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WAS MACHT EIGENTLICH...

Nicht zuletzt durch das Winnetou-Universum blieb Uschi Glas vielen im Kopf
Foto: picture alliance

… Uschi Glas?

In einem Winnetou-Film und der Komödie „Zur Sache, Schätzchen“ spielte sie sich in den 60er-Jahren in die Herzen des Publikums. Sie spielte auch Theater, veröffentlichte Schallplatten und schrieb unter anderem ein Kochbuch. Am 2. März wird sie 80 Jahre alt.

Der unvollendete Striptease in einem Polizeirevier wurde 1968 für „Schätzchen“ Uschi Glas zum vollendeten Karrierestart, auch wenn sie kurz zuvor schon in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ ins Bewusstsein der Kinobesucher gerückt war. Seitdem hat die gelernte Sekretärin zwischen 1966 und 2017 in zehn der hundert erfolgreichsten deutschen Kinofilmen mitgewirkt, zuletzt auch in den drei „Fack ju Göthe“-Komödien.

Auch heute noch ist die bald 80-jährige Uschi Glas eine gefragte Schauspielerin und war zuletzt 2022 in der Netflix-Serie „King of Stonks“, 2023 in „Inga Lindström – Einfach nur Liebe“ und kürzlich in dem Schwarzwald-Krimi „Schneekind“ zu sehen. Sie empfindet es als besondere Ehre, dass man ihr eine Rolle in der 100. Folge der seit 25 Jahren laufenden Lindström-Sonntagabendreihe angeboten hat. Allerdings seien sie und ihr Mann als eher seltene Fernseh-Gucker nicht das Stammpublikum von Sonntagabendserien, weil sie am liebsten Sportsendungen anschauen. Vor ihrer Zusage für das Lindström-Jubiläum habe sie aber wie immer erst geprüft, ob ihr die Story auch gefällt, was für „Einfach nur Liebe“ voll zugetroffen habe. Der Film zu den Themen Demenz und Heimunterbringung mache älteren Menschen bewusst, dass „es irgendwann mal vorbei“ sei und man sich rechtzeitig Gedanken über eine solche Belastung machen müsse. „Ich fühle mich fit und freue mich des Lebens, aber wahrscheinlich sollte ich schon mal darüber nachdenken“, sagte Glas 2023 selbstkritisch der „Schweizer Illustrierten“.

Seltene Fernsehguckerin

Uschi Glas spielte auch Theater, veröffentlichte Schallplatten und schrieb unter anderem ein Kochbuch
Uschi Glas spielte auch Theater, veröffentlichte Schallplatten und schrieb unter anderem ein Kochbuch - Foto: IMAGO/Bildagentur Monn

Die Herausforderung, in ihrem Alter noch Texte auswendig zu lernen, meistert Glas noch gut. Wenn sie ihre Rolle durch viele Wiederholungen erarbeite, habe sie irgendwann den Text sicher drauf: „Plötzlich sitzt er, dann habe ich die Worte quasi aufgegessen und sie sprudeln aus mir raus, als wenn es meine eigenen wären.“ Dazu halte sie mit regelmäßiger Bewegung ihr Gedächtnis fit. Auch wenn man ihr immer noch Komplimente macht, sieht Glas ihr Alter realistisch und gesteht mit wehmütigem Blick zurück: „Ich war schon gerne zwanzig.“ Es mache aber keinen Sinn zu jammern. „Erst mal bin ich glücklich, dass es mir gut geht. Das ist Gottes Geschenk, das muss man sich auch mal vor Augen führen, was das für ein Glück ist. Und dann ist man einfach zufrieden“, betonte sie 2022 in einem RTL-Interview. Glas lehnt für sich selbst kosmetische Operationen ab, weil mit korrigierten Nasen und Lippen alle Menschen schließlich gleich aussähen. Selbst eine etwas längere Nase verleihe dem Gesicht eine gewisse Persönlichkeit. Deshalb hält sie eine Beauty-OP „vor allem in meinem Beruf für gefährlich“. Sie findet es traurig, dass selbst junge Schauspielerinnen Schönheits-Operationen für unverzichtbar halten, um weiter Jobs zu finden. Allerdings klagt Glas schon seit einigen Jahren darüber, dass in der Filmindustrie vor allem bei Frauen das Älterwerden ein Manko darstelle: „Das ist diskriminierend und unerträglich“ – zumal Männer auch in höherem Alter noch ausreichend Rollenangebote bekämen: „Es ist schade, dass man Frauen nicht höher schätzt und sie in zunehmendem Alter nicht mehr Rollen bekommen.“ Trotzdem denkt Uschi Glas auch mit 80 Jahren noch nicht an Rente, weil es ihr sehr wichtig sei, noch gebraucht zu werden. Dass sie ihren Beruf noch ausüben kann, ist ein Geschenk: „Es wäre furchtbar, wenn ich gar nichts mehr zu tun hätte!“ So hat sie 2023 den zweiten Teil der Kinderbuch-Verfilmung von „Max und die Wilde 7“ fertig gedreht, wo sie eine alternde Schauspielerin darstellt: „Ein fabelhaftes Team und ein wirklich schönes Projekt“, schwärmt Glas und hofft auf weitere Folgen des unterhaltsamen Familienkrimis, dessen zweiter Teil im Mai 2024 mit dem Untertitel „Die Geister­oma“ in die Kinos kommt.

Gründerin von „Brotzeit e. v.“

Neben der Schauspielerei engagiert sich Glas für verschiedene gesellschaftliche Projekte. Schon 2009 gründete sie mit ihrem Mann den Verein „brotZeit e.V.“, der inzwischen mit Unterstützung einer Lebensmittelkette bundesweit an über 270 Schulen über 10.000 Grundschüler kostenlos mit gesundem Frühstück versorgt. 2022 ist Glas aus dem Vereinsvorstand in den Aufsichtsrat gewechselt. Zudem ist sie seit Langem Schirmherrin der Deutschen Stiftung Patientenschutz und unterstützt die Knochenmark-Spender-Datei sowie die Burda-Darmkrebsvorsorge. Immer wieder mischt sie sich parteiunabhängig auch in politische Debatten ein, lehnt etwa die Obergrenze bei der Aufnahmen von Kriegsflüchtlingen ab, kritisiert die Frauenpolitik konservativer Parteien und die Objektifizierung des weiblichen Körpers oder fordert mehr Chancengleichheit für Frauen, wenn nötig auch durch eine Quote.

Privat bezeichnet Glas sich als „Kind der Berge“, meint dabei aber eher nicht das Hochgebirge, sondern das Alpenvorland: „Was wir in Bayern oder Tirol haben, wo die Täler weit sind und die Sonne scheint, das liebe ich schon sehr!“, betont sie in der „Schweizer Illustrierten“.

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