Der 1. FC Saarbrücken schafft den ersten Sieg im Jahr 2024 und das in einem Derby. Beim Auswärtssieg in Mannheim überzeugte der FCS vor allem durch Disziplin.
Für Manuel Zeitz war es nach eigener Aussage ein ungewohntes Gefühl. In den vergangenen Jahren musste der Kapitän stets den Kopf hinhalten, wenn sein Team mal wieder ein Derby in den Sand gesetzt hatte. Am Sonntag hatte der 32-Jährige dann Grund zur Zufriedenheit. „Es war wichtig, dass wir überhaupt mal wieder gewonnen haben. Und es war wichtig, dass wir mal ein solches Spiel gewonnen haben. Die erste Halbzeit war stark und stabil. Die zweite Halbzeit war weniger gut, aber wir haben es halbwegs souverän über die Bühne gebracht“, sagte „Zeitzer“.
Nahezu 20.000 Zuschauer wollten den Südwest-Schlager im Carl-Benz-Stadion sehen; 4000 kamen aus dem Saarland. Und die trauten ihren Augen kaum. Nicht der in der Winterpause mit massivem finanziellem Einsatz aufgemotzte Abstiegskandidat legte los wie die Feuerwehr; es waren Rüdiger Ziehls Mannen, die dem Spiel von Beginn an den Stempel aufdrückten. „Ich glaube, das hat Mannheim auch überrascht, dass wir so reingekommen sind“, sagte Zeitz und sein Trainer hatte eine „eine unglaublich intensive erste Halbzeit“ gesehen. Luca Kerber brachte den FCS in der 29. Minute in seinem 100. Drittligaspiel in Führung, Bjarne Thoelke erhöhte ebenfalls per Kopf kurz vor der Pause auf 2:0.
Die Mannheimer, bei denen Premium-Einkauf Terrence Boyd kaum in Erscheinung trat, lieferten eine merkwürdige verhaltene erste Halbzeit ab. „So darf man sich nicht präsentieren“, sagte Neu-Trainer Marco Antwerpen, der nach drei Spielen auf seinen ersten Sieg wartet, während Kollege Ziehl erklärte: „Wir wollten die Angreifer sehr eng markieren, ihnen keine Gelegenheit zum Schuss geben. Das haben wir sehr gut gemacht.“
Nicht mehr so gut waren die zweiten 45 Minuten aus Saarbrücker Sicht. Antwerpen wechselte viermal, stellte den Waldhof völlig auf den Kopf und verschaffte seinem Team damit mehr Spielanteile. „Man muss auch Respekt vor dem Gegner haben, für den es um die Existenz geht und der nicht noch eine solche Halbzeit spielen wollte. Dazu sind sie auf ihre Kurve angerannt; es war klar, dass wir defensiv mehr Arbeit bekommen. Aber wir haben es insgesamt gut verteidigt“, lobte Kasim Rabihic und fügte hinzu: „Vor allem für unsere Fans war es ein ganz wichtiger Sieg. Es ist einfach Wahnsinn, dass so viele mitbekommen sind.“
Dreimal hatte der FCS zuletzt in Mannheim verloren; in der vergangenen Saison musste Uwe Koschinat nach einem schwachen Derby-Auftritt gehen. Der Sieg am Sonntag dürfte die Gemütslage im chronisch hektischen Umfeld der Blau-Schwarzen entscheidend aufhellen. Bereits am Mittwoch steht das Nachholspiel bei Viktoria Köln an. „Wir haben eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gewonnen, wir wissen, was wir zu tun haben und wollen unbedingt nachlegen“, sagte Kapitän Zeitz, der in den vergangenen Monaten mit dem Blick auf die Tabelle wiederholt vor einem möglichen Abstiegskampf gewarnt hatte. „Mit dem heutigen Sieg sind wir diese Sorgen zumindest mal los“, sagte er am Sonntag dann doch sichtlich zufrieden.
FORUM-Einzelkritik
Tim Schreiber: Aufmerksam, aber selten wirklich gefordert. Note 2-
Marcel Gaus: Sehr starke erste Halbzeit, danach durch die Verwarnung etwas gehemmt. Note 2-
Bjarne Thoelke: Sehr robust im Zweikampf, per Kopf erfolgreich. Note 2
Manuel Zeitz: Bis auf einen Aufbaufehler stets Herr der Lage. Note 2
Lukas Boeder: Sehr konzentriert und unaufgeregt. Note 2
Julian Günther-Schmidt: Emsig, viel unterwegs und mit aufsteigender Form. Note 2-
Patrick Sontheimer: Bester Mann auf dem Platz, gewann jeden Zweikampf. Note 1
Luca Kerber: Wie Sontheimer in bestechender Form. Note 1
Kasim Rabihic: Deutlich verbessert, im letzten Drittel noch ausbaufähig. Note 2-
Amine Naifi: Die Formkurve zeigt wieder nach oben. Schöner Vorarbeit zum 1:0.
Kai Brünker: Rieb sich auf, aber ohne Torgefahr. Note 3