Der 1. FC Saarbrücken strauchelte, fing sich aber rechtzeitig, um sich in der Spitzengruppe festzubeißen. So schwarz wie im Umfeld einiges gemalt wurde, war es lange nicht.
Sportlich in den vergangenen beiden Jahren am Aufstieg gescheitert, ging der 1. FC Saarbrücken in diesem Jahr erneut als einer der meistgenannten Favoriten ins Rennen. Während zu Beginn die fehlende Konstanz zum Verhängnis wurde, stabilisierte sich die Mannschaft im weiteren Verlauf und biss sich oben fest. FORUM – das Wochenmagazin beleuchtet die Saison.
Bisheriger Saisonverlauf
Vierter Tabellenplatz, nur ein Punkt hinter dem Tabellenführer – die Ausgangslage, in die sich der FCS zur letzten Länderspielpause in diesem Jahr gebracht hat, ist mehr als gut. Denn zu Beginn sah es danach überhaupt nicht aus. Zwar wurde am ersten Spieltag bei 1860 gewonnen, der Auftritt der Münchener in den darauffolgenden Spielen jedoch relativierte diesen dreifachen Punktgewinn – auch wenn sich die Löwen ebenfalls im Laufe der Runde rehabilitierten. Dann ein glanzloser Auftritt zu Hause gegen den derzeitigen Tabellenführer aus Sandhausen und die erste Heimniederlage der Saison im ersten Heimspiel – auch da hing der Haussegen schon fast schief. Als dann im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg nicht das fast schon gewohnte Weiterkommen erreicht wurde begann es im Umfeld zu brodeln. Die nächste Heimniederlage gegen den FC Ingolstadt tat dann ihr Übriges. Für viele war dann das Derby bei Waldhof Mannheim eine Art Schicksalsspiel für Trainer Rüdiger Ziehl. Doch seine Mannschaft und er blieben standhaft, entführten drei Punkte aus Mannheim und sorgten so kurzfristig für Ruhe – zumindest bis zum nächsten Heimspiel – ein Unentschieden gegen Unterhaching. Wieder zu wenig. Ende September dachten dann kurzzeitig alle Fans, die Krise wäre überwunden, als bei Hannovers U23 und zu Hause gegen Viktoria Köln zweimal dreifach gepunktet wurde. Nur um dann in Cottbus mit einem 1:4 unterzugehen und im nächsten Heimspiel beim 0:0 gegen Bielefeld erneut nicht zu überzeugen. Konstant war zu diesem Zeitpunkt nur die Inkonstanz. Nach der ersten Länderspielpause der Saison hielt dann auch eine positive Beständigkeit Einzug in das Spiel der Blau-Schwarzen: Sechs ungeschlagene Spiele folgten. Sicherlich war das Weiterkommen im Pokal bei der SG Saubach nur Formsache, in der Liga wurde gegen Stuttgart II und Hansa Rostock gewonnen, in Osnabrück ein Punkt erkämpft, in Aue ein Punkt erkämpft und nach dem Pokal unter der Woche zu Hause auch Wehen Wiesbaden geschlagen. Deshalb steht der FCS nun bei 25 Punkten, nur einen Punkt hinter Tabellenführer Sandhausen und den zweitplatzierten Bielefeldern. Und das hätten den Blau-Schwarzen aus dem eigenen Umfeld die wenigsten zugetraut.
Was lief gut?
