Bauernhofurlaub – das klingt nach Familie und Sommer. Funktioniert aber auch für Paare und im Winter. Zumindest in Südtirol, wo die meisten der rund 1.600 „Roter Hahn“-Höfe ganzjährig Ferienwohnungen vermieten. Und viele trumpfen in der kalten Jahreszeit erst richtig auf.
Das Qualitätssiegel „Roter Hahn“ ist aus Südtirol nicht mehr wegzudenken. Was vor 25 Jahren als zusätzlicher Erwerbszweig für die örtlichen Obst-, Wein- und Viehbauern gedacht war, hat sich zu einer der beliebtesten Urlaubsformen jenseits des Brenners entwickelt. In der Regel bieten diese Bauernhöfe eine Handvoll Zimmer oder Ferienwohnungen an. Die Überschaubarkeit und der Familienanschluss gefallen daher insbesondere Gästen, die gezielt Ruhe und eine persönliche Gastfreundschaft suchen – und zugleich den hohen Komfort an Ausstattung, Frühstück und hofeigenen Produkten schätzen. Manche Wohneinheiten sind sogar richtig stylish, manche Betriebe punkten mit einem Wellnessbereich. Und was Familien zu jeder Jahreszeit anspricht: Die Kinder können bei herumstreunenden Katzen und Tieren im Stall ohne Ende Streicheleinheiten verteilen. Für einen Aufenthalt im Winter sprechen indessen noch weitere Argumente, vor allem bei den hier vorgestellten Höfen. Diese liegen allesamt sehr nah an Skigebieten respektive Loipen und Rodelbahnen. Wobei man freilich auch einfach nur von der Terrasse auf die verschneite Landschaft schauen kann.
TAUFERER AHRNTAL: Oberhof
Das Tauferer Ahrntal lässt die Herzen von Winterurlaubern höherschlagen – und wenn sie sich sportlich betätigen wollen, auch schneller. Denn hier finden sie von Alpin-Ski bis Eisklettern alles, was in der kalten Jahreszeit Spaß macht. Als Basis bietet sich der auf 1.680 Meter Höhe gelegene „Oberhof“ bestens an – mehrere Loipen, das kleine, aber feine Skigebiet Rein sowie eine Rodelbahn sind zu Fuß erreichbar, den Loipenpass gibt’s für Hofbesucher ohne Aufpreis obendrauf. Was Urlauber ohne eigenes Equipment gefallen dürfte: Rodel- und Winterwanderstöcke können ebenfalls im Feriendomizil ausgeliehen werden, alles Weitere wie Ski oder Snowboards ganz in der Nähe, etwa in der „Skischule Rieserferner“. Die zeigt Skianfängern jeglichen Alters, wie sie sich auf den Brettern halten. Auch „Oberhof“-Gastgeber David zeigt Interessierten, wo es lang geht. Zu den Top-Zielen, die der „Auer-Bauer“ seinen Gästen empfiehlt, zählen die Winterwanderung zur Knuttenalm und die Schneeschuhtour ins Klammljoch. Dabei sind die Ausflügler bestens gerüstet: Bäuerin Waltraud bereitet allmorgendlich einen randvollen Frühstückskorb mit hofeigenen Produkten zu.
SCHÖNEBEN-HAIDERALM: Sunnleitn Hof
Nomen est omen: Der „Sunnleitn Hof“ befindet sich auf der Sonnenseite, herrlich über dem Haidersee unweit des an Österreich grenzenden Reschenpasses im Obervinschgau gelegen. Und dann auch noch auf einer schneeverlässlichen Höhe von mehr als 1.600 Metern. Was Kindern, vom unbeschwerten Herumtollen auf dem idyllischen Hof abgesehen, besonders gefallen dürfte: Im Stall stehen nicht nur Kühe, sondern auch etliche Lamas, die nur darauf warten, gestreichelt zu werden. Die Ski-Fans unter den Gästen wohnen bei der Familie von Magnus Blaas quasi direkt an der Talabfahrt nach St. Valentin auf der Haide. Wer ein größeres Pistenangebot sucht, wird im nur wenige Autominuten entfernten 65-Kilometer-Areal Schöneben-Haideralm glücklich – und insbesondere Kinder. Der Vergnügungspark „Schönis Kinderland“ ist ein herrlicher Outdoor-Kinderspielplatz inklusive Ski-Karussell und Murmeltier-Parcours. Und was ist mit Langläufern? Die haben es vom Hof noch näher: Zur Haider-Loipe sind es gerade einmal rund 800 Meter.
