Fabian Busch drehte schon mit Kate Winslet und Bruno Ganz. Doch Allüren sind ihm fremd. Jetzt sprach der sympathische Berliner ein für ihn sehr herausforderndes Hörbuch ein.

Diese Augen vergisst man nicht so schnell: als Regisseur nicht und als Fernsehzuschauer erst recht nicht! Das blau strahlende Augenpaar gehört zu Fabian Busch, ist aber keinesfalls der alleinige Grund, warum der Berliner zu den populärsten deutschen Schauspielern zählt. In 32 Berufsjahren brachte er es auf rund 100 Filme, darunter auch internationale Streifen mit Kate Winslet („Der Vorleser“) sowie mit Bruno Ganz („Der Untergang“). Zuletzt überzeugte der Mime in „Die Wannseekonferenz“, „Ein Tag im September“ (beide ZDF) sowie in „Spurlos in Marseille“ (ARD).
Seit vielen Jahren ist der Friedrichshainer aber auch ein gefragter Hörbuch-Sprecher. Zum Interview über sein neuestes Projekt – das Hörbuch „Demon Copperhead“ – kommt der sympathische Fabian Busch mal kurz von seinem Wohnkiez am Boxhagener Platz zum Café an der Karl-Marx-Allee geradelt. Der Berliner, der in Treptow-Baumschulenweg aufwuchs, ist die gute Laune in Person und mit dem Reporter gleich im Gespräch über Gott und die Welt.
Da muss man aufpassen, dass man sich nicht verzettelt. Also heißt das erste Thema „Demon Copperhead“: Mit fast 1.000 Seiten war es sein bislang herausfordendstes Hörbuch-Projekt, so der Mime. „Ich gebe zu, dass ich anfangs gar nicht wusste, das es 1.000 Seiten sind. Doch die Figur Demon Copperhead wuchs mir sofort ans Herz, sodass ich auch abends nach den Studio-Aufnahmen zu Hause noch darüber nachdachte.“
In dem beeindruckenden Werk von Barbara Kingsolver geht es um einen Jungen in schwierigen sozialen Verhältnissen. Die Mutter noch ein Teenie, der Vater tot, boxt sich Demon Copperhaed in Virginia durchs Leben. Das hält für ihn zunächst nur Armut und Drogen bereit. Dennoch sprudelt der Junge nur so über vor Lebenskraft. Durch sein jugendliches Timbre, erzählerische Tiefe und Ausdrucksstärke bringt das Fabian Busch auch gut rüber!
„Die Geschichte ist einfach berührend. Sie könnte übrigens auch in Deutschland spielen, im Ruhrgebiet oder Sachsen-Anhalt vielleicht“, so Fabian Busch, der an zehn Tagen jeweils rund 100 Seiten las. „Nach sechs Stunden am Stück Lesen weiß man, was man gemacht hat: zumal im Winter, wo man auch noch auf seine Stimme aufpassen muss. Es hat geschlaucht, aber auch unheimlichen Spaß gemacht.“
„Ich bin harmoniebedürftig“
Mit vier Wochen war die Vorbereitungszeit länger als sonst. Wie bei einer Partitur habe er Kommas, Pausen und Betonung markiert, erklärt Fabian Busch. „Ich bewundere Kollegen, die das quasi aus dem Stand lesen können“, so der Sprecher, der Hörbuch-Projekte den eigenen Worten nach genauso ernst nimmt wie Jobs am Set. Dabei seien die Unterschiede riesig. „Beim Film geht’s ja vor allem auch um Äußerlichkeiten, was beim Hörbuch komplett entfällt. Du liest im Studio hochkonzentriert hintereinander weg“, so der Vater von zwei Söhnen und einer Tochter. Beim Drehen kann es dagegen zu Pausen und Wiederholungen kommen. Maske, Garderobe, Licht, Ton, Kameraeinstellung – das dauert manchmal. „Oft zuppelt auch noch jemand an dir rum, bis alles passt. Aber auch das liebe ich.“
Wenn es am Set oder anderswo mal nicht rundläuft, versucht Fabian Busch sein Umfeld mit guter Laune anzustecken. „Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch und versuche immer, alles für ein funktionierendes Team zu tun.“ Das glaubt man dem geerdeten Typ aufs Wort. Sein Feierabendbier trinkt er den eigenen Worten nach schon mal mit Beleuchtern und Technikern, nicht nur mit der Schauspielcrew. An seinem Gegenüber wirkt er stets interessiert. Statusdenken und Allüren sind ihm fremd.