Im hektischen Umfeld rund um den Ludwigspark tut vor allem eines gut: Ruhe. Glücklicherweise ließ sich Rüdiger Ziehl von den Unruhen, vor allem auch wegen seiner Person, nicht verrückt machen und strahlte das auch auf die Mannschaft aus: „Es ist wichtig, dass wir uns auf unsere Leistung konzentrieren. Es bringt nichts, wenn wir unnötigen Druck aufbauen.“ Stattdessen gelte es, die Aufgabe „mit der nötigen Lockerheit und Frische“ anzugehen, so Ziehl damals, als noch kein Heimspiel gewonnen wurde. Ziehl gab sich immer zuversichtlich, das Publikum wieder auf seine Seite zu ziehen. „Wir haben drei Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Ich glaube, viele Mannschaften würden gerne mit uns tauschen.“ Wenn drei Punkte Rückstand die „Krise“ seien, in der viele Fans den FCS aktuell wähnten, dann nehme er diese gern an. „Weil ich weiß, dass andere Mannschaften auch eine Krise haben werden – und dann werden wir am Ende ganz oben dabei sein.“ Er ließ seinen Worten Taten folgen. Die Mannschaft entwickelte sich weiter und holte dann auch die Ergebnisse. Auch weil die Mannschaft wie eine Einheit auftritt und sich von der Hektik ebenfalls nicht anstecken ließ. Genügend Qualität ist schließlich vorhanden.
Was lief schlecht?
Bei aller sportlicher Kritik: Einige Fans sind definitiv über das Ziel hinausgeschossen. „Es gab einmal eine Meldung, dass ich aufgrund einer ärztlichen Notlage ins Krankenhaus eingeliefert worden wäre. Da hatte mich ein Freund morgens angerufen und versucht, mich zu erreichen. Er hatte in aller Hektik auch meine Frau angerufen. Das ist nicht so ganz schön“, erzählt Ziehl. Auch über einen Flugzeugabsturz, bei dem er angeblich gestorben wäre, musste Ziehl schon etwas lesen. Veröffentlicht worden waren die Meldungen auf einer „sehr dubiosen Internetseite, wo man gar nicht richtig rausfindet, was das überhaupt ist. Und es war dann schnell wieder gelöscht“, so der FCS-Coach. Sportlich gesehen musste der FCS sicher seinen Weg finden. Die große Attraktivität im Spiel fehlte, am Ende folgten aber Punkte. Beim aktuellen Tabellenstand ist es schwer, viele Dinge zu kritisieren. Die Dritte Liga ist erneut eng, und jeder kann jeden schlagen.
Die Neuzugänge
Zwölf Spieler aus dem Lizenzspielerkader verließen die Blau-Schwarzen, 13 Spieler kamen dazu. Phillip Menzel im Tor wurde gleich zur Nummer eins und präsentierte sich als starker Rückhalt. Joel Bichsel wurde gleich zum Publikumsliebling und hat sich in der Mannschaft festgespielt. Sebastian Vasiliadis ist, wenn er fit ist, im Mittelfeld ebenfalls gesetzt. Till Schumacher, Neuzugang für die linke Seite hat seinen Platz an einen weiteren Neuzugang verloren. Philip Fahrner kommt nun auf mehr Einsatzzeiten. Ansonsten pendeln die Neuzugänge zwischen Startelf und Bank, was jedoch eher daran liegt, dass die Qualität im gesamten Kader enorm hoch ist – und fast jeder den Anspruch hat, Stammspieler zu sein.
Die Stimmung
Es war nie anders, und es wird auch nie anders sein: Die Stimmung rund um den Ludwigspark ist speziell. Erkennen die Fans jedoch, dass sie mit ihrem Einfluss auch positiv auf die Mannschaft einwirken können, kann dieses Umfeld auch enormen Schub bieten. Derzeit hat sich die Lage etwas beruhigt. Bleibt das so und schwingt sogar eher ins Positive um, ist einiges möglich.
Fazit
Schwierigkeiten zu Beginn, sind nun stabilisiert. Der 1. FC Saarbrücken steht sehr gut da, hat Probleme gemeistert und kann zuversichtlich in die restliche Saison schauen. Bilden Umfeld, Verein und Mannschaft samt Trainer eine Einheit, könnte in diesem Jahr tatsächlich der große Wurf gelingen – die Qualität ist jedenfalls da.