Im vergangenen Jahr wurde dem Spitzbubenweg im Landkreis Neunkirchen vom Deutschen Wanderinstitut das Prädikat Premiumwanderweg verliehen. Rund um Münchwies am Höcherberg erfährt man viel Historisches und erlebt wunderbare Panoramablicke.
Der Name des Weges „Spitzbubenweg 13 / 14“ leitet sich vom Spitznamen des Ortes ab, denn Münchwies trägt den Nicknamen „13 / 14“, was bedeutet: „Dreizehn Häuser / Vierzehn Spitzbuben.“ Am Startpunkt der Hinweis auf den ehemaligen Grenzverlauf, die Grenze zwischen den Königreichen Bayern und Preußen. Im Verlauf der Wanderung werden wir einige alte Grenzsteine, welche die ehemalige Grenze markierten, entdecken. Bevor wir die Straße zwischen Münchwies und Frankenholz überqueren (L 116), informieren wir uns über den sogenannten Fremgenstein, der in der Nähe der Friedhofsmauer steht. Er erinnert an den ehemaligen Schulmeister Jakob Fremgen:
„Jakob Fremgen war Schulmeister und gleichzeitig Küster in der katholischen Pfarrei Höchen. Er musste den Pfarrer bei Beerdigungen auf dem Friedhof von Münchwies begleiten, welches damals nach Höchen gepfarrt war. Der Friedhof mit dem dazugehörigen Grenzstein lag seinerseits unmittelbar an der Grenze zwischen dem Königreich Bayern (bayerische Pfalz) und dem Königreich Preußen (preußische Rheinprovinz).Da Fremgen den preußischen König in Wirtshausreden beleidigt hatte, wurde er 1862 von einem preußischen Gericht wegen Majestätsbeleidigung zu einer Haftstrafe verurteilt. Weil er beim Betreten des preußischen Friedhofes mit Verhaftung rechnen musste, begleitete er die Zeremonien seines Pfarrers von dem Grenzstein aus, an dem er Posten bezogen hatte. Nach einer allgemeinen Amnestie um 1870 konnte Jakob Fremgen den preußischen Boden wieder unbehelligt betreten.“
Vorbei am Teufelsgraben
Nach dieser Information überqueren wir die Straße in den gegenüberliegenden Wald. An der zweiten Steinsäule, oberhalb der Gemarkung „Pferch“, bietet sich ein erster Blick auf einen Teil von Münchwies und ins obere Saubachtal. Wegen der sumpfigen Wiesen war es früher ein beliebter Ort der Schweinehaltung. Rechter Hand kann man die Bergehalde der ehemaligen Grube Frankenholz nicht einmal mehr erahnen. Der Hügel ist inzwischen begrünt, von den Schachtanlagen ist nichts mehr zu sehen. Wir sind weiterhin im Wald unterwegs und erreichen später die erste Wanderhütte von der wir einen weiteren Blick auf Münchwies genießen können. Oberhalb des Saubachs und der Heiligenwiese gönnen wir uns eine Pause, bevor wir den steilen Abstieg über die sogenannte Himmelsleiter nach unten wagen. Im Abstieg gelangen wir zur Gemarkung Kupferhumes und dem Kupferhumes-Bach. Die tief eingeschnittene Schlucht wird im Volksmund auch Teufelsgraben genannt. In der Nähe mündet der Bach in den Saubach. Wir sind weiter talwärts unterwegs, und wandern bald entlang des Saubachs auf schmalem Waldpfad bis zur Ebertsquelle, die sich in unmittelbarer Nähe des Zusammenflusses von Saubach und Schönbach befindet. Oberhalb der Quelle steht eine überdachte Schutzhütte.
Wir überqueren den Schönbach über eine Holzbrücke, und wandern entlang des Bachs weiter. Der Schönbach, der in der Nähe von Breitenbach entspringt, wird in seinem Oberlauf Breitenbach genannt, im Mittellauf wird er als Lautenbach bezeichnet und ab der Eichelthaler Mühle Schönbach. In der Nähe der Hanauer Mühle mündet der Bach in die Oster. Im weiteren Wegverlauf überqueren wir im Anstieg die Landstraße L 116 zwischen der Hanauer Mühle und Münchwies. Oberhalb der Eichelthaler Mühle erfreuen wir uns an dem Ausblick über die Wiesen- und Waldflächen. Weiterhin führt der Wanderweg durch den Wald bergab. Kurz vor den Fischweihern verläuft der Weg im spitzen Winkel nach rechts. Nachdem wir den Lautenbach auf einer Holzbrücke überquert haben, folgt die Überquerung der Landstraße L 290 (Münchwies – Breitenbach). Wenig später steigt die Wandertrasse über einen geteerten Feldwirtschaftsweg zur Ortsrandlage von Münchwies. Über eine Spitzkehre verlassen wir die bebaute Ortsrandlage und wandern Richtung Spitzbubenhütte.
Unser nächstes Ziel ist der Markbrunnen. Der 1938 angelegte Brunnen, wurde bei der Gestaltung des Spitzbubenweges restauriert. Der vom Brunnen gespeiste Bach bildet die Gemarkungsgrenze zwischen Fürth und Münchwies. Der Weg steigt und wir gewinnen an Höhe. Im Wald wandern wir unterhalb des Höcherberges über die so bezeichnete Römer- oder Weinstraße weiterhin bergauf bis zum Aussichtsturm auf dem Höcherberg, mit 518 Metern die höchste Erhebung des östlichen Saarlandes. Auf dem Bergrücken befindet sich das Wanderheim „Höcherberghaus“, wo wir eine Rast einlegen können.
Schöne Rast im Wanderheim
Nach der Rast geht’s bergab. Während des Abstiegs passieren wir mächtige Grenzsteine am Wegesrand. Hier verlief die ehemalige bayerisch-preußische Grenze aber auch die Grenze zwischen den Territorien der Grafschaft Nassau-Saarbrücken und Pfalz-Zweibrücken. Nachdem wir die Fachklinik Münchwies passiert haben, erwartet uns einer der schönsten Panoramablicke des Saarlandes: Wir befinden uns auf einer Höhe von 435 Metern, dem höchsten, natürlichen Aussichtspunkt des Landkreises Neunkirchen. Weit reicht der Blick bis zum Schwarzwälder Hochwald, dem südwestlichsten Teil des Hunsrücks. Gut erkennbar der Galgenbergturm in Elversberg, der Hoferkopfturm in Bildstock, das Gelände der alten Grubenanlage in Reden, das Kraftwerk in Quierschied, die Bergehalde Kohlwald in Wiebelskirchen, Schacht IV der Göttelborner Grube, Merchweiler, Wemmetsweiler, Hüttigweiler, Wustweiler, Uchtelfangen und Steinbach, um nur einige Punkte zu nennen. Wir können uns kaum sattsehen an diesem traumhaften Panorama, das wir von der Sinnenbank am Wiesenrand genießen. Über einen Wiesenweg und einen anschließenden kurzen Anstieg über die Zufahrtsstraße zur Klinik gelangen wir in den nahen Wald. Nach wenigen Minuten sind wir am Ausgangspunkt angekommen.