Etliche Amtsinhaber konnten ihren Amtsbonus ausspielen. In einigen Rathäusern gab es überraschende Wechsel. Die Ausgangslage für die Stichwahlen am 23. Juni sorgt für Spannung.
In nicht weniger als 23 Direktwahlen konnten die Saarländerinnen und Saarländer entscheiden, wer künftig die Geschicke in Landratsämtern und Rathäusern führen soll. Einige dieser Wahlen hatten im Vorfeld für Diskussionen der besonderen Art gesorgt.
In Homburg trat einigermaßen überraschend der suspendierte Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind erneut zur Wahl an. Das musste er, um seine Ruhestandsbezüge nicht zu verlieren, nachdem sich im Stadtrat für Schneidewinds eigenen Antrag auf Versetzung in den Rhestand keine Mehrheit gefunden hatte. Dass er mit dem Ausgang der Wahl etwas zu tun hat, war nicht zu erwarten. Immerhin bekam er am Ende noch 6,5 Prozent der Stimmen.
Die hätten Michael Forster (CDU) auch nicht gereicht, um im ersten Wahlgang zu gewinnen und das Amt, das er seit Schneidewinds Suspendierung bereits führt, auch offiziell übernehmen zu können. Forster kam auf 43,3 Prozent der Stimmen und muss nun in die Stichwahl mit dem SPD-Kandidaten Pascal Conigliaro (20,3 Prozent).
In Saarlouis hat der abgelehnte Freie-Wähler-Bewerber Altomaro Locurcio bis zum Schluss noch über das Verfassungsgericht versucht, seine Teilnahme an der Oberbürgermeisterwahl zu erzwingen, scheiterte aber. Grund ist die Altersgrenze. Er wäre kurz vor Amtsantritt 65 geworden. So kommt es in Saarlouis zu der vielleicht spannendsten Stichwahl am 23. Juni. Florian Schäfer (SPD) und Marc Speicher (CDU) liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, beide lagen im ersten Durchgang nicht einmal einen Prozentpunkt auseinander, mit leichtem Vorteil für den SPD-Bewerber Schäfer (42,99 Prozent) gegenüber 42,03 Prozent für Speicher.
Neben Homburg und Saarlouis war auch in Völklingen mit einer Stichwahl gerechnet worden, mit einer Neuauflage der letzten Wahl, wobei diesmal Amtsinhaberin Christiane Blatt (SPD) einen Rückstand gegen Stephan Tautz aufholen muss.
Die zweite Runde der Direktwahlen verspricht einige Dramatik
Ebenfalls zu erwarten war, dass es in Saarbrücken beim „Kampf ums Schloss“ als den Chefsessel für den Regionalverband, angesichts von ursprünglich fünf Bewerberinnen und Bewerbern zu einer Stichwahl kommen würde. Ralph Schmidt (CDU) versucht es bereits im zweiten Anlauf, allerdings werden der SPD-Kandidatin die besseren Chancen eingeräumt, zumal sie mit leichtem Vorsprung in die Stichwahl geht.
Die drei notwendigen Bürgermeister- Stichwahlen sorgen ebenfalls für gewisse Spannung.
In Schiffweiler hat CDU-Kandidat Cedric Jochum einen leichten Vorsprung vor Dominik Dietz (SPD) und damit das bislang SPD-geführte Rathaus für die CDU gewinnen. In Schwalbach hat der parteilose Markus Weber im ersten Durchgang nur knapp die absolute Mehrheit verpasst und muss nun die Stichwahl gegen David Maaß (SPD). Amtsinhaber Hans-Joachim Neumeyer trat nicht mehr an, damit wird die CDU dieses Rathaus verlieren. Das gilt auch für Weiskirchen. Nachdem auch dort der Amtsinhaber Wolfgang Hübschen nicht mehr antrat und der CDU-Bewerber nur auf Platz drei im ersten Wahlgang landete, wird das Rathaus erstmals nicht von der CDU geführt, sondern entweder vom parteilosen Stephan Barth oder dem SPD-Kandidaten Stefan Conrad.
Überraschende Wechsel gab es auch schon im ersten Durchgang der Direktwahlen. In Merchweiler unterlag Amtsinhaber Patrick Weidmann (SPD) äußerst knapp mit 49,1 Prozent dem CDU-Kandidaten Sebastian Maas (50,9 Prozent).
Die eigentliche SPD-Hochburg Kirkel wird künftig vom CDU-Politiker Dominik Hochlenert (58,4 Prozent) geführt. Er folgt auf Frank John (SPD), der als Landrat im Saarpfalz-Kreis kandidiert und dort in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Klaus Ludwig Fess steht.
Im Gegenzug steht Ergebnis in Oberthal für eine positive Überraschung für die SPD. Deren Kandidat Björn Gebauer konnte sich direkt mit 54,6 Prozent durchsetzen. Amtsinhaber Stefan Rausch (CDU) war nicht mehr angetreten.
Die CDU wiederum konnte das Rathaus in der Stadt Dillingen verteidigen. Christian Finkler gewann die Wahl und tritt damit die Nachfolge des langjährigen CDU-Bürgermeisters Franz Josef Berg an.
Bei den übrigen Direktwahlen konnten sich die jeweiligen Amtsinhaber durchsetzen. Aus Sicht der CDU sicher erfreulich, dass Peter Klär in St. Wendel gleich im ersten Wahlgang deutlich mit 61,8 Prozent abschnitt. Keine Überraschung in Wadern, wo Jochen Kuttler (parteilos) „Pro Hochwald“, unterstützt von SPD und den FW, 64,60 Prozent erzielte.
In Namborn wurde Einzelbewerber Sascha Hilpüsch (SPD-Mitglied) wiedergewählt (53,4 Prozent), in Marpingen Volker Weber (SPD, 63,5 Prozent), in Perl Ralf Uhlenbruch (CDU, 59,8 Prozent), und in Mettlach Daniel Kiefer (SPD) 57,2 Prozent. In Beckingen wurde Thomas Collmann (SPD) mit 78,8 Prozent bestätigt, er hatte keinen Gegenkandidaten. Das überragende Direktwahlergebnis erzielte in Quierschied der parteilose Lutz Maurer mit 90,4 Prozent.
Im Überblick zeigen sich also zwar eine Reihe von Überraschungen, aber – ohne jemand zu nahe zu treten – keine, die landesweit von besonderer symbolischer Bedeutung wäre.
Das ist den Stichwahlen am 23. Juni anders. Mit dem Posten des Stadtverbandsdirektors respektive -direktorin können vielleicht nicht allzuviele unmittelbar etwas anfangen, aber die Wahl steht eben für den Regionalverband Saarbrücken, damit ein Drittel der Saarländerinnen und Saarländer in diesem Ballungsraum. Dass die Oberbürgermeisterwahl in Saarlouis besondere Symbolik hat, liegt nicht nur an der „heimlichen Hauptstadt“, und hat durch die knappe Ausgangssituation besondere Spannung. In Homburg ist die Ausgangslage zwar nicht so knapp, aber für Homburg gilt als Industriestandort, was eben auch für Saarlouis gilt.