worauf er sich in ihrer Lektüre bezieht. Doch wie hält es die Autorin mit „Ersatzteilen“, gemeint sind Schönheits-OPs. „Das ist eine individuelle Entscheidung jeder Frau, die ich nicht bewerten möchte. Ich habe mich, zumindest bis heute, dagegen entschieden.“ Vielleicht spielte dabei auch ein Kompliment von TV-Kollege Roger Willemsen (1955–2016) eine Rolle. Der habe einst zu ihr gesagt: „Was für eine Wohltat, in ein Gesicht zu blicken, das nicht von Botox entstellt ist!“
„Frauenfreundschaften sind etwas Besonderes“
Wie schon in den Vorgängerbänden der „Traumfrau“ spielen auch diesmal die Freundinnen von Protagonistin Cora eine große Rolle. Doch wie wichtig sind Amelie Fried Frauenfreundschaften im richtigen Leben? „Frauenfreundschaften sind etwas Besonderes. Sie spiegeln uns und geben uns wertvolle Einsichten über uns selbst. Ich habe lange und intensive Freundschaften mit Frauen, die mir sehr wichtig sind. Je länger man sich kennt, desto bewusster wird man sich natürlich auch mancher Schwächen – bei den anderen und bei sich selbst. Ich glaube, da hilft nur gegenseitige Nachsicht. Was ich allerdings einer Freundin nur schwer verzeihen könnte, sind Unehrlichkeit und Verrat. Da bin ich sehr nachtragend.“
Die Geschichten rund um Coras Leben, die im Buch jeweils an einem ihrer runden Geburtstage beginnen und dann etwa ein Jahr dauern, haben viel mit Amelie Frieds eigenen Erlebnissen und Erfahrungen zu tun, wie sie berichtet. Vieles von dem, was in der jeweiligen Lebensphase der Autorin bedeutend war, sei eingeflossen. So wirken die einzelnen Episoden auch sehr authentisch. „Cora hat außerdem den Humor und die Selbstironie, die ich mir in kritischen Situationen manchmal wünschen würde“, schmunzelt die Autorin, die unter anderem mit dem „Bambi“ für ihre TV-Moderation sowie mit dem Oberbayerischen Kulturpreis ausgezeichnet wurde.
Mit ihren Büchern, darunter so erfolgreiche Romane wie „Die Spur des Schweigens“ und „Eine windige Affäre“, verfolge sie das Ziel, unterhaltsam zu sein und dennoch ernsthafte Themen aufzugreifen: „Ich glaube, dass es – bei allem Lesevergnügen – in den Geschichten um etwas gehen muss, wenn die Leserin und der Leser dranbleiben soll. Mein neuer Roman soll Mut machen, zu sich selbst zu stehen, den Humor nicht zu verlieren, auch wenn das Älterwerden bekanntlich nicht immer nur lustig ist.“