Seit 26 Jahren lebt der Schauspieler im Berliner Friedrichshain. Doch Erholung findet die Familie meist im Brandenburgischen, vor allem auf dem Grundstück in der Schorfheide nordöstlich der Bundeshauptstadt. „Wir genießen hier Ruhe und gesunde Waldluft, im Winter Schnee, wenn er denn mal fällt.“ Passt das Wetter, fährt der Mime die 75 Kilometer von der City mit seinem Rennrad raus. Über Bernau, Lobetal, Wandlitz und Lanke sei er recht schnell draußen in der märkischen Idylle der Schorfheide. Die schätzten schon Kaiser, Staatschefs und Diktatoren als waldreiches Refugium und Jagdrevier, weiß Fabian Busch zu berichten.
Ursprünglich hatte hier sein Cousin ein Domizil, das Busch mit der Familie häufig besuchte. Irgendwann sei man zu dem Schluss gekommen, dass man sich nicht ewig selbst einladen könne, und habe über ein eigenes Grundstück nachgedacht, schmunzelt der Schauspieler.
Seine Rad-Leidenschaft lebt Fabian Busch übrigens auch auf Abschnitten des Europa-Radwegs östlich von Berlin aus. Hier sei er unter anderem in der märkischen Heide zwischen Erkner, Woltersdorf und Grünheide unterwegs. Auch den Mauerradweg kennt er ganz gut und wandelt hier gern auf geschichtsträchtigen Pfaden, wie der Aktive berichtet. Richtig funkelnde Augen bekommt er aber, wenn er an Strecken in Ligurien an der italienischen Riviera denkt. „Ich liebe das Mittelmeer und die Straßen an der Küste Liguriens sind ein Traum“, schwärmt der Familienvater, der seit 32 Jahren mit Ehefrau Sunny zusammenlebt.
Seine Karriere hat er auch ein wenig seiner Mutter, einer Varietétänzerin, zu verdanken. Sie sah 1992 die Zeitungsannonce, die ihren Sohn zu einer kleinen Rolle in dem Jugendfilm „Inge, April und Mai“ brachte. Schon vor dieser ersten Filmarbeit hatte Fabian Busch seit dem 13. Lebensjahr Auftritte als Komparse im Theater gehabt. Auch in seiner ersten Hauptrolle in dem Film „Unter der Milchstraße“ überzeugte er. Der Film gewann auf dem Filmfestival Max Ophüls 1995 den Preis des saarländischen Ministerpräsidenten. Auch mit dem Fernsehfilm „Raus aus der Haut“ (1997) hatte er, an der Seite von Susanne Bormann, großen Erfolg. 1998 war er in „23 – Nichts ist so wie es scheint“ der computeraffine Schüler David.

Frau Sunny. Das Paar hat drei Kinder und lebt in Berlin-Friedrichshain - Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress
Hauptrollen hat Fabian Busch in den vergangenen zwei Jahren nicht gespielt. Doch dass sein Berufsleben „in Wellen verläuft“, damit habe er seinen Frieden geschlossen. „Unser Beruf hat auch viel mit Glück und dem richtigen Momentum zu tun. Vielleicht ist gerade ein anderer Rollentyp gefragt“, so Busch. Auch habe die Zahl der Schauspieler stark zugenommen und die Branche sich stark gewandelt. Ein richtiges Vorsprechen, bei dem man auch seine Persönlichkeit mit in den Ring werfe, gebe es beispielsweise kaum noch, dafür E-Castings, bei denen Darsteller Probeszenen per Video einsenden. „Früher hörte man von Regisseuren schon mal: ‚Als du zur Tür reinkamst, wusste ich gleich, du bist es.‘ Schade, dass es so etwas im Grunde genommen nicht mehr gibt.“
Bester Schauspieler im Jahr 2000
Im Jahr 2000 wurde Busch für seine Darstellung des Felix im Fernsehfilm „Zehn wahnsinnige Tage“ in der Kategorie „Bester Schauspieler“ für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. 2004 spielte Busch im international viel beachteten Kinofilm „Der Untergang“ über die letzten Kriegstage im Berliner Führerbunker die fiktive Rolle des SS-Obersturmbannführers Gert Stehr.
2010 debütierte Fabian Busch, unter anderem auch Mitglied der Deutschen Filmakademie, als Regisseur. In seinem Kurzfilm „Edgar“ geht es um einen verwitweten Rentner und Kaufhausdieb auf der Suche nach Arbeit und Anerkennung. Eine ganz andere Erfahrung machte der Mime 2013 im Märchenfilm „Vom Fischer und seiner Frau“ an der Seite von Katharina Schüttler. Hier spielte er die männliche Titelrolle des Fischers Hein. Das junge Publikum liebte den Film. Voll des Lobes war die Kritik 2015 über den Streifen „Er ist wieder da“, eine Satire über Adolf Hitler. Hier spielt der Darsteller den freien Mitarbeiter des fiktiven Fernsehsenders „MyTV“.
Jederzeit schätzt Fabian Busch einen respektvollen Umgang unter Kollegen. Doch engere Bindungen seien in der Filmbranche selten geworden. Vor allem aus Zeitgründen, betont der Schauspieler. Eine Ausnahme sei bei ihm die Freundschaft zu August Diehl („Ein verborgenes Leben“, „Das Verschwinden des Josef Mengele“), ebenfalls ein gebürtiger Berliner. In dem Zusammenhang verrät Busch auf Nachfrage auch sein Vorbild aus der Anfangszeit seiner Karriere: Jürgen Vogel.
Zum Schluss geht’s noch mal um „Demon Copperhead“, das für den Deutschen Hörbuch-Preis 2025 nominiert war, jedoch am Ende leer ausging. Fabian Busch fühlte sich dennoch sehr geehrt, dass er in die engere Auswahl kam, so der bescheidene Mime beim Abschied.