Nach der herben Heimpleite gegen Dynamo Dresden kann der 1. FC Saarbrücken den direkten Aufstieg abhaken. Ein Trainerwechsel soll die Wende bringen.

Am 34. Spieltag der 3. Liga musste der 1. FC Saarbrücken eine deutliche 1:4-Heimniederlage gegen Dynamo Dresden hinnehmen. Vor 16.000 Zuschauern im ausverkauften Ludwigsparkstadion präsentierte sich der FCS defensiv anfällig und offensiv ideenlos. Die Gäste aus Sachsen nutzten die Schwächen der Saarländer konsequent aus und festigten ihre Tabellenführung.
Bereits in der dritten Minute brachte Christoph Daferner Dynamo Dresden mit einem Kopfball nach Flanke von Jakob Lemmer in Führung. Nur acht Minuten später erhöhte ein unglückliches Eigentor von Bjarne Thoelke auf 0:2. Sven Sonnenberg verkürzte in der 21. Minute per Kopfball nach Vorarbeit von Florian Krüger auf 1:2. „Danach hatten wir eine Phase, in der wir besser im Spiel waren. Aber auch da haben wir durch einfache Fehler viel zu viel zugelassen“, monierte Trainer Rüdiger Ziehl.
Ein völlig fahrig agierender FCS rettete sich mit Ach und Krach mit einem knappen Rückstand in die Kabine. Doch wer erwartet hatte, dass Ziehls Mannen in den verbleibenden 45 Minuten ein Offensiv-Spektakel auf die eigene Kurve entfachen würde, war bass erstaunt. Zehn Minuten lang schob sich der FCS immer wieder den Ball in der eigenen Hälfte hin und her. Am Ende landete die Kugel stets bei Torwart Phillip Menzel. „Wir haben die falschen Mittel gewählt, wollten die Dinge spielerisch lösen.“ Das musste nach hinten losgehen.
Niklas Hauptmann traf in der 56. Minute mit einem sehenswerten Distanzschuss zum 1:3, und Dominik Kother stellte in der 67. Minute nach einem Doppelpass mit Lukas Boeder den 1:4-Endstand her. Beide Male hatte der FCS den Ball in der Vorwärtsbewegung verloren. Um es deutlich zu formulieren: Der Sieg des Tabellenführers aus Sachsen war verdient, auch in der Höhe. Und doch war Dynamo defensiv auch anfällig. Doch beim FCS fehlte es an allem. „Wir waren gehemmt, teilweise nervös. Die Woche war okay, das Warmmachen auch. Aber wir sind zweimal nicht gut aus der Halbzeit gekommen“, sagte Ziehl. Nach dem Spiel herrschte betretendes Schweigen. Auf den Rängen und in den Katakomben. Es gab nur wenige Pfiffe, kaum Unmutsbekundungen, teilweise sogar aufmunternden Applaus. Ist es am Ende die Erkenntnis, dass der Kader doch nicht mehr hergibt? Das wäre eine ernüchternde Feststellung. „Im Endeffekt war es von allen Seiten zu wenig“, sagte Mittelfeldspieler Patrick Sontheimer. „Wenn du aufsteigen willst, musst du besser spielen. Und wenn es spielerisch nicht läuft, musst du es einfach kämpferisch zeigen. Das haben wir heute einfach nicht auf den Platz bekommen und daher verdient verloren.“
Schwartz übernimmt Traineramt

In der Tabelle sind die Blau-Schwarzen nach der bitteren Heimpleite nur noch Vierter – bei schon fünf Punkten Rückstand auf Rang zwei. Damit stand für Ziehl vor den letzten vier Partien fest: „Es geht nur noch um Platz drei.“ Zwei Punkte fehlen momentan zu Energie Cottbus. Um die Lausitzer im Endspurt noch zu überholen, „müssen wir das Spiel vereinfachen, mehr kämpfen, die Räume enger halten, mehr auf Standards gehen und dann wirklich nur in den ganz, ganz offensiven Bereichen Fußball zu spielen.“ Dynamo habe es mit vielen langen und zweiten Bällen sowie Kontern vorgemacht, wie es geht, während Saarbrücken „zu kompliziert gespielt“ habe. Dabei war die Hoffnung vor dem Spiel gegen den bisherigen „Lieblingsgegner“ aus Dresden groß gewesen. Ziehl hatte lange überlegt, dann Bjarne Thoelke statt Lasse Wilhelm aufgeboten. Sven Sonnenberg rutschte nach rechts und hatte gegen den schnellen Kother akute Tempoprobleme. Und Routinier Thoelke erwischte einen rabenschwarzen Tag. Beim ersten Gegentor köpfte er den Ball ins Zentrum, allerdings ließ anschließend Sonnenberg Daferner unbedrängt schießen. Das zweite Tor besorgte Thoelke dann selbst und leistete sich anschließend zahlreiche Abspielfehler. Aus einer insgesamt leb- und mutlosen Truppe stemmten sich nur Sontheimer und Calogero Rizzuto gegen die Niederlage. Alle anderen schoben die Verantwortung zum Mitspieler. Zur Wahrheit gehört auch, dass es im Angriffszentrum an Qualität fehlt.
Kai Brünker ist nach seiner Kiefer-Operation in einem absoluten Formtief, fehlt beim nächsten Auswärtsspiel in Essen auch noch gesperrt. Winter-Leihe Stefan Feiertag hängt völlig durch und Patrick Schmidt fällt wieder einmal aus. Es hat sich als Fehleinschätzung erwiesen, auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, was die Qualitätsspieler angeht. Das trifft vor allem auch auf Sebastian Vasiliadis zu. Ihn hatte Ziehl im Winter als Schlüssel zum Aufstieg ausgemacht und auf tragische Weise recht behalten. Solange „Vasi“ fit war, war der FCS top. Doch wie schon in der Hinrunde hielt der Zauber nur wenige Spiele.
Zu Wochenbeginn hatte das Debakel gegen Dresden dann nicht ganz unerwartet Konsequenzen. Rüdiger Ziehl, bisher Trainer und Manager und Personalunion machte den Weg frei. Für ihn übernimmt Alois Schwartz (58) das Traineramt. Er wird bereits beim Auswärtsspiel in Essen auf der Bank sitzen. Schwartz ist ein erfahrener Mann, trainierte den Karlsruher SC, den 1. FC Nürnberg und zuletzt Hansa Rostock.