„Dreamer“ nennt sich die Tribute-Band, die sich seit vielen Jahren dem Sound von Supertramp verschrieben hat. Auf Stadtfesten und bei Einzelkonzerten spielen sie Klassiker und weniger Bekanntes der Briten. Ein Probenbesuch.
Es sind sieben erfahrene „Dreamer“, die sich da gefunden haben – und die ihrerseits Träume aufleben lassen. Allein schon wenn die Musiker, die größtenteils in Saarbrücken und Umgebung zu Hause sind, zum Proben zusammenkommen, ist eine gut geölte Maschinerie zu hören und zu spüren. Und tatsächlich – schon seit vielen Jahren sind die Bandmitglieder nicht nur im Verbund unterwegs, sondern spielen auch in vielen Seitenprojekten. Hier, im Probenraum in der Gersweilerstraße in der Landeshauptstadt, sitzt und steht geballte Kompetenz an den Instrumenten.
Rainer A. Laufer packt da die Rassel aus und regt an, als nächstes Stück „From Now On“ zu proben. Die Ballade fängt ganz zurückhaltend mit Pianoklängen an, die von Tom Lehmann gespielt werden. Laufer stemmt seinen Gesangspart mitreißend, und dann schlägt die Stunde von Matths Jung. Der Blasmusiker, der gerade sozusagen als „Aushilfe“ für einen der nächsten Gigs engagiert wurde, schraubt die Klänge aus seinem Saxofon in die Höhe und legt zum Finale furioso ein ansehnliches Solo aufs Parkett. Der Titel spiegelt nicht nur die Fertigkeiten der Band wider, sondern zeigt auch deren Herangehensweise an die Lieder, die sie als „Dreamer“ bei Konzerten spielen.
Überregionale Aufmerksamkeit
Denn „Dreamer“ ist eine Tribute-Band, die sich auf den Backkatalog von Supertramp spezialisiert hat. Da klingeln die Ohren von Musikliebhabern – Supertramp spielten ein rundes Jahrzehnt lang ganz weit vorne mit im Konzert der „Supergruppen“ und kreierten eine unverwechselbare Melange aus Progressive Rock und hochmelodischem Pop, geerdet mit R&B und wohldosierten Einflüssen aus Klassik und Jazz. Klanglich geprägt war der Sound durch das Saxofon – seinerzeit ein unübliches Instrument in der Rockmusik – sowie den originären Sound des Wurlitzer-E-Pianos und die kontrastreichen Stimmen der beiden Frontmänner.
Hier sind wir schon bei der nächsten Eigenheit von Dreamer – während Rainer A. Laufer die hohen Falsetto-Parts von Roger Hodgson übernimmt, springt Tom Lehmann ein, wenn es die eher rockige Stimme von Rick Davies benötigt. Das könnte zu einem gewissen Neid führen, denn bei den meisten bekannten Songs der britischen Band war Hodgson am Werk, etwa bei „Give A Little Bit“ oder bei „It’s Raining Again“, dem letzten wirklichen Charterfolg von Supertramp. „Dafür habe ich versucht, die doppelte Gage rauszuschlagen“, sagt Tom Lehmann lachend bei einer Pause im Freien.
Doch um Hits oder Bekanntheiten machen sich die Musiker nicht wirklich Sorgen, denn gespielt wird, was ihnen selbst am besten gefällt. „Und das, obwohl wir fast alle keine wirklichen Supertramp-Fans sind“, sagt Rainer A. Laufer grinsend. Kollege Stefan Lauer fügt hinzu: „Ich bin der einzige Fan hier. Die Leute sind immer überrascht, wie viele Songs sie von Supertramp kennen.“ Lauer spielt Keyboards, singt Backing Vocals und ist mit Laufer seit der Gründung dabei. Der Hodgson-Sänger hatte mit Sangeskollege Daniel Bauer das Projekt Dreamer vor rund 20 Jahren aus der Taufe gehoben.
