Nach der dritten Heimniederlage steht der 1. FC Saarbrücken vor dem Südwest-Derby bei Waldhof Mannheim unter Erfolgsdruck. Nur ein Sieg kann die Gemüter beruhigen.

Philip Menzel mochte nicht lange herumreden. Im Sommer aus der österreichischen Bundesliga gekommen, wollte er beim 1. FC Saarbrücken von Beginn an um den Aufstieg mitspielen. Doch nach drei Spieltage muss sich der 26-jährige Schlussmann mit den Niederrungen des Drittliga-Alltags herumschlagen. Nach der 2:3-Heimniederlage gegen den FC Ingolstadt schrillen im notorisch kritischen Umfeld alle Alarmglocken.
„Haben ja nicht alles schlecht gemacht“
Nach dem Schlusspfiff gab es vehemente Unmutsbekundungen, die sich vor allem gegen Trainer Rüdiger Ziehl richteten. „Das ist normal bei großen Vereinen. Hier kommen immer mehr als 10.000 Zuschauer zu Heimspielen, und wir haben den Anspruch, diese Heimspiele zu gewinnen. Bisher ist uns das noch nicht gelungen. Also pfeifen die Leute. Das kann ich verstehen, und damit müssen wir umgehen.“ 0:1 in der Liga gegen den SV Sandhausen, Aus nach Elfmeter-Schießen im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg, 2:3 gegen Ingolstadt. Die hohen Erwartungen wurden enttäuscht, das hatten sich alle Beteiligten ganz anders vorgestellt. „Es greift zu kurz, das am Trainer festzumachen. Ich finde das nicht fair, am Ende stehen wir auf dem Platz“, sagte Mittelfeldspieler Tim Civeja, bester Mann am Samstag, und fügte hinzu: „Wir haben ja auch nicht alles schlecht gemacht.“
Aufwand und Ertrag stehen nach wie vor in keinem Verhältnis beim kriselnden Drittligisten. Wie schon gegen Sandhausen versäumte der FCS es, frühzeitig in Führung zu gehen. Nach sieben Minuten verschoss Calogero Rizzuto einen Elfmeter auf ziemlich klägliche Art und Weise. Halbhoch mit der Innenseite in die Ecke, das ist ein Geschenk für fast jeden Torwart. So war es auch diesmal. „Es ist immer schwer, nach einem Elfmeter Kritik zu üben. Calogero hatte ja auch gegen Nürnberg getroffen. Natürlich hat er dieses Mal schwach geschossen“, sagte Ziehl. Doch Rizzuto fand gegen Ingolstadt gar nicht in die Partie, rutschte mehrfach aus und spielte zu Beginn zwei Fehlpässe. Doch außer dem Rechtsverteidiger wollte offenbar niemand Verantwortung übernehmen. Das war schon im Elfmeter-Schießen gegen Nürnberg so, als Ziehl regelrecht Schützen überreden musste.
Das ist ein deutliches Anzeichen, dass das Selbstvertrauen nicht sonderlich ausgeprägt ist. Nach Rizzutos Fehlschuss und dem ersten Gegentor der Gäste durch Sebastian Grönning brachen beim FCS alle Dämme. „Das war teilweise vogelwild, wir haben richtig schlecht verteidigt. Es war bei einer brutalen Hitze irgendwie ein Sommerkick“, sagte Kapitän Manuel Zeitz, der in seinem 399. Spiel für den FCS eine seiner schwächsten Halbzeiten ablieferte. Es war ein kurioses Spiel. Nach 25 Minuten führte der FCI nach Marcel Costlys Treffer mit 2:0, nach 45 Minuten stand es nach Toren von Kai Brünker und Tim Civeja 2:2. Es hätte durchaus 5:2 für die Gäste stehen können. „Wir haben große Abstände gehabt, es hat nicht viel gepasst. In der Halbzeit haben wir uns noch mal gesammelt. Danach haben wir weniger zugelassen. In der zweiten Halbzeit war es sehr ausgeglichen, beide Mannschaften hatten ihre Chancen. Am Ende hat Ingolstadt dann einmal zugeschlagen“, analysierte Ziehl ziemlich treffend.
Innenverteidiger Bichsel kommt
Doch die Art und Weise, wie der Siegtreffer der „Schanzer“ zustande kam, war bezeichnend. Gäste-Zielspieler Lukas Fröde kam nach einer Ecke zehn Meter vor dem Tor recht frei zum Kopfball, weil die eingeteilten Sven Sonnenberg und Julian Günther-Schmidt einfach nicht mit hochgingen. „Es ist vieles schwer zu verteidigen gewesen. Das haben die schon gut gemacht. Aber wir müssen es besser verteidigen“, sagte Torwart Menzel. Und so bleiben viele Fragen offen. Warum leisten sich bisher so solide Defensiv-Spieler wie Sonnenberg, der zwei Treffer mit verursachte, und Kapitän Zeitz einen solch schwachen Auftritt wie über weite Teile der Partie am Samstag? Bezeichnend, dass der 21-jährige Lasse Wilhelm, den die Personalnot in die Startelf spülte, noch der stabilste Mann der Dreierkette war. „Ich bin froh, dass mir der Trainer das Vertrauen geschenkt hat. Es war ganz ordentlich, aber sicherlich habe ich noch Steigerungspotenzial. Es ist natürlich bitter, dass wir verloren haben“, sagte Wilhelm.

Am Samstag reist der FCS zum Südwest-Derby nach Mannheim. Die Kurpfälzer sind noch sieglos. Beim FCS hofft man darauf, dass die Mittelfeldspieler Sebastian Vasiliadis und Elijah Krahn wieder zur Verfügung stehen. Neu an Bord ist Innenverteidiger Joel Bichsel. Der 21-jährige Schweizer, der in der vergangenen Saison beim SC Freiburg 2 spielte, konnte im Probetraining nicht nur das Trainer-Team, sondern auch seine Mitspieler überzeugen, von denen sich einige offen für eine Verpflichtung aussprachen.
Deutlich schleppender verläuft die Integration des italienischen Talents Jacopo Sardo, auf dessen Position im zentralen Mittelfeld bereits ein ziemlicher Konkurrenzkampf herrscht. Im knallharten Profigeschäft macht das die Einbindung des 19-Jährigen, der weder Deutsch noch Englisch spricht, nicht gerade leichter. „Er muss sehr schnell Deutsch lernen, vor allem um die Kommandos der Mitspieler zu verstehen. Das ist bei allem Talent die Grundvoraussetzung“, sagt Ziehl.
Nach dem Mannheim-Spiel ist Sardo allerdings dann erst einmal zehn Tage mit der Junioren-Nationalmannschaft Italiens unterwegs.