CAREZZA/KARERSEE: Zyprianhof
Der „Zyprianhof“ liegt am Sonnenhang von Welschnofen im Eggental, aber zum Ort sind es nur wenige Gehminuten, zur Kabinenbahn ins Skigebiet Carezza (unterhalb des spektakulären Rosengarten-Massivs) gerade einmal 300 Meter. Attraktiv ist auch die Geschichte des Hofs: Bereits 1278 wurde der „Zyprianhof“ in einem Dokument des Klosters Neustift zum ersten Mal erwähnt. Gäste können neben Apartments im historischen Bauernhaus aber auch in Ferienwohnungen des neuen Klimahauses nebenan wohnen, wobei beide Gebäude modernen Komfort bieten. Wer es richtig urig mag, fragt nach der idyllisch unter dem Karerpass gelegenen Almhütte „Schwaige“, die Familie Seehauser ebenfalls vermietet. Reit-Fans hingegen fragen nach Ausrittmöglichkeiten, stehen im Stall doch einige Pferde. Und eines ist klar: Hoch zu Ross durch die verschneite Berglandschaft, das stellt ein ganz besonderes Erlebnis dar. Erdverbundenere Gäste begleitet Bauer Norbert auf die Piste oder zur Schneeschuhwanderung, wobei auch hier der steil aufragende Rosengarten respektive die Ebene darunter ein beliebtes Ziel darstellt. Nach dem winterlichen Outdoor-Tag kann man sich in der hauseigenen Sauna und im Dampfbad wieder herrlich aufwärmen.
ULTENTAL: Oberhausgut
Im hintersten Talschluss des Ultentals präsentiert sich Südtirol so urig wie selten. Und genau dort thront das „Oberhausgut“ in naturbelassener Alpenlandschaft auf einem sonnigen Plateau. Das Bergerl vorm Hof fungiert als Rodelhang, so haben Eltern ihre schlittelnden Kids von den Fenstern der drei Ferienwohnungen aus stets im Blick. Auch eine Loipe startet beinah direkt am 1.420 Meter hoch gelegenen Haus der Gampers. Wer lieber ins freie Gelände loszieht, der bittet Bauer Peter für Skitouren aufs Hasenöhrl oder die Ilmenspitze um Rat, allerdings nicht ohne sich zuvor beim Frühstück ausreichend zu stärken. Auf den Tisch kommen vorwiegend hofeigene Produkte, darunter frische Milch und Joghurt, selbst gebackenes Brot, hausgemachte Fruchtaufstriche, Speck und Eier von den Hühnern im Stall. Kleine Gäste sind dort zum Einsammeln und Mithelfen beim Melken der Kühe übrigens willkommen. Und die Eltern? Schwitzen unterdessen in der Panoramasauna.
GRÖDNERTAL: Gutonhof
In den 90er-Jahren war Werner Perathoner einer der Großen im Skisport. Und einer der schnellsten. Der Südtiroler fuhr damals Weltcuprennen, gewann sogar zwei Medaillen. Nach seinem Karriereende ist er seiner Heimat treu geblieben, als Hausherr des „Gutonhofs“ in Wolkenstein. Von seiner Skierfahrung profitieren auch heute noch die Gäste, kann Perathoner doch fachmännisch über so manchen Technikkniff Auskunft geben, über die Pisten der Sellaronda sowieso. Zu dieser Ski-Runde, die zur Crème de la Crème der internationalen Ski-Geografie zählt, geht es mit dem SkiBus, der gleich beim Hof hält. Wer sich lieber beim Langlaufen betätigen will, hat es noch näher, die Loipen im Langestal sind leicht zu Fuß zu erreichen. Ebenso leicht können Gäste im Falle eines abweichenden Aktivprogramms einen Treffpunkt für danach vereinbaren: Der hofeigene Wellnessbereich lockt mit Sauna, Dampfbad, Whirlpool sowie einem urigen Ruheraum samt Heubett und Vitalbar. Ein Plus: Auf dem recht neuen Berghof wohnen neben Familie Perathoner Milchkühe, Jungrinder und Kälber, Zwergziegen, Schafe, Hühner, Kaninchen und die verschmuste Katze Mino.
ALTA BADIA: Fornellahof-La Majun
Wie eine fast schon kitschige Panoramatapete umgibt die wilde Südtiroler Berglandschaft den auf 1.650 Metern Höhe gelegenen „Fornellahof-La Majun“ in St. Martin in Thurn/Alta Badia – Peitlerkofel sowie Geislerspitzen, Ikonen der Dolomiten, sind zum Greifen nah. Während des Frühstücks genießen Gäste aber nicht nur die Aussicht durch riesige Panoramafenster, sondern auch jede Menge von Familie Erlacher liebevoll zubereiteter hofeigener Produkte. Wen es trotz des stylishen Ambientes und der kulinarischen Vielfalt nach draußen treibt, der marschiert direkt in Richtung Würzjoch oder auf die „Halsl Hütte“. Bauer Helmut hält jede Menge Tipps bereit, wenn es mit Schneeschuhen in die nähere Umgebung geht und verleiht auch gern entsprechendes Equipment. Eltern gerade von kleineren Kinder seien aber gewarnt. Es kann gut passieren, dass ihre Schützlinge am liebsten am Hof bleiben. Der Grund: das tierische Stallleben mit Rindern, Hühnern, Katzen, Hasen und Meerschweinchen. Doch die Erwachsenen müssen nicht verzagen, können sie es sich doch derweil in Sauna, Whirlpool und Heubett des kleinen, aber feinen Wellnessbereichs gemütlich machen. Was freilich nach einem Winterausflug noch besser ankommt.