Die Zweimann-Besetzung am Mikrofon von Supertramp kam ihnen entgegen, und Tribute-Bands kamen gerade auf, sodass man sich schnell auf deren Repertoire einigen konnte. „Ab 2008 waren wir dann on the road“, sagt Rainer A. Laufer. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn der Sound kam an, und so trat die Band überregional auf und erregte auch überregional Aufmerksamkeit. Unter anderem fungierte Dreamer in St. Ingbert als Warmmacher für Fish, den ehemaligen Sänger der britischen Progressive-Formation Marillion. Doch alles Gute hat ein Ende, und 2017 stieg Daniel Bauer aus, „blutenden Herzens“, wie Rainer A. Laufer sich erinnert. Es folgte eine kurze Zeit der Umstrukturierung mit Auflösungserscheinungen, doch das änderte sich noch im gleichen Jahr.
Denn da wurde Tom Lehmann gefragt, ob er als Sänger der Davies-Passagen anheuern möge. „Ich hatte direkt Bock“, sagt dieser. Nach und nach verfestigte sich dann der weitere Kern aufs Neue. „So waren wir wieder komplett“, erklärt Stefan Lauer. Und so steht seitdem eine stabile Band bereit, um dem Publikum sowohl Klassiker als auch einige weniger bekannte Songs von Supertramp live zu präsentieren. Ein Höhepunkt folgte direkt 2019, als Dreamer sich bei einem Prog-Festival in Berlin mit Chris Thompson die Parkbühne teilte, dem Ex-Sänger von Manfred Mann’s Earth Band.
Komplexe Arrangements
Wer also den klassischen Supertramp-Sound erleben möchte, ist bei „Dreamer“ genau richtig. Rainer A. Laufer gibt unumwunden zu: „Das Publikum mag das Gefühl und möchte mitgenommen werden.“ Die sieben Musiker mögen unter anderem die komplexen Arrangements der Vorbilder. Sänger und Keyboarder Tom Lehmann sagt: „Gegen den Rhythmus zu spielen, ist schon schwer.“ Doch sie haben sich ohnehin nicht unbedingt ausschließlich der originalgetreuen Umsetzung verpflichtet. Für ihre druckvollen Live-Performances haben sie einige der Supertramp-Songs auch leicht umarrangiert, um selbst erkennbar zu bleiben. Und mitunter lassen sie auch Schnipsel von anderen Künstlern und Liedern einfließen, etwa wird „So Lonely“ von The Police zitiert, oder auch „Thriller“ von Michael Jackson.
Klar – bei Live-Auftritten auf Stadtfesten, die vier Stunden dauern können, möchte die Besetzung es spannend halten. Bei kürzeren Programmen bleiben auch mal die Hits auf der Strecke. So ist aber auch garantiert, dass neben den Erfolgen wie „Breakfast in America“ oder „Take the Long Way Home“ auch einige weniger bekannte Perlen aus dem Supertramp-Œuvre gespielt werden. Für die Dreamer ist es ohnehin schwer, sich auf ein Lieblingslied festlegen zu lassen. „Heute ist es ‚Cannonball‘“, sagt beispielsweise Tom Lehmann nach kurzem Überlegen. „Ei, ‚Dreamer‘“, sagt Laufer ebenso lachend wie überzeugt.
Die sieben erfahrenen Träumer haben sich zuvor in zahlreichen Bands, Bühnenprojekten und Musicals ihre Sporen verdient, haben aber natürlich auch ein Leben außerhalb der Musik. So ist Tom Lehmann nicht nur in acht Ensembles aktiv, sondern auch Grundschullehrer. Dieser Profession geht Stefan Lauer ebenfalls nach. Rainer A. Laufer wiederum arbeitet als Krankenpfleger auch in einem systemrelevanten Beruf und schreibt zudem eigene Songs, hat sich kreativ in Bands ausgetobt, die Westcoast-Sound à la Eagles spielen, und auch in Funk-Ensembles mitgewirkt.